Die Umschlaggestaltung für die Jugendbuchreihe „Die drei ???“ ist unverwechselbar und ein wichtiger Grund für den nachhaltigen Erfolg der Geschichten rund um die drei Juniordetektive Justus, Peter und Bob. Verantwortlich dafür zeichnete die Illustratorin, Grafikerin und Malerin Aiga Rasch (1941-2009), der das Ostholstein-Museum in Eutin jetzt eine Ausstellung widmet.
„Donnerwetter, Hitchcock ist ja wer!“
Die Stuttgarterin war seit 1963 als freischaffende Grafikerin tätig und etablierte sich schnell – insbesondere als Kinderbuchillustratorin. Sie war für insgesamt 50 Verlage tätig und schuf über 500 Buchcover und 5000 Innenillustrationen. Als sie 1969 bei einem Besuch im Kosmos-Verlag zufällig die ersten Ausgaben der neu erschienenen „Die drei ???“-Reihe sah, weckte der Namen Alfred Hitchcock ihr Interesse. „Donnerwetter, dass ihr so’n Autor kriegt, Hitchcock ist ja wer!“, staunte sie und fragte, wie die Bücher laufen. „Mäßig“, lautete die Antwort. Und Aiga Rasch wusste auf Anhieb, dass das nur an den spröden, wenig aussagekräftigen Titelumschlägen liegen kann.
Farbstarke Illustrationen auf pechschwarzem Grund
Sie bot dem Verlag an, ein neues Konzept für die Buchumschläge zu entwickeln – auch honorarfrei, sollte sich nicht der gewünschte Erfolg einstellen. Der Rest ist Geschichte: Der Verkauf zog an, die Bücher und ab 1979 auch die Hörspiele erlangten Kultstatus. „Farbstarke Illustrationen auf pechschwarzem Grund widersprachen damals zwar allen Konventionen im Kinderbuchbereich und wurden vom Verlagschef zunächst skeptisch betrachtet“, erläutert Museumsleiterin Dr. Julia Hümme. Aber die Titel erzielten genau die beabsichtige Wirkung: Sie stachen ins Auge. Ohnehin sei es große Kunst, den Inhalt eines Buches stets so prägnant, geheimnisvoll und rätselhaft in einer Titelillustration festzuhalten, wie es Aiga Rasch getan habe.

Ein Schriftzug kreiert, den jedes Kind kennt
An diesem Projekt konnte Aiga Rasch ihr ganzes Talent beweisen. Denn nicht nur die Bilder waren ihr wichtig, ihr Steckenpferd war die gesamte Umschlaggestaltung von A wie Artwork bis Z wie Zeilenabstand. Den Schriftzug mit den drei verschiedenfarbigen Fragezeichen kennt heute jedes Kind. „So eine Marke ist ein Geniestreich. Selbst wenn man heute drei Quadrate in Weiß, Rot und Blau auf schwarzem Hintergrund platzieren würde, wüsste jeder, es geht um die drei ???“, sagt Mitarbeiterin und Kunsthistorikerin Sophie Matuszczak.
Bis sie ihren zeitlosen Stil endgültig fand, dauerte es etwas
Von 1970 bis 1999 war die Künstlerin für Layout und Coverbilder der drei ??? zuständig und kreierte insgesamt über 100 Titelillustrationen. Bis sie ihren zeitlosen Stil endgültig fand, dauerte es ein paar Jahre. Die ersten Bilder ähnelten zum Teil noch ihren vorherigen Kinderbuchillustrationen, von denen ebenfalls eine Auswahl in Eutin zu sehen ist. Dann aber entstanden ikonische Werke wie der „Phantomsee“, der „Super-Papagei“ oder der „Karpatenhund“.
Nachlassverwalter Bogucki stellt Originale zur Verfügung
Weil das neue Design so erfolgreich war, übertrug es der Kosmos-Verlag leicht geändert auch auf weitere Jugendbuchreihen – von „Hitchcocks Gruselkabinett“ bis „Sherlock Holmes“. Unter den von Nachlassverwalter Matthias Bogucki zur Verfügung gestellten Originalzeichnungen und Alternativentwürfen sind erstmals auch aus diesen Grusel- und Krimikabinetten Illustrationen zu sehen – sie wurden erst kürzlich im Kosmos-Archiv wiederentdeckt.

Ein vielfältiges Rahmenprogramm
Die Ausstellung findet in Kooperation mit den Eutiner Hitchcock-Days statt und wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet. Nähere Infos und Anmeldungen online auf www.oh-museum.de oder www.hitchcock-days.de. Und falls jemand darüber gestolpert ist: Natürlich ist Alfred Hitchcock nicht der Autor der Drei-???-Bücher. Das hatte Aiga Rasch anfänglich nur gedacht, weil der Name auf dem Cover stand. Die Geschichten stammten anfangs vielmehr aus der Feder von Robert Arthur, der den berühmten Namen des Regisseurs nutzen durfte. Hitchcock fungierte quasi als Herausgeber und trat auch in den Büchern als Mentor und teilweise Auftraggeber der Detektive auf – bis die Lizenz zur Nutzung des Namens 2005 auslief.
Volker Graap
Bild oben: Haben die Aiga-Rasch-Ausstellung in Eutin vorbereitet: Museumsleiterin Dr. Julia Hümme (rechts) und Mitarbeiterin Sophie Matuszczak. (Fotos: Graap)