In diesem Sommer residiert der Illustratoren-Adel im Eutiner Ostholstein-Museum. Ab dem 13. Mai sind dort rund 100 humorvolle Original-Gouachen des dänischen Malers und Grafikers Kurt Ard, den die Programmzeitschrift „Hörzu“ einst zum „König der Titel-Illustration“ ausrief, zu sehen. Die Vernissage findet am Freitag, 12. Mai, um 19 Uhr statt. Im Juni folgt dann die Sonderausstellung „Die drei ??? und die Queen of Covers“ über die Illustratorin Aiga Rasch.
Für die TV-Zeitschrift schuf der Künstler 260 Cover
Kurt Ard hat mit seinen fotorealistischen Titelbildern das Gesicht von Deutschlands bekanntester TV-Zeitschrift geprägt wie kein anderer – gut 30 Jahre lang. „Allein für die ,Hörzu’ entwarf er in seinem unverkennbaren Stil an die 260 Cover. Der Grund für seinen Erfolg: Kurt Ard hat einen fantastischen Blick für Alltagssituationen, die jeder von uns schon einmal erlebt hat, und für die kleinen menschlichen Schwächen“, erläutert Museumsleiterin Dr. Julia Hümme. „Es sind kleine Geschichten, die in den Bildern erzählt werden – und zwar immer auf den Punkt.“

Modell standen Passanten und die eigene Familie
Meist ist es der Gesichtsausdruck der Menschen auf den Zeichnungen, der den Betrachter zum Schmunzeln bringt. Und es sind reale Frauen, Männer und Kinder, die Kurt Ard hier widerspiegelt. Denn zum einen hat der Künstler Passanten mit „sprechenden Gesichtern“ einfach auf der Straße angesprochen und gebeten, für ein Arbeitsfoto Kontakt zu ihm aufzunehmen. Zum anderen hatte er seine Modelle tagtäglich vor Augen: Seine Frau und seine Kinder waren nicht nur beliebtes Motiv, sondern in vielerlei Hinsicht auch Inspiration für die dargestellten Alltagsszenen. Sohn Peter Ard, der seit 1994 in Eutin lebt und die Ausstellung initiiert hat, taucht auf den Exponaten zum Beispiel mehrfach auf. Er habe dann sein „Gummigesicht“ aufsetzen und Grimassen ziehen müssen. „Er hat uns zunächst fotografiert, aber auch das konnte sich hinziehen. ,Mecker’ nicht, du kriegst ja auch fünf Kronen’ hieß es, wenn ich mal ungeduldig wurde“, berichtet Peter Ard.
Der 97-jährige Maler lebt heute in Spanien
Sein Vater ist inzwischen 97 Jahre alt und lebt seit den 70er-Jahren in Spanien. Die erste umfassende Ausstellung seiner Cover kann der Künstler, der sich das Malen und Zeichnen einst – unglaublich, aber wahr – autodidaktisch beigebracht hat, zwar nicht besuchen. „Aber er freut sich tierisch und würde hier auch eine Träne nicht zurückhalten“, meint Peter Ard, den die Bilderschau selbst sehr berührt. Er ist mehrere Male nach Málaga gereist, um die Ausstellung vorzubereiten und Exponate auszuwählen.
Das Museum verkauft signierte Kunstplakate
Die Ausstellung „Kurt Ard – so gesehen … Titelbilder der Hörzu 1957-1972 und weitere Cover“ läuft bis zum 27. August im Erdgeschoss des Ostholstein-Museums am Schlossplatz 1. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag sowie feiertags von 11 bis 17 Uhr. Vom Illustrator signierte Kunstplakate sind vor Ort erhältlich. Infos zu Führungen auf www.oh-museum.de.
Volker Graap
Im Grimassenschneiden ist er geübt: Künstler-Sohn Peter Ard, heute selbst Illustrator und Fotograf, stand seinem Vater oft Modell. Er hat die Bilderschau in Eutin initiiert. (Bild oben, Fotos: Graap)
Kurt Ard wurde 1925 in Kopenhagen geboren und malte bereits als Kind. Er arbeitete einige Jahre auch in Schweden und den USA. Seine Illustrationen und Titelbilder erschienen in vielen internationalen Zeitschriften, darunter die „Saturday Evening Post“, die „Marie Claire“ und das dänische „Familie Journalen“. Die ersten Zeichnungen für die „Hörzu“ entstanden 1954, und er illustrierte den Roman „Suchkind 312“ des damaligen Chefredakteurs Eduard Rhein. Aufgrund einer Verwechslung zeichnete Ard statt eines Jungen ein Mädchen als Titelfigur. Doch dem Autor gefielen die Bilder derart gut, dass er sein Buch umschrieb und aus Martin eine Martina wurde.
