„Ihr seid eine Institution in Eutin und eine Bereicherung des Eutiner Kulturlebens“ – mit diesen Worten fasste Laudator Per Köster am Sonntag bei der Kulturpreisverleihung der Stadt Eutin zusammen, warum die Bäckerei Klausberger jetzt mit dieser alle zwei Jahre verliehenen Auszeichnung bedacht wurde.
Regelmäßige Kunstausstellungen, Lesungen und Vorträge
In seiner Lobrede schlug Köster einen Bogen von der traditionellen Backkultur über das Engagement für die Bildende Kunst bis hin zur Beteiligungskultur, denn ob Bluesfest oder Historienspektakel „Vielerley Feierey“ – vielen Events ist die aktive Unterstützung der Familie Klausberger gewiss. Von zentraler Bedeutung für die Preisverleihung war aber das Kulturcafé Klausberger am Markt 16, für dessen Sanierung die Firma bereits mit einem Architekturpreis ausgezeichnet wurde. Dort finden regelmäßig Kunstausstellungen, Lesungen und Vorträge statt. Hans-Peter Klausberger als Motor hinter dieser Kulturarbeit dankte der Stadt für diese große Wertschätzung. Und er dankte all den Menschen, die das Kulturcafé mit Leben erfüllt haben – darunter Künstler wie Jens-Peter Mardersteig, Ole West oder Fritz Schade.
Die nächste Generation übernimmt das Ruder
Mit dem 1. Mai haben Anja und Hans-Peter Klausberger nun nicht nur ihre Bäckerei, sondern auch die Kulturarbeit in jüngere Hände gegeben. Die nächste Generation übernimmt das Unternehmen – und geht dabei ebenfalls unkonventionelle Wege. Bäckermeisterin Jana Klausberger (32), ihr Lebensgefährte Cléa Sayous (36) und ihr Bruder Peer Klausberger (34) wollen den Familienbetrieb zukunftssicher aufstellen und in eine Genossenschaft umwandeln – für Bäckereien hat das in Deutschland Seltenheitswert. „Damit können wir den Generationswechsel absichern und Verantwortung teilen“, erklärt Jana Klausberger. Denn während in der Einzelfirma der Selbstständige mit seinem ganzen Vermögen hafte, verhalte es sich in der Genossenschaft so, dass Mitglieder nur für ihre Anteile hafteten, nicht darüber hinaus, sagt sie. Die Genossenschaft biete die Chance, „dass es in Eutin noch ganz lange eine Bäckerei gibt und dass die Grundversorgung vor Ort sichergestellt ist“. Klausberger ist die einzige Eutiner Bäckerei, die ihre Waren noch selbst vor Ort produziert.
Jeder „Genosse“ hat auch ein Mitspracherecht
Anteile an der Genossenschaft können in erster Linie die 40 Angestellten, aber auch Kunden erwerben. Nicht-Mitarbeiter müssen mindestens drei Anteile kaufen. Ein Anteil wird 100 Euro kosten. Jeder „Genosse“ hat auch ein Mitspracherecht bei der künftigen Entwicklung der Bäckerei. Pro Person gibt es eine Stimme – egal, wie viele Anteile sie hält. Auch Senior-Chef Hans-Peter Klausberger ist von der Idee überzeugt: „Das, was die Genossenschaft verdient, fließt in sie zurück.“
Umwandlung soll bis Anfang 2024 vollzogen sein
Der Satzungsentwurf wird derzeit geprüft und muss von einem Genossenschaftsverband genehmigt werden. Ab 2024 soll die Genossenschaft die Geschäfte der Stadtbäckerei Klausberger weiterführen unter dem Namen „Bäckerslüüd“. Das Plattdeutsche habe ihrer Familie gefallen, sagt Jana Klausberger. „Der Name drückt außerdem aus, dass es um Menschen geht, die die Genossenschaft gemeinsam tragen.“
vg/BEN
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Eutin: Bürgermeister Sven Radestock mit den Kulturpreis-Gewinnern Anja und Hans-Peter Klausberger sowie Bürgervorsteher Dieter Holst (von links). (Foto: Graap)