Saisonauftakt auf dem Eutiner See: Die „MS Freischütz“ legt ab

Die Winde der Slipanlage nahe der Festspielbühne am Großen Eutiner See dreht sich langsam, das Stahlseil knackt, die 20 Tonnen schwere Last ächzt – und dann rutscht das Schiff sanft ins kühle Nass. Die „MS Freischütz“, das Fahrgastschiff der Eutiner Seerundfahrt, hat wieder Wasser unter dem Kiel. Die Saison kann beginnen.

Der Motor springt grummelnd an, die „MS Freischütz“ gleitet an den Anleger. Firmenchef Markus Frick ist mit dem reibungslosen Verlauf der Operation zufrieden: „Wir haben das Schiff in den vergangenen Tagen technisch instand gesetzt, unter anderem musste das Getriebe repariert werden.“ Unterstützt haben ihn dabei Kfz-Meister Sven Rüsch und Smutje Ivo Prodanovic. Letzterer gehört zur guten Crew an Bord, die weitgehend eigenverantwortlich in Eutin agiert. Denn Frick selbst ist Kurdirektor auf der Insel Poel (Mecklenburg-Vorpommern) und betreibt das Familienunternehmen nur noch im Nebenerwerb – aus alter Verbundenheit.

Das Schiff gleitet langsam von der Slipanlage.

 

Seerundfahrt übernommen von einem Fischer

„Meine Eltern hatten die Seerundfahrt Anfang der 70er Jahre vom hiesigen Fischer übernommen. Wir wohnten damals auf der Fasaneninsel in direkter Nähe und betrieben das Fahrgastgeschäft zunächst mehr als Hobby“, erzählt Frick. Mit dem Schippern ist er groß geworden. Bevor er das Radfahren lernte, konnte er schon Boot fahren.

Im Alter von 16 Jahren bestand er seine Prüfung, die ihm das Führen eines Binnenschiffs erlaubte. „Damals erhielt ich den Schein nur unter Vorbehalt, weil ich noch nicht 18 war. Bei der Ausbildung war das niemandem aufgefallen, aber die Wasserschutzpolizei hatte da ein Auge drauf“, sagt Frick. „Das war ein netter Ferienjob zur Schul- und Studentenzeit. Und ich springe auch heute noch gerne für Abendfahrten und Wochenenddienste ein.“

Fünf Kapitäne steuern das Ausflugsschiff

Ansonsten aber ist Verlass auf seine fünf Kapitäne, die sich am Steuerrad ablösen. „Alles Leute aus der Schifffahrt, von Polizei, Zoll, sie fuhren Küstenmotorboote oder Frachter. Bei uns lenken sie das Schiff nicht, weil sie müssen, sondern aus Überzeugung und Leidenschaft.“

Markus Frick steuert die MS Freischütz noch, wenn Not am Mann ist.

 

Corona-Krise war eine „absolute Katastrophe“

Familie Frick startete einst mit einem kleinen Holzschiff, dem dann ein umgebauter Holzkutter von der Marineunteroffizierschule aus Plön folgte. Seit 1982 setzt das Unternehmen ein komfortables Motorschiff mit Gastronomie, Heizung und Toiletten an Bord ein, seit 1990 tut die „MS Freischütz“ ihren Dienst. Allerdings sind die goldenen Zeiten der Ausflugsschiffe auch in Eutin vorbei. Seit Jahren fehlen zunehmend die Einzelgäste, und die Corona-Krise war für Frick eine „absolute Katastrophe. Ich bin froh, dass ich von dem Betrieb nicht leben muss“.

Fester Bestandteil von Programmen für Reisegruppen

Allein mit Laufkundschaft könnte sich die Seerundfahrt heute nicht mehr über Wasser halten. „Wir sind zum Glück fester Bestandteil von Programmen für Reisegruppen zum Beispiel von Tourist-Info, Brauhaus oder Schloss und werden darüber hinaus gerne von Hochzeits- und Geburtstagsgesellschaften oder jetzt auch wieder für Krimi-Lesungen gechartert. Das funktioniert gut“, meint Frick. Insgesamt bietet das 25 Meter lange Schiff Platz für 120 Gäste, rund 70 Plätze gibt es innen.

Karfreitag ist regulärer Saisonstart

Und so war auch die erste Ausfahrt am 1. April eine exklusive Buchung. Am Karfreitag, 7. April, startet nun die Saison regulär. „Über Ostern fahren wir täglich ab 12.30, 14 und 15.30 Uhr von der Hauptanlegestelle in der Stadtbucht. Danach nur an den April-Wochenenden“, sagt Frick. Ab Mai ist die „MS Freischütz“ schließlich wieder täglich auf dem Großen Eutiner See unterwegs – bis im Herbst die Slipanlage zum zweiten Mal im Jahr zum Einsatz kommt und die „MS Freischütz“ für das Winterquartier aufs Trockene gezogen wird. Infos zum Fahrplan gibt es online auf www.eutiner-seerundfahrt.de.

Volker Graap

In Eutin wurde das Ausflugsboot nach der Winterpause Ende März jetzt wieder zu Wasser gelassen. (Fotos: Graap)

Überlegungen für die Zukunft
Markus Frick macht sich derzeit auch Gedanken über die Zukunft der Eutiner Seerundfahrt. „Es gibt die Idee, die MS Freischütz auf einen emissionsfreien Elektroantrieb umzurüsten. „Dann wären wir umweltfreundlich und geräuschlos unterwegs und könnten auf den Motor, der alle sechs Jahre ausgebaut und komplett überholt werden muss, verzichten“, sagt Frick. Für eine Umsetzung 2024 prüft der 57-Jährige derzeit alle Fördermöglichkeiten.
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