Der Aufbruch zu neuen Ufern kann manchmal steinig sein. Das erleben auch gerade die Eutiner Festspiele. Weil die Freilichtbühne und die Zuschauerränge im Schlossgarten neu gebaut werden, müssen eine komplette Saison lang kleinere Brötchen gebacken werden. Zur Überbrückung gibt es statt der gewohnten Opern- und Musicalvorstellungen nun eine Reihe von kleinen, aber feinen Veranstaltungen, die fast allesamt auf der Studiobühne in der Opernscheune stattfinden.
Eine bunte Mischung kultureller Events
In diesem vor zwei Jahren für 200 Zuschauer ausgebauten Konzertsaal kommen von Mai bis Oktober Klassik, Jazz, Folklore, Kabarett, Comedy, Lesungen, Theater, unterhaltsame Vorträge und nicht zuletzt ein Musikmärchen für die ganze Familie zur Aufführung. „Wir haben die ehemalige Probebühne schon 2021 ausgebaut, um andere, auch experimentelle Formate zeigen zu können, die man nicht in einer Freilichtarena mit 2000 Plätzen durchführen kann“, erläutert Geschäftsführer Falk Herzog. Die Studiobühne ist jetzt mit moderner Ton-, Licht- und Belüftungstechnik ausgestattet.
Große Veranstaltungen sind ersten 2024 wieder möglich
Eine große Ausweichtribüne einzurichten, habe sich aus Kostengründen nicht umsetzen lassen. Das finanzielle Risiko einer Reihe kleiner Veranstaltungen auf der eigenen, wetterunabhängigen Bühne in der Opernscheune sei dagegen kalkulierbar, erklärt Herzog weiter. Es werde sicher nicht den Kassenstand der Festspiele aufbessern. Aber es sei das Ziel des Festspiele-Teams, den treuen Besuchern etwas zu bieten und vielleicht auch das Interesse neuer Gäste für die Festspiele zu wecken. Im Grunde gelten für die Festspiele zwei Prioritäten: Einmal geht es darum, sich das Publikum warmzuhalten für die Spielzeit 2024, wenn wieder richtig durchgestartet werden kann auf einer dann einzigartigen neuen Tribüne und Freilichtbühne direkt am Großen Eutiner See. Und für diesen Neustart sollten dann auch die nötigen finanziellen Ressourcen vorhanden sein. Man muss sich auch in Sachen Budget auf die Zukunft konzentrieren, um 2024 mit voller Kraft loslegen zu können. Übrigens steht bereits fest, dass die neue Spielstätte mit der Weber-Oper „Der Freischütz“ eröffnet wird.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei
Trotzdem dürfen sich die Zuschauer auch in dieser Saison auf ein attraktives, wenn auch für die Sommeroper untypisches Programm freuen. „Es ist uns gelungen, in vergleichsweiser kurzer Zeit ein weit gefächertes Programm zusammenzustellen“, sagt Co-Geschäftsführerin Anna-Luise Hoffmann. 15 Veranstaltung sind bereits terminiert, die eine oder andere weitere soll noch dazukommen – zum Beispiel Open-Air-Konzerte. „Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wir wollen möglichst viele Personenkreise ansprechen“, so Anna-Luise Hoffmann. Als ein Beispiel nennt sie das Musikmärchen „Die kleine Meerjungfrau“, das ein Vergnügen für alle Menschen ab vier Jahren ist. Das Werk des Lübeckers Àkos Hoffmann ist die erfolgreichste Kinder-Orchesterkompositionen der letzten Jahre im deutschsprachigen Raum. Die Kammerphilharmonie Lübeck unter der Leitung von Emanuel Dantscher sowie Àkos und Melinda Hoffmann als Erzähler führen das Märchen am 12. August zweimal auf.
Musiker des Festspielorchesters sind eingebunden
Ohnehin werden einige Musiker des Festspielorchesters, der Kammerphilharmonie Lübeck, zum Einsatz kommen. Am 24. Juni präsentiert das Hamburger Stage Ensemble unter dem Titel „Vivaldi meets Piazzolla“ zweimal die „Vier Jahreszeiten“. Unter dem Motto „New Stories for Piano“ spielt Chris Jarrett am 5. August ein Programm von Klassik bis Jazz. Und am 9. September ist Comedian Florian Hacke mit seinem Programm „Nichts darf man mehr !!1“ zu Gast. Eine musikalische Reise unternimmt auch das Trio Nidaš, die von Tango bis Klezmer reicht (27. Mai). Das Michel Schroeder Quintett aus Hamburg steht für Jazz in einer seiner ursprünglichsten Formen, aber mit einem ganz eigenen Ton einer Generation junger Jazzmusiker. Dieses Konzert bildet am 20. Mai den Auftakt der Reihe.
Kooperation mit Hitchcock-Days und Kulturbund
„Darüber hinaus haben wir zwei Kooperationen mit Eutiner Institutionen“, kündigt Hoffmann an. Es geht um einen Vortrag und eine szenische Lesung im Rahmen der Hitchcock-Days (extra Link) sowie um zwei Veranstaltungen, die zusammen mit dem Kulturbund Eutin organisiert werden: „Eine Frau“, ein Roman der Nobelpreis-Trägerin Annie Ernaux, wird in einer Lesung von Franziska Mencz mit Musik von Michael Rettig und Clovis Michon am 30. Juni präsentiert. Und das viel gelobte Kammerspiel „Wölfinnen“ bringen Bremer Theaterschauspielerinnen am 25. August zur Aufführung.
Kartenvorverkauf beginnt am 3. April offiziell
Der Kartenvorverkauf beginnt am 3. April. Buchungen sind auf www.eutiner-festspiele.de oder über die Ticket-Hotline 04521 80010 möglich. Online gibt es eine digitale Ansicht des jeweiligen Platzes, sodass man sich seinen Sitzplatz genau aussuchen kann. Ein Tool, dass bereits für die neue Tribüne installiert wurde.
Bauarbeiten für Tribünen-Neubau sind im Zeitplan
Die Verantwortlichen sind im Übrigen sehr froh, dass die Bauarbeiten am See genau im Zeitplan liegen. „Momentan sind die Gründungsarbeiten in vollem Gange“, berichtet Falk Herzog. Auf der Baustelle sind bereits die vielen Pfähle zu sehen, auf denen das Betonbauwerk einmal ruhen wird. Im April 2024 wollen die Eutiner Festspiele die dann weitgehend fertige Freilichtanlage übernehmen und für die Saison vorbereiten.
Volker Graap
Die 2021 ausgebaute Studiobühne in der Opernscheune wird 2023 zum Mittelpunkt für fast alle Veranstaltungen der Eutiner Festspiele. Die Geschäftsführer Falk Herzog und Anna-Luise Hoffmann stellten jetzt das Programm vor (Foto: Graap)