Touristen in Travemünde beklagen fehlende Infrastruktur und unübersichtliche Bezahlsysteme
Die Bundesregierung hat zuletzt die Umstellung auf Elektromobilität gefördert, und das Aus für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren soll kommen. Wer allerdings mit einem Elektroauto unterwegs ist, ist auf eine entsprechende Ladeinfrastruktur angewiesen. So wie das Ehepaar Böddeker aus Gütersloh, das eine Zweitwohnung in Travemünde besitzt.
Akku nicht voll geladen
„Ich fahre bereits das vierte Elektroauto. Erstmals bin ich mit meiner Frau Ende Dezember die Strecke von Gütersloh zum Zweitwohnsitz in Travemünde gefahren“, schildert Manfred Böddeker seine Erfahrungen. „Leider muss ich in Travemünde feststellen, dass die Ladesäulen Emil nur mit geringster Ladeleistung von 3,5 Kilowatt die Stunde laden.“ Bei einer maximalen Parkdauer von zwei Stunden füllt sich der Akku nur so weit, dass er im Winter damit nur 40 Kilometer zurücklegen kann. „Einzig die Schnellladesäule am Hafenhaus bietet Entlastung, wenn diese nicht auch belegt ist“, so Böddeker.
Es gibt aber noch weitere Kritikpunkte. Und die betreffen die Technik. Da sind zum einen alte Ladekabel, die nur eine geringe Ladeleistung erlauben. Moderne Kabel laden nach Böddekers Erfahrung doppelt so schnell. Ein weiterer Punkt ist, dass jeder Anbieter unterschiedliche Bezahlsysteme nutzt. „Ich besitze etliche Karten und Apps und muss jedes Mal erneut schauen, was funktioniert“, klagt er. „Der Frust ist manchmal sehr groß.“
Mehr öffentliche Lademöglichkeiten
Als Beispiel nennt das Ehepaar die Emil-Säule in der Trelleborgallee. „Wir haben unser Auto abgestellt und sind Frühstücken gegangen“, erzählt seine Frau Elisabeth. Während dieser Zeit habe der Ladevorgang nicht funktioniert. Also umparken und erneut versuchen. Dieses Mal funktioniert der Ladevorgang, wenn auch nur nach mehreren Anläufen. „Sollte die Anzahl der Elektroautos steigen, wird sich dieser Frust weiter erhöhen“, stellt Böddeker fest.
Das Ehepaar aus Gütersloh wünscht sich mehr öffentlich zugängliche Lademöglichkeiten, auch zentral gelegen. Nach Auskunft von Lars Hertrampf, Sprecher der Stadtwerke Lübeck, gibt es in Travemünde zwölf Ladepunkte im Fischereihafen auf dem dortigen Parkplatz. „Wir realisieren außerdem laufend weitere Projekte sowohl in Lübeck als auch in Travemünde“, so der Stadtwerkesprecher.
Darüber hinaus sollten sich aber auch touristische Einrichtungen wie Hotels und Vermieter von Ferienwohnungen besser auf die Elektromobilität der Touristen einstellen, meint das Ehepaar Böddeker. Auch Eigentümergemeinschaften sollten sich nicht der Elektromobilität verschließen. Schließlich müsse sich dringend etwas bei Lademanagement und bei den Bezahlsystemen ändern. Eine Vereinheitlichung wäre wünschenswert. Aber da ist eher die Politik gefragt. Anja Hötzsch
Wünschen sich mehr öffentliche und zentral gelegene Lademöglichkeiten, ein besseres Lademanagement und eine Vereinheitlichung bei den Bezahlsystemen: Elisabeth und Manfred Böddeker aus Gütersloh besitzen bereits ihr viertes Elektroauto und besuchen regelmäßig ihren Zweitwohnsitz in Travemünde. Foto: Anja Hötzsch
Ich habe dieses Ladeproblem nicht. Liegt es vielleicht an seiner Ladekarte (Bezahlprovider)? Ich habe dort zuletzt am 11.01.23 mit 11 kWh geladen.