Angewandte Kunst? Pustekuchen! Die von Lena Kaapke hergestellten Gefäße sind kein kunstvolles Porzellangeschirr, sondern echte Kunst, für die sie Keramik nur als Medium, als Ausdrucksmittel nutzt. Ihre Kunstwerke sind nicht zum Gebrauch bestimmt, sondern haben allesamt etwas zu sagen. Kaapke drückt sich mit Keramik aus wie andere mit Ölfarben. Die Objekte und Installationen kann man jetzt bis zum 29. Mai im Eutiner Ostholstein-Museum ergründen. Die Eröffnung findet am Donnerstag, 2. März, um 18 Uhr statt.
Preise, Auszeichnungen und Stipendien
Als Absolventin der Muthesius Kunsthochschule Kiel arbeitet Lena Kaapke seit 2015 als selbstständige konzeptionelle Künstlerin im Bereich der installativen zeitgenössischen Keramik, in der wissenschaftliche bis gesellschaftskritische Ansätze zum Tragen kommen. Dafür hat sie schon viel Anerkennung geerntet und Preise, Auszeichnungen und Stipendien eingeheimst. So machte sie sich auch bereits in Dänemark, Kanada, Japan und China auf die Spuren des Werkstoffs.
Kunstwerke mit großer Tiefgründigkeit
Ein gutes Beispiel ihrer Intension liefert die Installation „Produktionslinie“: Hier reiht sie 17 Porzellanschalen aneinander, die in ihrer Erscheinung den Schälchen mit dem typischen blauen Muster ähneln, die im chinesischen Jingdezhen hergestellt und weltweit erkauft werden. Lena Kaapke hat sich die Porzellanfabrik vor Ort angesehen und ihre Erkenntnisse in dem Kunstwerk wiedergegeben: Jede Schale ihrer Installation repräsentiert einen der 17 Meister, die in 17 Schritten des insgesamt nur 97 Sekunden dauernden Produktionsprozesses eine der Reismuster-Schalen herstellen. Die Tiefgründigkeit der Kunstwerke erschließt sich erst bei näherer Beschäftigung damit.
Wie sich reine Technologie auf Form und Farbe auswirkt
Lena Kaapke hat aber auch Farben und Glasuren künstlerisch erforscht. „Dabei kann man nur mit purer Vorstellungskraft arbeiten, weil die Farben und Muster erst mit dem Brennprozess entstehen“, berichtet sie. Auf die Keramikschalen hat sie zuvor nur weißes Pulver und Wasser aufgetragen. Die Brenndauer, die Temperatur im Ofen oder auch das Heizmaterial haben Einfluss auf das Endergebnis. Das Spektrum der Möglichkeiten zeigen Lena Kaapkes Installationen. Wie reine Technologie sich auf Form und Farbe auswirkt, belegen auch die sogenannten „Atmografiken“ der Künstlerin. Dabei hat Kaapke bereits das Gefäß als Medium überwunden und experimentiert bzw. forscht mit der Glasur nur noch auf dünnen Keramikplatten, die einem Blatt Papier ähneln.
Zwei Führungen mit der Künstlerin
Wer zur Ausstellung „Feldforschungen“ Erläuterungen aus erster Hand erhalten möchte, kann an zwei Führungen mit der Künstlerin teilnehmen. Diese finden am Sonntag, 26. März, um 11.30 Uhr und am Mittwoch, 3. Mai, um 18 Uhr statt. Weitere Infos gibt es online auf www.oh-museum.de.
Volker Graap
Lena Kaapke präsentiert auch diese Schalen, die alle mit derselben Glasur bearbeitet wurden, aber unterschiedliche Brennprozesse durchlaufen und dadurch andere Muster erhalten haben. (Foto: Graap)