Seine Bilder brodeln vor Energie und Lebensfreude: Vor knapp sechs Jahren hat Steffen Schwien aus Söhren in der Gemeinde Malente zu malen begonnen und sich in kürzester Zeit zum gefragten Künstler entwickelt. Im Dezember sind die Bilder des 30-Jährigen in New York zu sehen – und ab dem jetzigen Sonntag, 26. Februar, bereits im Eutiner Ostholstein-Museum.
Intuitiv nach Farbe und Pinsel gegriffen
„In der tristen Jahreszeit können wir diesen Farbrausch gut gebrauchen, die Bilder machen einfach gute Laune“, schwärmt Museumsleiterin Dr. Julia Hümme. Und Schwien selbst versteht seine abstrakt anmutende Kunst als direkten Spiegel seiner eigenen Gefühlswelt. „Die Bilder sind Seelenstücke von mir“, betont er. Es seien stets flüchtige Emotionen, die inneren Stimmungen, die er auf die Leinwand banne. „Und wenn ich dann zum Pinsel greife, fließt pure Energie.“ Zur Malerei hat der Autodidakt nach einem schweren Unfall, der ihm fast das Leben kostete, gefunden. Er hat danach zwar noch BWL studiert und einen Job begonnen, aber schnell gemerkt, dass ihn dies nicht erfüllte. „Ich habe irgendwann intuitiv nach Farbe und Pinsel gegriffen und da gespürt, was die Kunst mit mir und was sie mit den Betrachtern macht. Und ich habe erkannt, dass die Malerei der Grund ist, warum ich noch hier bin“, erzählt Schwien. Mit seiner durch und durch lebensbejahenden Kunst will er dem Schicksal etwas zurückgeben.
Mit dem Bunsenbrenner die Leinwand bearbeitet
Alles andere als gewöhnlich ist auch der Entstehungsprozess der Bilder. Zunächst sammelt er sich, um ein Gespür für seine momentane Stimmung zu bekommen. Daran schließt sich der Prozess des Farbmischens an, der bis zu 15 Stunden dauern kann. „Dann skizziere ich die Farbverläufe vor und ordne meinen Gefühlen Farben zu“, erläutert er. Mit Leidenschaft und vollem Körpereinsatz bringt er sieben oder acht Schichten Acrylfarbe mit dem Pinsel auf die Leinwand – mit einer Dynamik, die aus jedem einzelnen Bild unübersehbar herauszulesen ist. „Danach verschiebe ich die Farben mit dem Bunsenbrenner. Die Flamme bricht obere Schichten auf und bringt tieferliegende Farbbereiche wieder ans Licht.“

55 Exponate geben Eindruck von Schwiens Vielseitigkeit
Der Lernprozess, sagt Steffen Schwien, war teuer, zeitintensiv und brandgefährlich. „Ich habe vier Leinwände abgefackelt und viele Farbschichten verbrannt, bis ich den richtigen Winkel für das Ansetzen des Brenners im Gefühlt hatte.“ Die 55 Exponate im Ostholstein-Museum zeigen nun auch die Vielseitigkeit des Künstlers, der mehrere unterschiedliche Serien produziert hat. Neben den farbberauschten gibt auch Bilder in Schwarz-Weiß oder auch eine Collagen-Serie, in der er Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anprangert.
Erfolg, weil er seine Kunst komplett lebt
Schwien kann seit zwei Jahren von seiner Kunst leben. Die Bilder erzielen vier- bis fünfstellige Beträge. Seinen Erfolg erklärt sich der Shooting-Star der Kunstszene so: „Ich bin schon so weit, weil ich meine Kunst komplett lebe. Das merken die Menschen, es begeistert und berührt sie. Und wenn man im Leben für etwas brennt, bleibt der Erfolg nie aus“, ist Schwien überzeugt.
Zwei Führungen mit dem Künstler
Die Ausstellung wird am 26. Februar um 11.30 Uhr eröffnet und ist dann bis zum 1. Mai im Eutiner Ostholstein-Museum zu sehen. Am Sonntag, 12. März, um 11.30 Uhr und am Donnerstag, 13. April, um 18 Uhr gibt es auch zwei Künstlerführungen.
Volker Graap
Seine Bilder sind bunt, energiegeladen und begeistern ein internationales Publikum: Steffen Schwien aus Söhren ist auf dem Weg zum Star. (Foto: Graap)