Warum ertrinken im Klughafen Lübeck immer wieder Menschen?

Klughafen Lübeck gefährlich

Schon wieder ein Toter im Lübecker Klughafen. Am Montag fanden Polizeitaucher die Leiche des seit Tagen vermissten Thomas N. nahe des Cargo-Schiffs. Thomas N. ist nicht der erste Mensch, der in der Kanaltrave ums Leben gekommen ist.

Schon mehrere Menschen sind im Klughafen ertrunken

Kurz vor Silvester ist bereits ein Mann im Klughafen ertrunken. Ohne ersichtlichen Grund ist er ins Wasser gefallen. Ende März 2020 ertrinkt eine Joggerin ebenfalls im Klughafen. Am helllichten Tag. Auch heute ist noch nicht klar, was eigentlich genau passiert ist. Sicher ist aber: „Die Opfer ertrinken nicht immer dort, wie sie schließlich gefunden werden“, erklärt Maik Seidel, Pressesprecher der Lübecker Polizei. Ebenfalls 2020 kommt es nahe der Hubbrücke zu einem tödlichen Badeunfall. In diesem Fall allerdings dokumentiert eine Zeugin den Ort und den Hergang des Unfalls.

Ist der Bereich Klughafen besonders gefährlich?

Aber was macht das Areal am Rande der Lübecker Altstadt eigentlich so gefährlich? Auf der Seite der Falkenstraße begrenzen hohe Kaimauern den Fluss. Sie sind nicht gesichert. „Wer da reinfällt, kommt schwer wieder raus“, sagt Maik Seidel. Zwar gibt es Treppen in der Kaimauer. Aber: Im Wasser sei es gar nicht so einfach, die Orientierung zu behalten und wieder heraus zu kommen. Auf der Seite der Kanalstraße gibt es zwar eine Böschung, aber auch Stege, die nur zur Hälfte gesichert sind. Außerdem kann es an den Böschungen rutschig sein, gerade im Winter.

Wer ins kalte Wasser fällt, hat kaum eine Überlebenschance

Und: Wer bei diesen Temperaturen ins eiskalte Wasser fällt, hat kaum eine Chance, lange zu überleben. „Durch plötzliches Eintauchen in eiskaltes Wasser wirken in den ersten 1 bis 3 Minuten auf den menschlichen Körper lebensbedrohliche Reflexe ein“, weiß die DLRG. Die Atemfrequenz steigt stark an, ebenso der Blutdruck und die Herzfrequenz. Außerdem verengen sich die Blutgefäße. Zudem nimmt die Leistungsfähigkeiten der Muskeln und der Nerven bei Kälte rapide ab. Die Folge: Die Menschen ertrinken sofort oder sterben an Herzversagen.

Gefährliche Strömungen in der Kanaltrave

Hinzu kommen gefährliche Strömungen in dem Bereich des Klughafens. „Rund um die Lübecker Altstadt laufen zwei entgegengesetzte Strömungen“, erklärt Polizeipressesprecher Maik Seidel. Das sei per so schon schwierig für Schwimmer. Hinzu kommen gefährliche Verwirbelungen, die durch diese Strömungen entstehen. Die Polizei Lübeck hat diese besonders im Bereich der Hubbrücke lokalisiert. Im Klughafen zu baden ist also grundsätzlich keine gute Idee.

Lübeck trauert um Thomas N.

Lübeck trauert um den toten Thomas N.. An der vermeintlichen Unfallstelle nahe der Discothek Hüx haben Menschen Kerzen aufgestellt. In den sozialen Medien, zum Beispiel auf der Facebook-Seite von Wochenspiegel-Online.de, sprechen Menschen den Angehörigen des 49-Jährigen ihr Beileid aus. Und sie schreiben, was wohl viele gerade denken: Hoffentlich wird es der letzte Tote im Lübecker Klughafen sein. Oliver Pries

Foto: Holger Kröger

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