Eutiner Neujahrsempfang mit 400 Gästen und einem Wir-Gefühl

„Der Laden ist voll“, stellte Bürgervorsteher Dieter Holst bei der Eröffnung des Eutiner Neujahrsempfanges am Sonntag salopp fest. Rund 400 Gäste – einfache Bürger sowie Vertreter aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens – folgten der Einladung von Stadt und dem Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“, um im Speisesaal der Kaserne Rückschau zu halten und Ausblicke zu wagen. So ist es in Eutin seit genau 50 Jahren Tradition – nur in den vergangenen beiden Corona-Jahren pausierte die Veranstaltung.

Viele Großprojekte stehen 2023 an

Holst erinnerte daran, dass nach der Pandemie neue, große Herausforderungen ins Haus stünden. „Wir haben Krieg in Europa und spüren die Folgen.“ Und er riet allen dazu, offene und liegen gebliebene Fragen „nach und nach gemeinsam anzupacken und zu einem guten Ende zu führen“. Eutins neuer Bürgermeister Sven Radestock nannte dann auch fünf Großprojekte, die – nicht nur – in 2022 für viel Aufregung gesorgt haben. „Da ist die Festspiel-Tribüne im Schlossgarten, der Neubau der Feuerwehr, die Schlossterrassen, der Neubau der Schule Am Kleinen See und natürlich der Wilhelm-Wisser-Schule. Diese Themen werden uns weiterhin begegnen, ich hoffe allerdings, dann mit weniger Aufregung. Nicht, weil es überhaupt keine Probleme geben wird – sondern weil wir anders mit ihnen umgehen“, betonte Radestock.

Der neue Bürgermeister Sven Radestock sprach vor 400 Besuchern. Am Sonntag war er gerade einmal 15 Tage im Amt.

Es braucht Kontakt, Gespräche, ständigen Austausch

Für ein besseres Miteinander formulierte der Verwaltungschef drei Grundsätze: „Erstens: Es gibt Schwarz und Weiß – richtig ausgeprägt allerdings nur selten. Das Leben ist bunt. Das Leben ist ein Leben der Zwischentöne. Der zweite Grundsatz lautet deshalb auch: Es gibt selten ein eindeutiges Richtig und Falsch“, so Radestock. Es gehe vielmehr um das Ringen um die bestmögliche Lösung und darum, den Weg dorthin nachvollziehbar zu gestalten. „Kategorien wie Sieg oder Niederlagen, Gewinner oder Verlierer sollten in der Politik ausgedient haben. Sie vergiften uns nur, sie bringen uns nicht weiter. Womit ich beim dritten Grundsatz wäre: Selbst der oder die, der oder die anderer Meinung ist, mir vielleicht sogar ein wenig unsympathisch ist, ist – ein Mensch“, sagte Radestock. Das klinge einfach, sei es aber nicht. „Deshalb brauchen wir Kontakt, Gespräche, ständigen Austausch – in den politischen Gremien, in der Stadt, überall“, unterstrich der Bürgermeister.

Ideensammlung für attraktive City wohl ab März

Ein Beispiel kann der digitale und analoge Partizipationsprozess zur attraktiveren Gestaltung der Eutiner Innenstadt sein, der voraussichtlich im März beginnt. „Wir schaffen eine Möglichkeit, alle Gedanken, alle Vorstellungen zu sammeln. Ohne dass jemand extra einen Brief oder eine Mail schreiben muss. Thematisch geht es dann erstmal um die Frage, wie wir unsere Stadt grüner, schicker, leuchtender und noch interessanter hinbekommen“, erklärte Radestock und betonte: „2023 kann zu unserem Wir-Jahr werden!“

Landrat fordert, städtische Projekte zu priorisieren

Dem Ostholsteiner Landrat macht die lange Liste der Projekte allerdings Kopfzerbrechen. „Eutin hat eine ganze Menge an Herausforderungen. Für meinen Geschmack etwas zu viel. Angesichts ihrer Finanzlage muss die Stadt bei den Projekten priorisieren“, mahnte Reinhard Sager. In seinem Grußwort gab er noch eine weitere Empfehlung ab: Eutin solle sein Alleinstellungsmerkmal auf dem Kultursektor mit den Einrichtungen rund ums Schloss intensiver als bisher bewerben. Und er legte der Stadt den Ankauf des Tischbeinhauses in der Stolbergstraße ans Herz. Die von der Kreisverwaltung angestrebte gemeinsame Finanzierung hatte die Stadtvertretung im Dezember abgelehnt – mit Verweis auf die klammen Finanzen der Kommune. Der Kulturstiftung Ostholstein schwebt vor, aus dem früheren Haus des berühmten Goethe-Malers eine Dependance des Ostholstein-Museums mit zusätzlicher Ausstellungsfläche zu machen.

Tag der offenen Kasernen-Tür am 26. August

Bataillonskommandeur Dr. Hendrik Hoffmann würdigte, dass seine Soldaten in Eutin „ein fest integrierter Teil und nicht die Unbekannten auf der anderen Seite des Kasernenzauns“ seien. Wie keine andere Bundeswehreinheit im Norden sei das Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ mit seinem Standort verwurzelt. „Zum 65. Geburtstag des Bataillons werden wir den Bürgern das breite Bild unserer Soldaten zeigen und die Öffentlichkeit am 26. August zu einem Tag der offenen Tür einladen“, kündigte der Oberstleutnant schon einmal an.

Volker Graap

Beim Defilee zum Neujahrsempfang galt es für den neuen Eutiner Bürgermeister Sven Radestock, viele Hände zu schütteln und ein paar Worte zu wechseln – hier mit Ingrid Berger vom Vorstand der Bürgerstiftung Eutin. (Fotos: Graap)

Auch die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde waren wieder vor Ort und überbrachten den Gästen Segenswünsche. In die Spendendose der neunjährigen Anni steckte auch Christian Burgdorf, Vorsitzender des Betreuungsvereins Ostholstein, einen Obolus.

 

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