Eutin: Sicherheitsdienst im Einsatz am Lindenbruchredder

Um „schöner Wohnen“ geht es am Lindenbruchredder in Eutin nicht. Die Obdachlosenunterkünfte sind der Notnagel für Menschen ohne Bleibe. Dass sich dort aber ein wüstes Bild bietet und das Areal besonders im vergangenen Jahr zum Konfliktherd geworden ist, ist etwa neun jungen Bewohnern zu verdanken, die sich mehr als nur danebenbenehmen. Stadt und Polizei hoffen, dass jetzt ein Sicherheitsdienst für mehr Ruhe und Schutz sorgen kann.

In den Schlichtwohnungen leben zurzeit 34 Bewohner

Wohnraum zu finden, ist zu einem Riesenproblem geworden – mit Auswirkungen auf die Obdachlosigkeit. Während in den Schlichtwohnungen in früheren Jahren durchschnittlich zehn Menschen untergebracht wurden und die Bewohner stetig gewechselt haben, zieht seit geraumer Zeit niemand mehr aus, weil eine Alternative fehle, sagt Julia Lunau, Leiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit der Stadt Eutin. Von den zurzeit 34 Bewohnern sind 22 obdachlose Einwohner und zwölf Flüchtlinge. Für die Probleme sind jedoch nur einige wenige verantwortlich.

Verantwortlich ist nur eine Handvoll Unruhestifter

Die Polizei kennt ihre Pappenheimer: Es sind sechs bis neun junge obdachlose Leute im Alter bis Mitte 20, die ganz überwiegend für diverse Straftaten verantwortlich sind. Unrechtsbewusstsein? Fehlanzeige! Allein seit Juli hat die Polizei am Lindenbruchredder 200 Anzeigen aufgenommen. Es geht um (schwere) Körperverletzung, Sachbeschädigung, Eigentumsdelikte, Hausfriedensbruch, Bedrohung, Ruhestörung und Verstöße gegen das Waffen- und das Betäubungsmittelgesetz. Selbst die Postzustellung ist schwierig, da alle Briefkästen zerstört wurden. Allein die Vandalismusschäden an den Gebäuden belaufen sich laut Stadt auf rund 60 000 Euro. Es gibt kein Gebäude, das nicht beschädigt ist.

Bestreifung erfolgt zunächst rund um die Uhr

Wie kann man der Situation Herr werden und die Spirale der Gewalt, die sich auch durch Alkoholkonsum verstärkt, durchbrechen? Stadt und Polizei setzen auf einen privaten Sicherheitsdienst, der ab dem 15. Januar zunächst zwei Wochen lang rund um die Uhr vor Ort präsent ist. Dafür wurde in einer nicht belegten Wohnung ein Büro eingerichtet. Jeweils zwei Mitarbeiter werden den Lindenbruchredder bestreifen, bei Konflikten einschreiten und versuchen, mit den Unruhestiftern ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr steht dafür ein Budget in Höhe von 100.000 Euro zur Verfügung.

Suchen nach Wegen, um die Konflikte im Lindenbruchredder zu lösen: Julia Lunau, Polizist Wolfram Reuter, Martin Klehs, Michael Scherf und Sven Radestock (von links). Foto: Graap

Weitere flankierende Maßnahmen sind notwendig

Bürgermeister Sven Radestock hat sich die Situation am Lindenbruchredder angeschaut, und ihm ist klar geworden, „dass wir nach einer Lösung suchen müssen, die weiter geht“. Er will die Mitglieder des zuständigen Ausschusses bitten, sich ebenfalls vor Ort einen persönlichen Eindruck zu machen. Denn wahrscheinliche bekomme man die Lage nur mit weiteren flankierenden Maßnahmen in den Griff, meint auch Fachbereichsleiter Martin Klehs: „Das junge Alter der Betreffenden bietet auch die Chance, dass man über Sozialarbeit bei ihnen etwas erreichen kann. Wir müssen jetzt die Kommunalpolitik ins Boot holen und uns beispielsweise über einen Streetworker Gedanken machen.“

Hoffnung, dass es mittelfristig zu Verurteilungen kommt

Michael Scherf, der amtierende Leiter des Polizeireviers Eutin, setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst – man sei bereits in guten Gesprächen. Er zeigt sich optimistisch, so die Straftaten minimieren zu können. Mittelfristig hofft er, dass es noch zu Verurteilungen kommt. Momentan vergehe viel Zeit, bis es überhaupt zur Anklageerhebung komme.

Volker Graap

Hemmungsloser Vandalismus ist eines der Hauptprobleme rund um die Obdachlosenunterkünfte am Lindenbruchredder. (Foto: Ulrike Benthien)

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