Familienvater ist schwer krank und benötigt dringend eine neue Niere
Es ist ein sehr emotionales Thema, was die Mitschüler der Klasse 7d der Ger-hard-Hilgendorf-Schule bewegt: Ihre Mitschülerin Gohar und ihre Familie sollen abgeschoben werden. Und deshalb sind sie am Donnerstag vergangener Woche gemeinsam mit ihren Lehrkräften und Eltern auf die Straße gegangen. Um ein Zeichen zu setzen und auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Das Problem ist sehr akut. Der Familienvater Davit Gevorgyan ist schwer krank und benötigt dringend eine neue Niere. Zurzeit muss er dreimal pro Woche zur Dialyse und ist laut Schreiben seines behandelnden Arztes in keinem Fall flugfähig. Seine Frau Hasmik Alikhanyan ist in großer Sorge, dass er eine Abschiebung in ihr Heimatland Armenien nicht überlebt. „Dort wird man mit seinen gesundheitlichen Problemen allein gelassen und die Medikamente, die mein Mann braucht, bekommen wir dort nicht“, sagt sie.
Familie will mindestens so lange bleiben bis der Familienvater eine neue Niere bekommen kann
Als die Familie vor fast fünf Jahren nach Deutschland kam, war der Sohn 13 Jahre alt, Tochter Gohar acht Jahre alt. Sie möchte gern Architektin werden. Der Sohn ist aufgrund seiner Volljährigkeit bereits abgeschoben worden. „Dabei hatte er ein Praktikum zum Elektriker absolviert und hätte eine Ausbildung beginnen können“, erklärt die Mutter. Die Abschiebung hat sie traumatisch erlebt. Viele Polizisten seien gekommen und hätten ihren Sohn abgeholt. „Man fühlt sich wie ein Krimineller, wenn plötzlich so viele Polizisten da sind.“
In Armenien haben sie das Elternhaus verkauft, die Großeltern leben zurzeit im Heim. Dort lebt nun auch der Sohn. „Wo sollen wir hin, wenn wir nach Armenien zurückkehren?“, fragt Hasmik Alikhanyan. „Ich habe große Angst davor.“ Immer wieder rollen im Gespräch Tränen über das Gesicht der Frau. Die ganze Situation macht der Familie zu schaffen und sorgt zusätzlich für Stress. „Was passiert, wenn plötzlich das Herz nicht mehr mitmacht?“, fragt die besorgte Frau. Der Blutdruck sei bei ihrem Mann momentan stressbedingt sehr hoch.
Hasmik Alikhanyan hofft darauf, dass ihr Mann eine neue Niere bekommt. „Dann bin ich auch bereit wieder zurückzugehen, wenn es meinem Mann wieder gut geht“, sagt sie. „Ich bin Deutschland dankbar für die viele Hilfe, die wir bisher bekommen haben.“ Bis dahin hofft die Familie weiter, dass sie bleiben kann. Anja Hötzsch
Davit Gevorgyan ist schwer krank und benötigt dringend eine neue Niere. Seine Frau Hasmik Alikhanyan bangt um sein Leben, sollte die Familie nach Armenien abgeschoben werden. Foto: Anja Hötzsch