Drei Kandidaten kamen jeweils auf über 20 Prozent, die vier anderen rangierten unter ferner liefen. Bei der Bürgermeisterwahl am vergangenen Sonntag, 23. Oktober, in Eutin schnitt der grüne Bewerber Sven Radestock mit 28,7 Prozent am besten ab. Dahinter lieferten sich die beiden CDU-Mitglieder Sascha Clasen und Michael Kasch ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Clasen am Ende für sich entscheiden konnte. Damit gehen der 52-jährige Rundfunkredakteur Sven Radestock aus Neumünster und der 50-jährige Polizeihauptkommissar Sascha Clasen aus Eutin am 13. November in die Stichwahl. Drei Wochen haben die beiden Bewerber Zeit, weitere Bürger von sich zu überzeugen und zu motivieren, noch einmal an die Wahlurne zu gehen. Dann wird sich auch zeigen, wer es am ehesten verstanden hat, die Wähler der fünf ausgeschiedenen Kandidaten auf seine Seite zu ziehen.
Der gründe Kandidat spricht von „coolem Ergebnis“
„Sehr cool“, kommentierte Sven Radestock nach der Auszählung das Ergebnis des ersten Wahlganges. In fast allen Wahlbezirken erhielt er eine Mehrheit. In der Summe kommt er auf 1810 Stimmen. „Ich freue mich total – auch darüber, wie viel Herzlichkeit ich im Wahlkampf in Eutin erlebt habe. Das war wie nach Hause kommen“, erzählt der gebürtige Eutiner, der in Neumünster lebt. „Wir werden jetzt in den nächsten drei Wochen noch einmal Gas geben und versuchen, unsere Unterstützer erneut an die Wahlurne zu bekommen und noch ein paar mehr Wähler zu mobilisieren“, kündigt der Grünen-Politiker an. „Oft wurde gesagt und geschrieben, dass alle Kandidaten ähnlich ticken. Dass das nicht so ist und es viele Gegensätze in den Positionen von mir und meinem Mitbewerber gibt, gilt es jetzt noch einmal klar herauszustellen“, betont Radestock und fängt schon einmal mit dem Wahlkampf an: „Clasen ist aktiv in der Eutiner Kommunalpolitik tätig und hätte die Dinge, die er jetzt verspricht, schon länger mal anschieben können.“
Bei Sascha Clasen flossen Tränen der Rührung
Als feststand, dass Sascha Clasen den zweiten Platz holt, flossen bei dem offiziellen CDU-Kandidaten Tränen der Rührung. „Es war sehr emotional. Ich bin jetzt erleichtert, nachdem unsere schlimmsten Befürchtungen wahrgeworden sind und sich die zwei Bewerber mit CDU-Parteibuch gegenseitig die Stimmen weggenommen haben“, so Clasen. Er hoffe, dass sein unterlegener Konkurrent nun eine Wahlempfehlung zu seinen Gunsten abgebe. „Ich meine, ein CDU-Bürgermeister kann die Stadtentwicklung und die Wirtschaft besser voranbringen als ein grüner.“ So gelte es etwa, die Chancen zu nutzen, die der Fehmarnbelttunnel auch der Stadt Eutin eröffne. Auch Sascha Clasen ist also weiter im Wahlkampfmodus.
Der undankbare dritte Platz
Für Michael Kasch – zwar CDU-Mitglied, aber als Einzelbewerber angetreten – war es ein ganz bitterer Abend. 22,4 Prozent (1411 Stimmen) bedeuteten den undankbaren dritten Rang. „Ich bin enttäuscht, dass ich den Einzug in die Stichwahl dann doch so knapp verpasst habe. Es war ein guter Wahlkampf. Ich habe viele Gespräche geführt, durch die ich auch einen anderen Blick auf Eutin bekam. Am Ende war den Wählern aber scheinbar die Fachkompetenz der Kandidaten nicht so wichtig wie die Partei, die hinter den Bewerbern steht“, zieht Kasch Bilanz.
Achtungserfolg für Daniel Hettwich
Zumindest einen Achtungserfolg konnte Daniel Hettwich auf Platz vier verbuchen. Zwar erreichte er nur 7,9 Prozent der Stimmen (497 Stimmen), war aber der vermutlich am wenigsten bekannte der sieben Kandidaten. Er hatte im Wahlkampf den sozialen Zusammenhalt betont.
Echte Klatschen für drei weitere Bewerber
Wirkliche Klatschen mussten zwei Eutiner Kommunalpolitiker einstecken. Die Fissauer Dorfvorsteherin Elfi-Jacqueline Meyer – als einzige Frau im Rennen – blieb mit 6,8 Prozent (429 Stimmen) deutlich hinter ihren Erwartungen zurück. Ihr gelang es nicht, mit ihrem jahrzehntelangen Engagement und ihrer Bekanntheit in Eutin zu punkten. Und auch der Chef der Freien Wähler in Eutin, Olaf Bentke, musste erkennen, dass mehrere Jahre kommunalpolitischer Tätigkeit kein Garant für Wählerstimmen sind. Er erreichte 6,7 Prozent (425 Stimmen). Ohne jede Chance landete der parteilose Christoph Müller bei seiner erneuten Kandidatur mit nur 3,0 Prozent (191 Stimmen) abgeschlagen auf dem letzten Platz. Schlechte Schlagzeilen im Vorfeld der Wahl (Rausschmiss bei der Eutiner Schützengilde) und der ausschließliche Fokus auf die Protestwähler könnten dafür ausschlaggebend gewesen sein.
Wahlbeteiligung nicht in den Keller gerauscht
Befürchtungen, dass nach dem Skandal um den im März gewählten und dann wegen Unterschlagungsvorwürfen zurückgetretenen Bürgermeister Christoph Gehl die Wahlbeteiligung in den Keller rauschen könnte, haben sich indes nicht bewahrheitet. Mit 43,8 Prozent lag sie nur gut einen Prozentpunkt unter der Beteiligung im Frühjahr.
Volker Graap
Sascha Clasen (CDU, links) und Sven Radestock (Grüne) beglückwünschten sich nach Bekanntgabe des Endergebnisses gegenseitig zum Einzug in die Stichwahl. (Foto: Graap)