Fast wäre das Binchen-Kino in Eutin gänzlich aus der Filmtheater-Landschaft verschwunden – hätte nicht der Kulturbund Eutin den nostalgischen Kinosaal vor genau zehn Jahren mit einem neuen Konzept gerettet. Seit September 2012 ist dieser Ort eine Bühne nicht nur für Filmvorführungen im Rahmen eines kommunalen Kinos, sondern auch für Theater, Lesungen und Co.
Die Stadt Eutin fördert den Betrieb
Ende 2011 wurden das Cinema-Center und das Binchen als dessen Zweitspielstätte geschlossen. „Wir wurden durch Zufall auf das Gebäude aufmerksam. Denn gerade zu dieser Zeit suchten auch wir für unsere Veranstaltungen eine neue Bleibe. Nach dem Ausfall der Heizung konnten wir die Schlossterrassen für unsere Theatergastspiele nicht mehr nutzen“, berichtet der Kulturbund-Vorsitzende Dr. Wolfgang Griep. Dank des Einsatzes des damaligen Kulturausschussvorsitzenden Wolfgang Baier gelang es, die Stadt zur Förderung des Vorhabens zu bewegen. Das war eine Entscheidung mit Weitsicht, denn die Schlossterrassen sind bis heute nicht saniert und Veranstaltungssäle sind in der Kreisstadt Mangelware. „Wäre dieser Beschluss nicht zustande gekommen, wäre der Kulturbund eingegangen. Ohne Spielstätte für unsere 20 bis 30 Veranstaltungen im Jahr hätte sich der Verein wohl aufgelöst“, meint Griep.
Wolfgang Griep war mal Filmvorführer
Durch den Einbau von Bühnentechnik hat der Kulturbund das Lichtspielhaus, das er rein ehrenamtlich betreibt, vielseitig nutzbar gemacht. Dass sich der Kulturbund überhaupt den Betrieb eines kommunalen Kinos zugetraut hat, ist sicherlich Wolfgang Griep zu verdanken. Der Literaturwissenschaftler hat einst einmal 13 Jahre lang als Filmvorführer eines solchen Kinos in Achim bei Bremen gewirkt. Noch vor der Corona-Pandemie hatte der Kulturbund 70 Abonnenten für die Theatergastspiele. Es gab drei Filmvorführungen in der Woche – mehr Filmkunst als Popcornkino. Jedoch hatte der Lockdown den Kulturbetrieb dann lahmgelegt.
Auf Nachwuchssuche für Licht- und Tontechnik
Bis heute hat man mit nachhaltigen Problemen zu kämpfen. Das ältere Publikum kehrt aufgrund von Corona nur vorsichtig zurück, das Abo-Programm kann noch immer nicht so wie vor der Krise geplant werden. Und auch an ehrenamtlichem Nachwuchs fehlt es dem Verein. „Wer kulturell und cineastisch interessiert ist und sich zutraut, sich etwas längerfristig zu engagieren, ist herzlich zum Mitmachen eingeladen“, betont Griep. Insbesondere für die Licht- und Tontechnik wird Personal benötigt. „Wir brauchen aber auch mal eine Hand, die bei den Vorbereitungen der Theaterabende mit anpackt“, meint Griep. Kontakt zum Verein gibt es per E-Mail an kultur@kulturbund-eutin.de.
Volker Graap
Dr. Wolfgang Griep im Binchen-Kino. Es bietet eine sehr nostalgische Atmosphäre. (Foto: Graap)
Kein Film kommt ohne Musik aus. Sie ist absolut notwendig, denn sie sorgt nicht nur für die notwendigen Emotionen, die die Bilder begleiten und die Geschichte vorantreiben, sondern kann etwa bei Szenenwechseln und Übergängen auch Handlung verdeutlichen. Aber Filmmusik kann auch etwas ganz anderes sein, meint Filmkomponist Peter Thomas, der die Musik zu der Kultserie „Raumpatrouille“ geschrieben hat: „Das Schönste ist es doch“, sagt er, „wenn die Musik auch außerhalb des Films ein Leben entwickelt.“
Um solche Beispiele geht es in einer neuen Veranstaltung des Kulturbundes Eutin am Sonnabend, 29. Oktober, um 20 Uhr im Binchen-Kino in der Albert-Mahlstedt-Straße 2. Unter dem Titel „Der Klang des Kinos“ erwartet die Besucher ein Hör-Abend, bei dem man bekannten und vor allem auch weniger bekannten Soundtracks lauschen kann. Volker Graap, zweiter Vorsitzender des Kulturbundes, gibt dabei einen Einblick in seine Filmmusik-Sammlung und stellt unter Beweis, dass diese Melodien auch ohne bewegte Bilder ein echtes Hörvergnügen sind. Er wird ein bisschen über diese sehr persönliche Musikauswahl, die Filme, die Komponisten und Interpreten plaudern – das ist schönstes Kino für die Ohren. Der Eintritt kostet zehn, für Mitglieder acht Euro.