„Guter Stoff. Textile Welten von der Hansezeit bis heute“ ist bis April nächsten Jahres zu sehen
Unter dem Titel „Guter Stoff. Textile Welten von der Hansezeit bis heute“ spannt eine neue Sonderausstellung den Bogen von einer ersten Konsumrevolution des Mittelalters bis hin zur heutigen Textilindustrie. Im Fokus der Ausstellung im Europäischen Hansemuseum steht eines der wichtigsten Alltagsprodukte überhaupt – Stoffe.
Wie haben Textilien vergangene und heutige Gesellschaften miteinander vernetzt? Wie fair und nachhaltig waren Produktion, Handel und Umgang mit Kleidung im Mittelalter – und wie ist es heute? Die Schau ist bis zum 23. April zu sehen. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.
Die Welt der Textilien
Schon beim Betreten der Sonderausstellung wird deutlich: Textilien sind überall. Große, bunte Stoffbahnen an Wänden und Decken umgeben die Besucher und lassen sie in textile Welten eintauchen. Stoffe spielen in unser aller Leben eine entscheidende Rolle und unsere Gesellschaft war und ist durch Textilien weltweit vernetzt. Die neue Ausstellung „Guter Stoff. Textile Welten von der Hansezeit bis heute“ im Europäischen Hansemuseum in Lübeck beleuchtet die faszinierende Geschichte der Produktion, des Handels und des Konsums von Stoffen sowie die Bedeutung der Kleidung für die Gesellschaft.
Ein historischer Teil widmet sich der Hansezeit, als die Hansekaufleute Stoffe in ganz Nordeuropa handelten. Die hochwertigen Produkte brachten Wohlstand für ganze Regionen und prägten als bedeutendes Handelsgut das nordeuropäische Handelssystem. Gleichzeitig stellt die Ausstellung einen Zusammenhang zur heutigen Zeit her und setzt sich mit der Frage auseinander, wie sich eine faire, gesunde Welt und unser Bedarf an Textilien in Einklang bringen lassen. „Bei unseren Ausstellungen ist es uns wichtig, immer auch die Gegenwart in den Blick zu nehmen und die Relevanz und aktuelle Brisanz des Themas zu fokussieren“, so Direktorin Dr. Felicia Sternfeld, „Bei ,Guter Stoff’ lag das natürlich besonders nahe, denn das Thema hat – insbesondere der Teil rund um die heutige Textilwirtschaft – das Potential, ein Umdenken anzustoßen.“
Blick in die Hansezeit
Besonderes Highlight der Ausstellung ist eine zirka 600 Jahre alte Kindertunika aus dem Archäologischen Museum in Danzig, die in ihrem guten Zustand eine absolute Seltenheit ist. Funde wie diese ermöglichen einen faszinierenden Blick in die damalige Mode. So erzählt uns das Material, dass das Kleidungsstück aus einer wohlhabenden Familie stammen muss. Die Tunika in modischem Grün aus Wolle ist an den Rändern mit Seidenband verziert. Eine Kindermode, wie wir sie heute kennen, gab es noch nicht. Kinder trugen die gleichen Kleider wie Erwachsene – nur in klein. „Der lange Blick zurück in die Hansezeit lohnt sich, wenn wir begreifen wollen, wie und warum Textilien unsere Gesellschaft prägen. Dabei zeigt sich, dass der Textilhandel der Hansezeit und unsere Welt heute mehr gemeinsam haben, als man vielleicht denkt“, sagt Dr. Angela Huang, Ko-Projektleiterin und Ko-Kuratorin der Ausstellung.
Angela Huang, Expertin für die Geschichte der Hanse, hat die Ausstellung „Guter Stoff“ im Europäischen Hansemuseum kuratiert. Foto: Lutz Roessler