Initiative des Blinden- und Sehbehindertenvereins fordert, Gehwege freizuhalten
Aus dem städtischen Straßenbild sind sie kaum noch wegzudenken: Elektro-Roller. Aber häufig werden die Roller achtlos auf den Gehwegen abgestellt. Dann stellen sie für Fußgänger ein ärgerliches Hindernis dar. Für Menschen mit Sehbehinderung und Gehbeeinträchtigungen bergen sie sogar ein gefährliches Verletzungsrisiko. Am 10. Oktober 2022 startet in Lübeck daher die Aktion „Gelbe Karte für Falschparker“.
Initiator der Aktion ist der Blinden- und Sehbehindertenverein. „Ich bin froh, dass wir mit der Vorwerker Diakonie, der Marli GmbH und dem Christlichen Blindendienst Lübeck e.V. schnell Mitstreiter für die Initiative gefunden haben“, sagt Karl Küppers vom Blinden- und Sehbehindertenverein. Die Aktion richtet sich vor allem gegen achtlos abgestellte E-Roller. „Im Zuge der Aktion werden Roller, die im Weg stehen oder liegen, einfach mit einer gelben Karte markiert“, so Küppers. Prominenter Unterstützer der Aktion ist Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. „Ich unterstütze die Aktion gern – es ist wichtig, dass man auch im Straßenverkehr respektvoll miteinander umgeht!“, so Jan Lindenau. In Lübeck sind derzeit rund 2.000 E-Roller stationiert. „Wir haben die Anzahl der E-Roller reduziert und konnten auch schon Parkverbotszonen in der Stadt einrichten, in denen die Roller nicht abgestellt werden dürfen.“
Herumliegende Roller behindern viele Menschen
„Roller auf Gehwegen behindern nicht nur Menschen mit einer Sehbehinderung, sondern auch Nutzer von Rollatoren, Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrende“, sagt Fred Mente, Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie. „Falsch abgestellte oder herumliegende Roller auf Gehwegen bergen eine Unfallgefahr!“ Und das zunehmend. So hat sich die Zahl der Unfälle mit E-Rollern in Lübeck zuletzt verdreifacht. Betroffene sind meist die Fahrerinnen und Fahrer selbst – zum Beispiel wegen fehlerhafter Straßenbenutzung oder zu hoher Geschwindigkeit. Eine Untersuchung zu Unfällen mit E-Rollern, die 2021 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass über E-Roller gestürzte Passanten sieben Prozent aller Verunfallten ausmachen.
Das Bündnis verbindet mit seiner Aktion eine Kernforderung: „Wir wollen die Menschen sensibilisieren dafür, dass sie die Roller so abstellen, dass alle gefahrlos gehen können. Dafür braucht es die Hilfe vieler Menschen, die darauf achten“, so Karl Küppers. „Entscheidend ist, dass die Rollerfahrenden Fußgängerwege, Treppen und Haltestellen freihalten, um so aktiv das Unfallrisiko zu senken.“
Fraktion 21: E-Roller-Nutzung in Lübeck stärker regulieren!
Unterdessen hat die Lübecker Bürgerschaftsfraktion „Fraktion 21“ eine strengere Regulierung der E-Roller-Nutzung in Lübeck gefordert. Die E-Roller lägen auf Fußwegen und in Parks herum oder blockierten Zuwege. Deswegen seien die Lübecker genervt, so die Fraktion. Außerdem hatten Studien ergeben, dass Unfälle mit den E-Rollern fast immer unter Alkoholeinfluss der Fahrer passierten.
Die Fraktion 21 will der Verwaltung daher nun einen Katalog mit Handlungsempfehlungen übergeben. Er sieht vor, das Abstellen der E-Roller zu regulieren. Außerdem bringt die Fraktion 21 ein Nachtfahrverbot und eine Helmpflicht für E-Roller-Fahrer ins Spiel. Pressemitteilung / Oliver Pries
v.r.n.l: Jan Oeser von der Marli GmbH, Pastor Erik Asmussen vom christlichen Blindendienst Lübeck, Fred Mente von der Vorwerker Diakonie, Bürgermeister Jan Lindenau, Christian Rettberg vom Behindertenbeirat, sowie Norbert Stolte und Karl Küppers vom Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein. Foto: Vorwerker Diakonie