Die Temperaturen sinken wieder, und viele Menschen sorgen sich um obdach- und wohnungslose Menschen in Lübeck. In einer neuen Serie beleuchten wir das Schicksal dieser Menschen und zeigen, welche Hilfsangebote es in Lübeck gibt.
Heilsarmee kümmert sich in Lübeck um obdachlose Männer
Eine bittere Bilanz: Über die Hälfte der Männer, die das Männerwohnheim der Heilsarmee in der Engelsgrube 62 – 64 aufsuchen, ist psychisch krank. „Die Tendenz ist derzeit steigend. Und Drogensucht und Alkoholkonsum kommen oft noch obendrauf,“ erzählt die Auxiliar-Kapitänin Rosemarie Scharf, die die Notunterkunft auf der Altstadtinsel leitet.
43 Plätze für obdachlose Männer bei der Heilsarmee Lübeck
Drei- bis Sechsbettzimmer gibt es dort, 37 feste und sechs Notplätze. „Das ist nicht leicht für die Männer, mit dieser Enge zurechtzukommen“, sagt die Leiterin des Hauses. Da werde es schon mal laut oder gäbe auch Schlägereien. „Wenn es zu arg kommt, rufe ich die Polizei“, sagt sie. Doch im Grunde genießt sie den Respekt der Bewohner. Genauso respektvoll geht sie mit ihnen um.
„Die Situation hat sich zugespitzt“
Rosemarie Scharf ist in der Heilsarmee groß geworden. Sie kommt aus Dresden und hat dort bereits zehn Jahre ein Männerwohnheim der Heilsarmee geleitet. Das Lübecker Konzept für wohnungslose Menschen stehe jedoch besser da. „Zu Dresden gar kein Vergleich“, sagt sie. „So wie Wohnungsnot und hohe Mieten zunehmen, hat sich die Situation in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt“, stellt sie allerdings fest. „Die Männer kommen erst sehr spät zu uns. Immer noch gilt der Glaube, Männer müssten stark sein. Doch wer Arbeit, Wohnung oder Partner verliert, braucht rechtzeitig Unterstützung. Der durchlebt eine schwere Krise, die er nicht alleine bewältigen kann“, weiß Rosemarie Scharf. Das Angebot der Sozialberatung werde nicht immer angenommen. „Das kommt auf die jeweilige Verfassung der Betroffenen an.“ Auch zum Gottesdienst im Haus geht kaum jemand von ihnen. Dann lässt die Sozialarbeiterin die Tür zu Gemeindesaal einfach auf, damit ein paar Worte trotzdem ankommen.
Bedarf von mehr Notplätzen in Lübeck
Rosemarie Scharf sieht den dringenden Bedarf von mehr Notplätzen in Lübeck. „Und darin höchstens Zweibettzimmer“, unterstreicht sie und sagt: „Zu viele Männer in einem Zimmer ist für niemanden gut.“ Die Stadt Lübeck zahlt die Tagessätze für die Plätze, alles weitere finanziert die Heilsarmee über Spenden. Davon werden kleine Ausflüge gemacht oder die gemeinsame Weihnachtsfeier ausgerichtet.
Psychisch kranke Bewohner brauchen Angebote und Begleitung
Auch wenn den Männern im Gemeindesaal als Wärmestube sowie im Begegnungscafé Salut an der Untertrave 48 weitere Orte der Kommunikation durch die Heilsarmee geboten werden, hat der Alltag der Männer zu viele ungefüllte Stunden. „Gerade die psychisch kranken Bewohner benötigen mehr fachliche Angebote und Begleitung, auch, um nicht über das Verzweifeln in die Sucht zu fallen“, stellt Rosemarie Scharf das Fehlen therapeutischer und alltagsstrukturierender Angebote fest. Monika Poppe-Albrecht
Einen Bericht über die Situation von obdach-und wohnungslosen Menschen in Lübeck gibt es hier zu lesen: https://www.wochenspiegel-online.de/index.php/2022/10/05/obdachlose-wohnungslose-in-luebeck-so-wird-ihnen-geholfen/
Foto: Rosemarie Scharf arbeitet schon lange in Männerwohnheimen der Heilsarmee. Sie weiß um die Sorgen und Nöte der Bewohner.
Kapitän in Rosemarie Scharf und ihr Mann haben hier in Dresden selbst, und im Namen der Heilsarmee sehr viel geschaffen, und vielen geholfen. Die leere nach ihrem verlassen von Dresden war spürbar. Ich glaube das viele so denken, auch wenn sie es nicht so ausdrücken können. Danke. MfG, Voss.