Triumphkreuz im Dom zu Lübeck restauriert

Zuletzt vor etwa zehn Jahren, nun reinigten und restaurierten Maire Müller-Andrae und das Team der Firma „Butt Restaurierungen“ es erneut.

Restauratorin Maire Müller-Andrae erzählt von ihrer Arbeit – Führung am 16. Oktober

Als Besucher des Lübecker Doms ist es mit das Erste, was einem ins Auge fällt: das Triumphkreuz. Bei Gottesdiensten ist der Blick auf das spätmittelalterliche Kunstwerk gerichtet mit der großen Christusdarstellung und den weiteren Figuren – ursprünglich einmal mehr als 70. Es ist ein Gegenüber zu dem, was Menschen mitbringen, ihren Wünschen, Fragen und Bitten. Der Lübecker Bernt Notke schuf es einst, im Jahr 1477 wurde es im Dom aufgerichtet. Damit es weiter bewundert werden kann, wird das Triumphkreuz regelmäßig generalüberholt. Zuletzt vor etwa zehn Jahren, nun reinigten und restaurierten Maire Müller-Andrae und das Team der Firma „Butt Restaurierungen“ es erneut.

Die Restauratorin ist spezialisiert auf die Restaurierung von Leinwandgemälden und bemalten Kunstwerken aus Holz wie Altären. „Kunstwerke stellen Fragen“, sagt die 52-Jährige. Es gebe keine Standardvorgehensweisen, und jede Aufgabenstellung bringe immer neue Aspekte mit sich. „Ausgangspunkte sind die Beschaffenheit des Kunstwerkes und die Schadensbilder: Wann ist es entstanden, welche Materialien und Techniken hat der Künstler verwendet? Welche Verschmutzungen gibt es? Ist die Substanz gefährdet, hat sich etwas gelöst? Was sind die Ursachen? Dann müssen Entscheidungen getroffen werden, was man am besten tut, um ein Kunstwerk zu erhalten“. Denn was heute als richtig gelte, unterscheide sich manchmal von dem, was man früher für richtig hielt. „Dabei spielte der Zeitgeschmack immer eine Rolle. Heute ist es das oberste Ziel, das Original zu erhalten in größtmöglicher Authentizität und nichts zu verändern.“ So werde die Geschichte ernst genommen – die Brandschäden aus der Palmarumnacht 1942 sind immer noch am Triumphkreuz erkennbar.

Ist es nicht anstrengend, diese Kunstwerke wieder und wieder zu restaurieren? „Irgendwas ist ja immer. Und nichts ist für die Ewigkeit“, schmunzelt Maire Müller-Andrae. „Ich bin richtig in dem Job – und ich finde es extrem luxuriös, diese Arbeit machen zu können. Ich komme den Kunstwerken so nahe wie sonst kaum jemand und habe so viel Zeit für jedes Objekt.“

Anlässlich der abgeschlossenen Restaurierung des Triumphkreuzes bietet Restauratorin Maire Müller-Andrae am Europäischen Tag der Restaurierung am Sonntag, 16. Oktober, eine Führung um 15 Uhr an. Sie berichtet von der Konservierung und erzählt von den Gründen, die diese erforderlich machten. Im Fokus stehen die Auswirkungen des Raumklimas auf die historischen Kunstwerke und der Konflikt zwischen den Anforderungen für die Aufbewahrung von Kunstgut und der Nutzung der Kirche für Gottesdienste und Konzerte und als hoch frequentierte Touristenattraktion. M. Klatt/ S. Niemann

Maire Müller-Andrae arbeitet hoch konzentriert an der Restauration des Triumphkreuzes. Foto: Martin Klatt

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