Stockelsdorf: Konfirmanden erinnern an jungen Zwangsarbeiter

Er ist gerade mal 16 Jahre alt geworden, so alt wie die diesjährigen Konfirmanden von Pastorin Almuth Jürgensen: der polnische Zwangsarbeiter Anton Kolberg.

Er ist gerade mal 16 Jahre alt geworden, so alt wie die diesjährigen Konfirmanden von Pastorin Almuth Jürgensen: der polnische Zwangsarbeiter Anton Kolberg. Er starb im Februar 1941, vermutlich an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Beerdigt wurde er auf dem Stockelsdorfer Friedhof, sein Grab blieb nicht erhalten.

Zufällig fand Friedhofleiterin Christine Schaeper im Jahr 2020 Hinweise auf die alte Grabstätte und informierte die Pastorin. So ergab sich ein interessantes Konfirmanden-Projekt, an dessen Ende jetzt, kurz vor deren Konfirmation, die Enthüllung eines Gedenksteins auf dem früheren Grab Anton Kolbergs mit einer kurzen Andacht stand. Die Konfirmanden haben sich intensiv mit dem Leben und Sterben des jungen Zwangsarbeiters beschäftigt und im Gottesdienst zum Volkstrauertag thematisiert.

Viele Informationen gab es nicht über den jungen Mann, der nur so alt wurde, wie die Konfirmanden heute auch sind. Er stammte aus Tremessen in der Nähe von Posen, wurde im Jahr 1925 in Duszno, zehn Kilometer von Tremessen entfernt, geboren. Im Jahr 1940 kam er nach Stockelsdorf, wo er fünf Tage nach seinem 16. Geburtstag starb. Der junge Mann arbeitete auf dem Hof von Willy Evers in der Dorfstraße. Den Hof gibt es nicht mehr, dort steht heute die Erich-Kästner-Grundschule.

Von seiner Familie ist nicht viel bekannt. Sein Vater hieß ebenfalls Anton, über seine Mutter heißt es in der Sterbeurkunde, sie sei unbekannt. Auch seine Schwester kam als Zwangsarbeiterin nach Stockelsdorf. Sie ist vermutlich eine der vier jungen Zwangsarbeiterinnen auf einem Foto am Grabstein Anton Kolbergs und hat sein Grab gepflegt.

Mit Unterstützung der Friedrich Bluhme und Else Jebsen-Stiftung und des Steinmetzes Sven Lindhorst konnte nun wenige Tage vor der Konfirmation der Gedenkstein für alle Zwangsarbeiter enthüllt werden. Die Inschrift lautet: „Hier ruht Anton Kolberg, geboren am 2.2.1925 in Duszno/Polen. Gestorben am 7.2.1941 in Stockelsdorf. Zur Erinnerung an alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Nie wieder Krieg!“

Der Text wurde Anfang Dezember ausgewählt. „Vor einem halben Jahr gab es schon viele Jahrzehnte bei uns keinen Krieg. Seit Februar ist der Ukraine-Krieg. Wir glauben, dass wir wegen des Ukraine-Kriegs jetzt einen anderen Satz genommen hätten – zum Beispiel ‚Wir bitten um ewigen Frieden‘“, so Konfirmandin Lena Teege während der Andacht. Anja Hötzsch

Mit einer kleinen Andacht gedachten die Konfirmanden dem polnischen Zwangsarbeiter Anton Kolberg, der nach Stockelsdorf verschleppt wurde und hier wenige Tage nach seinem 16. Geburtstag fern der Heimat verstarb. Foto: Anja Hötzsch

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