In den vergangenen drei Jahren hat der bisherige Schatzmeister des SPD-Kreisverbandes Ostholstein, Christoph Gehl, knapp 44.000 Euro veruntreut. Er hat das Geld zwar jetzt nach der Entdeckung unmittelbar zurückgezahlt, doch der Vorfall schlägt hohe Wellen. Schließlich ist Gehl gewählter neuer Bürgermeister der Stadt Eutin. Am 1. August würde er das Amt antreten. Doch ist das überhaupt noch möglich? Gegenüber dem Wochenspiegel hat er jetzt Stellung bezogen.
Gehl gesteht Fehlverhalten ganz klar ein
„Mein klares Fehlverhalten hat natürlich zu der Frage nach Konsequenzen geführt“, erklärt Gehl. „Wichtig ist mir zunächst, zu sagen: Ich verstecke mich nicht! Es gibt keine Ausreden, ich nehme die Schelte der Bürger an“, sagte Gehl noch am Vormittag. Am Nachmittag kassierte sein Anwalt dann aber die Ankündigung ein, am Sonnabend auf dem Wochenmarkt den Bürgern Rede und Antwort stehen zu wollen. Auf Anraten des Juristen nahm er davon Abstand. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist der vollumfänglichen Aufklärung der Vorwürfe und deren Hintergründe im Rahmen des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens Vorrang einzuräumen“, teilt Rechtsanwalt Friedrich Sebastian Fülscher aus Kiel mit.
„Ich sage weiterhin: Ich möchte Bürgermeister sein“
Im Gespräch mit dem Wochenspiegel hatte Gehl zuvor noch erklärt: Er möchte erfühlen, was noch möglich ist, „ob die Bürger mir verzeihen, ob ich überhaupt um das Bürgermeisteramt kämpfen kann“. Gehl betonte aber auch: „Ich sage weiterhin: Ich möchte Bürgermeister sein. Dass das Vertrauen der Menschen weg ist, ist klar. Nun gilt es zu klären, ob ich es zurückgewinnen kann.“ Fest steht für Gehl zumindest schon einmal, dass er aus der SPD austreten und damit auch alle Parteiämter abgeben wird.
Die große Frage nach dem Warum
Die große Frage nach dem Warum kann Christoph Gehl nicht schlüssig beantworten. „Ich kann es nicht erklären. Auch für mich ist es am Ende ein nicht nachvollziehbares Fehlverhalten.“ Weiter gibt Gehl zu Protokoll: „In einer schweren Lebensphase habe ich damit angefangen – es war so leicht.“ Unumwunden gibt Gehl zu, auf großem Fuß gelebt zu haben. „Ich habe mir aber keine Luxusuhren gekauft, sondern das Geld einfach verlebt.“ Wie er die entwendete Summe auf einen Schlag zurückzahlen konnte, erklärt er nicht. „Ich treffe mich jetzt mit meinem Anwalt, um die Dinge zu besprechen“, sagte Gehl – was er dann ja auch tat.
CDU empfiehlt Blick auf moralischen Kompass
Erste Reaktionen aus der Kommunalpolitik liegen bereits vor. Der CDU-Fraktionschef Matthias Rachfahl empfiehlt Gehl, über die Ostertage die Situation noch einmal gründlich zu überdenken, in sich zu gehen und seinen moralischen Kompass als Gradmesser zurate zu ziehen. „Diese Nachricht hat mich sprachlos gemacht“, sagt Marius Winkler, Fraktionsvorsitzender der FDP. „Herr Gehl muss schnellstmöglich die richtigen Konsequenzen aus diesem Vorfall ziehen. Eutin braucht in seiner aktuellen Multiprojektlage ein stabil und kompetent geführtes Rathaus und kann sich ein schwebendes Verfahren in dieser Situation nicht leisten.“
FWE und Grüne wollen notfalls Abwahl beantragen
Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Eutin, Malte Tech, sagt: „Ich bin erschüttert, aber es ist gut, dass dies noch vor seinem Dienstantritt als Bürgermeister bekannt wurde.“ Herr Gehl dürfe seinen Bürgermeisterposten keinesfalls antreten. „Sollte er es doch tun, werden wir in der ersten Stadtvertretersitzung seine Abwahl beantragen“, betont Tech. So sieht es auch die Grünen-Fraktionschefin Monika Obieray: „Aus grüner Sicht muss Herr Gehl sofort zurücktreten. Er hat seinen eigenen Ansprüchen auf Transparenz, Bürgernähe und Solidarität diametral entgegen gehandelt. Seine Reaktionen zeigen, dass er keinen moralischen Kompass hat. Falls er nicht sofort zurücktritt, werden wir die Abberufung unterstützen oder selbst initiieren.“
Volker Graap
Schwere Zeiten für Christoph Gehl, der am 20. März eigentlich zum Eutiner Bürgermeister gewählt wurde. (Foto: Lutz Loessler)
Ein guter Anwalt ist in solchen Fällen Gold wert. Können auch Scheidungsanwälte solche Tipps geben? Oder dürfen das nur spezielle Anwälte?
Ich studiere Jura. Ich hätte auch von dem Auftritt abgeraten. Mal schauen, wie ich darauf reagiert hätte, wenn ich mein Studium beendigt habe.
Interessanter Beitrag. Meine Schwester ist auch auf der Suche nach einem Anwalt, für Erbrecht. Wir haben nie einen Anwalt gebraucht, aber ich habe verstanden, dass wir in diesem Fall relativ leicht einen finden könnten.
Gut zu wissen, dass es einen Untreue-Anwalt gibt. Ich frage mich, inwiefern hier vom Scheidungsanwalt unterschieden wird. Ich werde mich mal genauer da einlesen.
Mein Onkel ist derzeit auf der Suche nach einem Rechtsanwalt für Ubergabsverträge. Dabei ist es gut zu wissen, dass Anwälte auch in der Öffentlichkeitsarbeit Ratschläge gibt. Ich hoffe, dass er einen passenden Anbieter finden wird.
Der Vorgang ist ja an sich schon sehr grenzwertig! Aber die Einstellung dieses Herrn schlägt alles. Erst den Wahlkampf durch Arbeitslosengeld finanziert(eigene Worte), also durch die Sozialkassen, wo die SPD als betroffenen Partei(Kassenwart und Ortsverbandsvorsitzender) kein Worte darüber verliert und scheinbar findet das auch die Presse, sowie die Agentur für Arbeit völlig normal, dann greift der werte Hr. noch dreist in die Parteikasse und findet es nicht „böse“ damit sein „hartes Leben“ aufzupolieren. Das über 2 Jahre und mit insgesamt ca 43000€. Und weil er das ja sofort(nachdem er erwischt wurde wohlgemerkt und nicht proaktiv) zurückgezahlt hat, ist das ja nicht so schlimm und Bürgermeister kann er trotzdem werden, er verdient diese Chance! Womit verdient er diese Chance? Als cleverer Spitzbube, der es schafft sich durch andere finanzieren zu lassen? Oder durch seinen guten Leumund? Oder durch seine Ehrlichkeit?
Das ist schier unglaublich. Jeder Bürger, der seinen Strafzettel nicht pünktlich bezahlt ist dran. Wer seine Steuern und seien es nur 50€ nicht rechtzeitig bezahl, droht die Kontosperrung und damit das Wirtschaftliche aus. Klare Meinung: Niemals Bürgermeister, das wäre eine Schande für die Stadt. Sie sollten sich schämen Hr. Gehl! Was für ein Vorbild….