Das Rezept für ein erfolgreiches Ausstellungsprogramm basiert auf Vielseitigkeit. Das Eutiner Ostholstein-Museum ist damit im Corona-Jahr 2021 gut gefahren und hat auch 2022 wieder für jeden Geschmack etwas dabei. „Wir holen die Leute ins Museum, wenn wir Schwellenängste abbauen und sich hohe Kunst mit Handfestem abwechselt“, sagt Museumsleiterin Dr. Julia Hümme. Das neue Programm vereint darüber hinaus Regionalität mit Weltklasse.
Weltbewegende Bilder des Fotojournalisten Harald Schmitt
Am 6. März kehrt das Museum mit zwei parallel laufenden Ausstellungen aus der kurzen Winterpause zurück. Im Dachgeschoss sind „Fantasien in Gold und Silber“ zu sehen. Die Lübecker Goldschmiedin Caroline Rügge setzt auf angewandte Kunst und gestaltet manche ihrer Schmuckstücke als rein ästhetische Werke. In den großen Schauräumen im Erdgeschoss werden dann unter dem Titel „In 50 Jahren um die Welt“ Bilder des Fotojournalisten Harald Schmitt gezeigt. „Er ist in über 140 Länder gereist und war immer ganz nah dran an den Ereignissen der Zeit“, berichtet Hümme. Ob Politik oder Sport, Schmitt war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort: beim Arbeiterstreit auf der Lenin-Werft 1980 in Polen, bei den Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 in Peking oder beim Zwist zwischen Gorbatschow und Jelzin 1991 in der russischen Duma. Vor allem hat Schmitt für das Magazin „Stern“ gearbeitet.
César Klein als Bühnen- und Kostümgestalter
Im Mai folgt im Dachgeschoss eine Schau, die eine besondere Seite des Künstlers César Klein (1876-1954) zeigt: Der Maler war nämlich einst in Berlin auch Bühnen- und Kostümgestalter und für Theaterkoryphäen wie Gustaf Gründgens tätig – bis der expressionistische Künstler von den Nazis als „entartet“ eingestuft wurde und sich in die innere Emigration nach Pansdorf zurückzog.
Als Ostholstein man als Reiseland entdeckte
Am 19. Juni wird die Ausstellung „Entdeckung einer Landschaft – Reiseland Ostholstein 1790 bis 1970“ eröffnet. „In Zusammenarbeit mit der Eutiner Landesbibliothek wollen wir die touristische Entwicklung der Region darstellen, die im Binnenland begann. Die Küste wurde erst später für die ,Sommerfrische’ entdeckt“, sagt Hümme. Davon zeugen dann alte Broschüren und Fotos von Badekarren und Strandburgen.
Keramik von Pablo Picasso aus privater Sammlung
Ein echtes Highlight folgt im Sommer. Vom 19. August bis zum 13. November zeigt das Museum Keramik von Pablo Picasso aus einer privaten Sammlung. Das Kunstgenie hat nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 3000 Keramiken angefertigt – Geschirrteile, Kacheln und Plaketten mit Mensch- und Tiermotiven. Im Herbst klingt das Ausstellungsjahr mit zwei nordischen Themen aus: Ab dem 9. Oktober präsentiert das Ostholstein-Museum „Norddeutsche Landschaften“ in Gemälden aus der Kunstsammlung des NDR. Und im November werden „Andersens Märchen“ in Illustrationen von Günter Grass in den Blickpunkt gerückt – inklusive eines Begleitprogrammes für Kinder.
Bilanz 2021: Rund 14.700 Gäste besuchten das Museum
Anja Sierks-Pfaff, Geschäftsführerin der Kulturstiftungen Ostholstein, hofft, dass der Aufwärtstrend auch 2022 anhält. Die Bilanz 2021: Trotz des monatelangen Lockdowns zählte das Museum 14.700 Gäste. Allein über 9000 Besucher verzeichnete die Ausstellung „Schräge Typen“ mit Skulpturen von Marina Krohs. „Und bei den Eintrittsgeldern legten wir eine Punktlandung hin.“
Volker Graap
Museumsleiterin Dr. Julia Hümme (links) und Geschäftsführerin Anja Sierks-Pfaff stellten am Montag ein Jahresprogramm vor, das für jeden (Kunst-)Geschmack etwas zu bieten hat: Historisches zum Reiseland Ostholstein und weltbewegende Bilder des „Stern“-Fotografen Harald Schmitt. (Foto: Graap)