Die Schweizer AMEOS-Gruppe übernimmt zum Januar 2022 die Sana Kliniken Ostholstein GmbH und damit deren vier Krankenhäuser in Eutin, Middelburg, Oldenburg sowie auf Fehmarn. Die Sana Kliniken AG wird sich aus der stationären Versorgung in der Region zurückziehen. Minderheitsgesellschafter bleibt der Kreis Ostholstein mit 5,2 Prozent der Anteile.
Kartellrechtliche Bedenken ausgeräumt?
Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung des Bundeskartellamtes. Der Trägerwechsel an AMEOS sollte bereits 2018 vollzogen werden. Damals jedoch meldete das Bundeskartellamt noch Bedenken an, weswegen der beschlossene Trägerwechsel nicht vollzogen werden konnte. Inzwischen sind die Bedenken ausgeräumt, daher haben sich Sana und AMEOS entschlossen, den Vertrag nun zu vollziehen, teilten beide Unternehmen jetzt mit.
Neuordnung der medizinischen Versorgungslandschaft
„Die Situation in den vergangenen drei Jahren war – vor allem natürlich für die Mitarbeiter vor Ort – sehr herausfordernd. An den Überlegungen, die bereits 2018 zur Veräußerungsentscheidung geführt haben, hat sich nichts geändert“, so Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG. Mit dem nun vollzogenen Schritt stoßen Sana und AMEOS eine Neuordnung der medizinischen Versorgungslandschaft in Ostholstein an. Die immer enger gefassten regulatorischen Vorgaben zum Betrieb von Krankenhäusern forcieren den Trend, neue Konzepte für die Versorgung von Patienten umzusetzen.
„Neue Standorte erweitern unser Gesundheitsnetzwerk“
AMEOS-Chef Dr. Axel Paeger sagt: „Die neuen Standorte ergänzen und erweitern unser Gesundheitsnetzwerk in der Region Ostholstein zur bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung. Wir freuen uns darauf, die stationäre Versorgung in Ostholstein gemeinsam mit den neuen Kollegen in Eutin, Middelburg, Oldenburg und Fehmarn weiter zu entwickeln.“
Deutliche Kritik der Gewerkschaft ver.di
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ist von diesem Schritt nicht begeistert. „Wir sehen die Übernahme der Sana-Kliniken durch AMEOS kritisch, müssen die unternehmerische Entscheidung aber akzeptieren. Entgegen aller anderslautenden Beteuerungen von Sana, die Kliniken im Konzern zu behalten, wurde der Deal weiter vorangetrieben. Die Beschäftigten dürfen sich getäuscht fühlen. Der Klinikbetreiber AMEOS ist leider nicht für eine arbeitnehmerfreundli-che Unternehmenskultur, im Sinne von Tarifverträgen und Mitbestimmung, bekannt“, so Steffen Kühhirt, verantwortlich für Gesundheitspolitik bei ver.di Nord.
Oberstes Ziel von privaten Betreibern sei die Rendite
„Wir erwarten jetzt von AMEOS ein tragfähiges Konzept zum Erhalt aller Kliniken und Standorte im Sinne der Beschäftigten und Menschen in der Region. Zum anderen macht der Sana-AMEOS-Deal klar, dass das oberste Ziel von privaten Klinikbetreibern die Renditeerwartung ist und Beschäftigte und Patienten dabei leider zu oft nur Verschiebemasse darstellen“, meint Kühhirt. Die Gewerkschaft ver.di sieht es mit Sorge, wenn die medizinische Versorgung im ländlichen Raum alleinig nur den privaten Klinikbetreibern vorbehalten ist.
Versorgung im ländlichen Raum sichern
„Wir erleben immer häufiger, dass private Klinikkonzerne sich aus dem ländlichen Raum zurückziehen, weil das Geschäft dort nicht mehr rentabel in ihrem Sinne zu betreiben ist. Hier ist die Politik gefordert, neue Antworten zu finden und klare Regeln zu setzen, denn die Versorgung im ländlichen Raum muss auch zukünftig gesichert sein und darf nicht an Renditeerwartungen geknüpft sein. Die Politik muss Antworten auf das ,Rosinenpicken‘ der privaten Klinikkonzerne finden“, fordert Steffen Kühhirt.
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Die Sana Klinik Eutin ist seit Jahren ein besonders schwieriger Fall: Sie muss umfassend saniert werden. (Foto: Graap)