Als Kind vom Traumberuf „Sängerin“ zu schwärmen, ist das eine. Diesen Wunsch tatsächlich zu verwirklichen, das andere. Zwei Schülerinnen der Malenter Gesangslehrerin und Sopranistin Eva Monar ist dieses Kunststück gelungen. Jasmin Delfs und Lea Bublitz haben nach ihrem Bachelorstudium an der Musikhochschule Lübeck jetzt auf Anhieb feste Engagements in renommierten Häusern ergattert.
Mit dem Nachsingen von Disney-Songs fing alles an
Bereits vor zehn Jahren hatte der Wochenspiegel über das „große Gesangstalent“ Jasmin Delfs berichtet. Im März 2011 hatte die damals Zwölfjährige beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ einen ersten Preis gewonnen – nach gut zwei Jahren Unterricht. „Als ich damals nach Malente zog, war die Neugier der Nachbarskinder groß“, erzählt Eva Monar. Jasmin, die bis dahin vor allem gerne Disney-Songs nachgesungen hat, durfte ihr über die Schulter schauen und verliebte sich in den klassischen Gesang. „Durch die Lieder aus Disney-Filmen hatte sie ganz unbewusst schon ein Ohr für Klassik. Denn Disney hat in seinen Soundtracks die ganze Bandbreite der klassischen Musik verarbeitet“, erläutert Eva Monar, die seit 30 Jahren Gesang unterrichtet.
Jasmin Delfs debütierte 2019 bei den Eutiner Festspielen
Sie bescheinigte Jasmin, ihrer allerersten Schülerin in Malente, damals „eine außergewöhnliche Anlage“ – und ist bestätigt worden. Schon während des Gesangsstudiums bei Professorin Manuela Uhl in Lübeck stand die junge Sopranistin regelmäßig auf der Bühne, in Konzertsälen oder in Kirchen. 2019 debütierte Jasmin bei den Eutiner Festspielen, wo sie einst im Kinderchor mitsang, im Weber-Singspiel „Abu Hassan“.
Aufnahme an der Bayerischen Staatsoper in München
Und jetzt ist für die 23-Jährige ein weiterer Traum in Erfüllung gegangen: Sie wurde als Mitglied im internationalen Opernstudio der Bayerischen Staatsoper aufgenommen. In der Spielzeit 2021/22 singt sie also im Münchner Nationaltheater und hat die Chance auf eine Zusammenarbeit mit Opernstars wie Anna Netrebko oder Jonas Kaufmann. „Im Dezember geht es los als Papagena in Mozarts ,Zauberflöte‘. Außerdem habe ich Rollen im ,Freischütz‘, ,Rosenkavalier‘, Verdis ,Macbeth‘ und in einer Kinderoper“, berichtet Jasmin.
Preise bei internationalen Wettbewerben ergattert
Die vergangenen freien Wochen hat die Berufsstarterin genutzt, um weitere Nachwuchspreise bei internationalen Gesangswettbewerben in Innsbruck und Portofino einzuheimsen. Wohin die Reise noch gehen soll? „Ich habe mir keine bestimmten Karrierestationen vorgenommen. Mein Ziel war und ist, dass ich diesen Beruf ausüben und weiterhin Freude am Singen haben kann“, sagt Jasmin Delfs, die sich mitten im Umzug nach München befindet.
Lea Bublitz wurde vom Staatstheater Oldenburg engagiert
Den Umzug bereits hinter sich hat Lea Bublitz. Die 25-jährige Eutinerin war noch nicht mit ihrem Masterstudium fertig, da hat sie das Staatstheater Oldenburg – ein großes Haus mit Spitzenorchester – bereits geschnappt. „Ich bin im Opernchor mit Solovertrag angestellt“, erzählt sie. Am 2. Oktober ist sie als Solistin im Rokoko-Stück „Les Boreades“ von Rameau zu sehen. Lea studiert seit 2016 Gesang bei Professorin Uhl und hatte auch schon das Glück, im Rahmen einer Opernproduktion der Hochschule in der Hamburger Elbphilharmonie singen zu dürfen. „Das war eine unsagbar tolle Erfahrung“, schwärmt die Sopranistin.
In die klassische Musik schockverliebt
Erste musikalische Schritte hat Lea Bublitz im Kinderchor der Eutiner Festspiele gemacht. „Dort habe ich Jasmin kennengelernt, die mich überredet hat, mit zu Eva Monar zu kommen“, berichtet Lea, die sich damals als 14-Jährige noch sehr für Musicals interessiert hatte. „Eva hat mir aber die Klassik nahegebracht – seitdem bin ich schockverliebt in klassische Musik. Eigentlich wollte ich Ärztin werden, aber letztendlich hat mich dann ein Jungstudium an der Musikhochschule Lübeck davon überzeugt, eine Karriere als Berufssängerin einzuschlagen.“ Ihre Traumrolle? „Die Violetta aus ,La Traviata‘, das ist eine wundervolle Sterberolle“, schmunzelt Lea Bublitz.
Berühmtheit kann nur ein angenehmer Nebeneffekt sein
Wer in der Branche Fuß fassen möchte, braucht nicht nur Talent, sondern auch Ehrgeiz, Fleiß und Durchhaltevermögen. „Den Beruf sollten nur Leute ergreifen, die wirklich singen wollen und auch bei Schwierigkeiten nicht aufgeben. Hier mit dem Ziel, berühmt werden zu wollen, heranzugehen, ist eine schlechte Idee. Berühmtheit kann immer nur ein angenehmer Nebeneffekt sein“, betont Eva Monar. Und manchmal, das wissen auch Jasmin Delfs und Lea Bublitz schon, haben berufliche Erfolge nicht nur etwas mit Können, sondern auch mit Glück und der Gunst der Stunde zu tun.
Volker Graap
Gesangslehrerin Eva Monar kann stolz auf ihre ehemaligen Schülerinnen sein: Lea Bublitz (links) und Jasmin Delfs (rechts) starten jetzt an renommierten Häusern durch. (Foto: Graap)
Über Jasmin Delfs hatte der Wochenspiegel schon einmal vor zehn Jahren berichtet: