Auch in herausfordernden Zeiten bleibt die Volksbank Eutin auf Kurs: Die Genossenschaftsbank hat der Corona-Pandemie zum Trotz ihre Bilanzsumme weiter ausgeweitet und 2020 ein solides Ergebnis erwirtschaftet. „Das Wichtigste für uns ist, dass wir während der Krise unseren Kunden als zuverlässiger Partner zur Seite standen“, unterstreicht Vorstandssprecher Matthias Benkstein. Am Donnerstag stellte er die Zahlen zusammen mit Vorstandsmitglied Patrick Gütschow beim Jahrespressegespräch in Eutin vor.
Kreditversorgung des Mittelstandes sichergestellt
Die Kundeneinlagen stiegen um 10,5 Prozent auf 486 Millionen Euro. Der Gesamtbetrag aller verwalteten Kundengelder wie auch in Wertpapierdepots und bei genossenschaftlichen Partnerinstituten nahmen um acht Prozent auf 686 Millionen Euro zu. Die weiterhin gute Nachfrage nach Wohnimmobilien hat das Interesse an Finanzierungen für den „sicheren Hafen Eigenheim“ hoch gehalten. Infolgedessen stiegen die Ausleihungen an die private Kundschaft um 8,2 Prozent auf 90 Millionen Euro. Der bilanzielle Bestand an Unternehmenskrediten wuchs um 11,8 Prozent auf 230 Millionen Euro. „Als genossenschaftliche Bank vor Ort haben wir unseren Förderauftrag gegenüber den regionalen Unternehmen mehr als erfüllt“, erläutert Gütschow. Man habe in der Krise die Kreditversorgung des Mittelstandes sichergestellt, fügt Benkstein hinzu. Das Betriebsergebnis lag in etwa auf Vorjahresniveau – 2019 war es knapp 4,5 Millionen Euro.
Das Wachstum hält auch 2021 an
Das Wachstum hält übrigens an. Im ersten Halbjahr 2021 ist bei den Kundeneinlagen ein Zuwachs von 10,1 Prozent und 12,6 Prozent im Kreditgeschäft zu verbuchen. Diese Zahlen spiegeln auch die starke Kundenbindung der Volksbank Eutin wider. Sorgen macht den Vorständen aber die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Nachdem diese weiter an Negativzinsen festhält, sieht sich nun auch das Eutiner Kreditinstitut gezwungen, den Einlagenzins in Höhe von minus 0,5 Prozent an die Kunden weiterzugeben.
Seit Jahresbeginn „Strafzinsen“ auf sehr hohe Einlagen
Diese „Strafzinsen“ werden seit Jahresbeginn fällig. Der „normale“ Sparer ist nicht betroffen. Grundsätzlich gilt ein Freibetrag in Höhe von 25 000 Euro pro Girokonto und ein Freibetrag von 250 000 Euro pro Kunde – für Ehepartner kann der Freibetrag dadurch bei 550 000 Euro liegen. Mit den betroffenen deutlich weniger als 1000 Kunden wurden zuvor persönliche Gespräche geführt. „Uns wurde viel Verständnis entgegengebracht, gerade weil wir am längsten dem Druck standgehalten haben und es nun nicht mehr viele ,Fluchtmöglichkeiten‘ gibt“, sagt Benkstein.
Neue Volksbank-App soll Ende des Jahres fertig sein
Wie sich die Corona-Krise auf die Filialstruktur der Volksbank auswirkt, kann man noch nicht sagen. Fakt ist aber, dass die Kundschaft im vergangenen Jahr verstärkt digitale Angebote und bargeldlose Bezahlverfahren genutzt hat. „Wir sind überzeugt, dass der Trend über die Pandemie hinaus anhalten wird und investieren daher weiter in Online- und mobiles Banking sowie in bargeld- und kontaktlose Bezahlverfahren“, so Benkstein. Und Gütschow kündigt für Ende des Jahres eine neue Volksbank-App an, die Benutzerfreundlichkeit und maximale Sicherheit vereint.
Fusion? Keine Gespräche, aber auch nicht auszuschließen
Gerade nimmt die Sparkasse Holstein eine Fusion ins Visier. Gibt es solche Überlegungen auch bei der Volksbank Eutin mit ihren 110 Beschäftigten? „Aktuell führen wir keine Gespräche. Aber angesichts der wachsenden Herausforderungen für die Banken – Digitalisierung, Niedrigzins und Anforderungen der Bankenaufsicht – kann man eine Fusion für die Zukunft, wenn man ehrlich ist, auch nicht ausschließen“, erklärt Benkstein.
Generationswechsel mit Eigengewächs Torben Mothes
Sehr wohl hat sich die kleine Genossenschaftsbank aber Gedanken über die Zukunft des Vorstandes gemacht. Wenn Vorstandssprecher Benkstein nach 45 Berufsjahren und fast 32 Jahren im Vorstand Ende des Jahres in den Ruhestand geht, soll ihm Torben Mothes als neues Vorstandsmitglied folgen. Der 38-Jährige ist ein Eigengewächs und hatte 2002 seine Ausbildung bei der Volksbank Eutin begonnen. Sechs Jahre war er im Firmenkunden-Kreditbereich tätig. 2011 übernahm er eine Aufgabe in der Inneren Revision, seit 2017 ist Mothes deren Abteilungsleiter. Die Volksbank plant, nach der Nullrunde 2020 den Mitgliedern jetzt wieder eine dreiprozentige Dividende auszuzahlen. Darüber entscheidet die Vertreterversammlung am 28. September.
Volker Graap
Die Volksbank-Vorstände Matthias Benkstein (links) und Patrick Gütschow stellten Torben Mothes (Mitte) als künftiges Vorstandsmitglied vor. (Foto: Graap)