In der Opernscheune der Eutiner Festspiele ist endlich wieder Theaterluft zu schnuppern: Am Mittwoch haben auf der Studiobühne die Proben für das erste Stück der 70. Spielzeit begonnen. Am 2. Juli hat das Erfolgsmusical „Cabaret“ auf der Freilichtbühne im Schlossgarten Premiere. Der allgemeine Kartenvorverkauf startet in der zweiten Juni-Woche.
Sonderfonds ist 2,5 Milliarden Euro schwer
Die Sehnsucht der Menschen nach Kultur ist riesengroß. „Innerhalb von nur gut drei Wochen liegen uns bereits über 10 000 Reservierungen vor“, freut sich Geschäftsführer Falk Herzog. Aber nicht nur die Treue des Publikums macht ihn dankbar. Jetzt zahlt sich aus, dass die Festspiele trotz aller Unwägbarkeiten den Mut aufgebracht haben, am Spielplan festzuhalten. Denn bei ihrem Besuch in der Opernscheune verkündete Bettina Hagedorn (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium, weitere Finanzspritzen für die Kulturbranche.
Es gibt Ticketzuschüsse und eine Ausfallversicherung
„Bundesregierung und Bundesländer haben einen 2,5 Milliarden Euro schweren Sonderfonds für Kulturveranstaltungen vereinbart“, so Bettina Hagedorn. Der Bund wolle Mut machen und den Neustart der Kultur erleichtern, indem Risiken bei der Planung von Events finanziell abgesichert werden. Es gibt Ticketzuschüsse, wenn die Zuschauerzahl Corona-bedingt begrenzt werden muss, und eine Ausfallversicherung.
Festspiel-Chef: „Jetzt können wir aufatmen“
„Diese Wirtschaftlichkeitshilfe für Veranstalter ist eine echte Stütze für unsere Saisonplanung. Wir haben als Freilichttheater ja nicht nur immer das Wetterrisiko zu tragen, sondern müssen wegen der Pandemie-Auflagen mit erheblich weniger Zuschauern und folglich stark reduzierten Einnahmen zurechtkommen. Da tut es gut, zur Deckung der Kosten fest mit der neuen Kulturhilfe des Bundes rechnen zu können“, betont Falk Herzog. Die Festspiele hätten im April angesichts steigender Infektionszahlen wochenlang vor der Frage gestanden, ob sie das Musical „Cabaret“ komplett streichen müssen und nur die Puccini-Oper „La Bohème“, die am 30. Juli Premiere hat, aufführen können. „Wir haben darauf vertraut, dass die seit Monaten signalisierte Wirtschaftlichkeitshilfe des Bundes noch rechtzeitig für uns politisch zustande kommen würde. Jetzt können wir aufatmen“, resümiert Herzog erleichtert.
Hoffnung auf hohes Zuschauer-Kontingent
Die Festspiel-Leitung hofft, dass die Landesregierung in Kürze bekannt gibt, vor wie vielen Zuschauern die Aufführungen stattfinden dürfen – im Juli könnten es mit abstandsoptimierter Platzierung im Schachbrettmuster bis zu 950 sein. Normalerweise fasst die Tribüne 1886 Besucher. Die Proben jedenfalls gehen mit vollen Elan – sowie striktem Hygienekonzept und täglichen Testungen – weiter. Der lang vermisste Applaus ist den Künstlern sicher.
Volker Graap
Regisseur Tobias Materna (rechts) hat am Mittwoch mit den Hauptdarstellern erstmals geprobt. Interessierte Zuhörerin war die Bettina Hagedorn (Mitte). Die SPD-Politiker aus Kasseedorf ist übrigens seit über 20 Jahren Stammgast des traditionreichen Festivals. (Foto: Graap)
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