Strenge Kontakteinschränkungen, keine Möglichkeiten, Kultur-, Hobby- oder Sportangeboten nachzugehen – vom Familienbesuch oft ganz zu schweigen: Gerade für die ältere Generation sind die Einschränkungen seit dem Frühjahr 2020 schwer zu meistern. Doch auch jüngere Menschen fühlen sich zunehmend isoliert und allein. Das bestätigt Alexandra Pohl, Koordinatorin beim Projekt „Gemeinsam gehen – Lübecks ambulanter & Kultur sensibler Hospizdienst“ in Lübeck: „ Schon ein Jahr lang wird das Leben vieler Menschen durch Corona fremdbestimmt.“ Neben Existenzsorgen, der Sorge um kranke Angehörige, der Sorge um die Zukunft der Kinder und vielen weiteren Ängsten, die die Menschen beschäftigen, gibt es auch Menschen in allen Generationen, die unter Einsamkeit leiden.
Zwei Lübecker Projekte wenden sich an Menschen, die durch die Pandemie mehr allein sind
„Singles oder Neu-Lübecker, die in der Stadt noch niemanden kennen, sind oft betroffen. Aber auch diejenigen sind viel allein, die durch Kurzarbeit sehr viel Zeit zu Hause sind“, weiß die Soziologin und Pädagogin. Dort, wo es zurzeit keine Gelegenheit gibt in Kontakt zu kommen, wünschen sich einsame Menschen jemanden zum Reden und Austauschen. An dieser Stelle kommt das Projekt „Gemeinsam gehen“ ins Spiel: Begleiteten die geschulten ehrenamtlichen Kräfte des Projektes zunächst Schwerstkranke und/oder deren Angehörige zum sensiblen Austausch auf Spaziergängen, schenken diese Ehrenamtler nun aufgrund der besonderen Pandemiesituation auch den Menschen einmal in der Woche Zeit für gemeinsame Spaziergänge oder die Begleitung in Alltagssituationen, die sich ganz allein fühlen. „Bei vielen Betroffenen ist alles weggebrochen. Damit ist auch die Leichtigkeit für das Leben im Alltag weg“, sagt Alexandra Pohl.
Spaziergänge und Telefongespräche gegen Einsamkeit
Neben den Spaziergängen unterstützt ein Teil der Ehrenamtlichen das bundesweite Angebot von „Silbernetz“: Für Menschen über 60 Jahre, die niemanden zum Reden haben, ist das „Silbertelefon“ in Lübeck täglich von 8 bis 22 Uhr unter der Rufnummer 0800/47 08 090 zu erreichen. „Für regelmäßige persönliche Telefongespräche vernetzen wir interessierte Seniorinnen und Senioren mit Ehrenamtlichen, die dann einmal pro Woche miteinander telefonieren“, erzählt die Koordinatorin von dem engagierten Einsatz gegen das Alleinsein.
Die Angebote sind vertraulich, anonym und kostenfrei. Ob Spaziergang oder Telefonanruf: Es es möglich, Wünsche zur Begleitung zu äußern. Ältere Damen möchten oft gerne von einer Ehrenamtlerin etwa gleichen Alters begleitet oder angerufen werden. Andere Menschen sind aber auch offen für den Kontakt zu Menschen aller Generationen und sind gespannt auf den einmal in der Woche stattfindenden Kontakt. Alle freuen sich über das kommunikative soziale Angebot. Monika Poppe-Albrecht
„Gemeinsam gehen“ wird koordiniert von Alexandra Pohl, Telefon 0451 202 712 59 oder 0152/ 38 26 53 53,
E-Mail: info@gemeinsam-gehen-luebeck.de
Austausch beim gemeinsamen Gehen: Koordinatorin Alexandra Pohl schult die Ehrenamtler und unterstützt mit ihnen gemeinsam die Menschen, die einsam sind. Foto: mpa