„Hein Lüttenborg“: Eine Bahntrasse für Pendler, Touristen und Forscher

Eine Reaktivierung der Bahntrasse Malente-Lütjenburg hat etwas vom Kinder-Überraschungsei, sie bietet drei Dinge auf einmal. Sie wäre eine Mobilitätsalternative für Pendler, eine Attraktion für Touristen und eine Spielwiese für Forscher. Die Gemeinde Malente ist jetzt offiziell dem im September gegründeten Verein „Schienenverkehr Malente-Lütjenburg e.V.“ beigetreten. Dieser will die einst als „Hein Lüttenborg“ bekannte Verbindung mit modernen Mitteln wieder herstellen.

„Das ist ein Leuchtturmprojekt mit großer Strahlkraft“

„Das ist ein Leuchtturmprojekt mit großer Strahlkraft. Hier wird nicht einfach eine Strecke reaktiviert, hier erfolgt ein Quantensprung im Hinblick auf neue Technologien, Wirtschaftlichkeit und modernen, umweltfreundlichen ÖPNV“, sagt Bürgermeisterin Tanja Rönck. Sie sei begeistert von diesem Projekt, das die Kommunalpolitik vor Ort mit Freude und Aufbruchstimmung begleite. Der neue Verein hat bereits über 60 Mitglieder und ist gespickt mit Sachverstand – darunter zahlreiche überregionale Fachleute aus Verkehr, Wirtschaft, Tourismus und Fahrzeugwesen.

Bahntrasse soll beispielgebend für Schienenreaktivierungen sein

Erster Vorsitzender ist der bundesweit renommierte Verkehrsexperte Professor Heiner Monheim. Ziel ist es, die Schieneninfrastruktur mit ihrer Strecke und ihren Gebäuden zu erhalten und wieder in Wert zu setzen. Darüber hinaus will der Verein beispielhaft zeigen, wie Schienenreaktivierungen erfolgreich umgesetzt werden können. Hierzu soll die Entwicklung innovativer Konzepte und Techniken im Bereich der Fahrzeuge, der Infrastruktur und Betriebsführung gefördert werden.

Die Entwicklung einer Solartram ist geplant

Der Schienenverkehr soll neu gedacht werden. Etwa durch die Entwicklung einer Solartram, die leichter und preiswerter als herkömmliche Schienenbusse und darüber hinaus sehr energieeffizient ist. Die 17 Kilometer lange Bahntrasse ist aufgrund ihrer Insellage bestens als Teststrecke für den von Industriedesigner Herbert Riemann entwickelten Solartram-Prototypen geeignet. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern würde das hochmoderne, verhältnismäßig kostengünstige Gefährt dann Hohwachter Bucht und Holsteinische Schweiz verbinden – mit einigen Haltepunkten entlang der Strecke. Maximal sieben Bahnübergänge wären technisch zu sichern – auch dabei könnten innovative, digitale Technologien zum Einsatz kommen.

Reallabor für Studenten und Wissenschaftler

Die Trasse bietet ein hohes Forschungspotenzial und viele Möglichkeiten für attraktive Forschungsprojekte. „Hein Lüttenborg“ kann sozusagen zum Reallabor für Studenten und Wissenschaftler werden. Das haben Gespräche mit der Fachhochschule Kiel und der Christian-Albrechts-Universität bestätigt. „Was einmal als ,nicht mehr wirtschaftlich’ eingestellt wurde, kann mit diesen völlig neuen Ansätzen dazu beitragen, viele Strecken in ganz Deutschland wieder zu nutzen – ein Gewinn für alle“, meint Tanja Rönck. Der Fahrplan für das Projekt ist noch vage, aber Vorstandsmitglied Sven Ole Ratjens betont, dass die einzelnen Schritte zügig umgesetzt werden sollen. „Geht das alles schnellstmöglich, ist das in ein bis zwei Jahren machbar. Der Klimawandel wartet nicht.“ Infos zum Verein gibt es auf www.schiene-m-l.de.    vg

 

Erster Vorsitzender des neuen Vereins ist der bundesweit renommierte Verkehrsexperte Professor Heiner Monheim. Er will die Bahntrasse wiederbeleben. (Foto: LN/Schneider)
Am Computer ist die Solartram, die zwischen Malente und Lütjenburg verkehren könnte, bereits konstruiert. (Foto: Herbert Riemann)

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