In einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Travemünde hat es einen Corona-Ausbruch gegeben. Rund ein Viertel der Bewohner seien an Covid-19 erkrankt, sagt die Hansestadt Lübeck. Aber die Situation ist nach Angaben der Behörden unter Kontrolle.
Corona-Ausbruch am Wochenende
Gut 180 Flüchtlinge leben derzeit in der Gemeinschaftsunterkunft in der Ostseestraße in Travemünde. Sie leben auf engstem Raum, Abstand zu halten ist kaum möglich. Beste Bedingungen für das Corona-Virus. Am vergangenen Wochenende wurde das Virus bei sieben Bewohnern in der Ostseestraße festgestellt. Es folgten gespenstische Szenen: Menschen in weißen Schutzanzügen liefen durch Travemünde. Schließlich stellten die Behörden alle 180 Flüchtlinge unter Quarantäne. Außerdem erklärten Dolmetscher noch einmal die Corona-Regeln. Die betreuenden Hilfsorganisationen rückten mit Mitarbeitern an.
Ein Viertel der Flüchtlinge ist erkrankt
Seitdem sind alle Geflüchteten in der Unterkunft in Travemünde auf Corona getestet worden. Ein Viertel der Bewohner ist positiv, sagt das Gesundheitsamt. Immerhin geben die Tests nun Aufschluss über den Infektionsverlauf. Deswegen wurden einige der Flüchtlinge am Mittwoch wieder aus der Quarantäne entlassen. Dennoch haben Polizei und Ordnungsamt die Bewachung der Zugänge der Gemeinschaftsunterkunft verstärkt. Denn einige der Bewohner hatten die Unterkunft trotz Quarantäne verlassen.
Geflüchtete in Ferienwohnungen unterbringen?
Die Partei GAL forderte anlässlich des Vorfalls einen besseren Schutz der Flüchtlinge – nicht nur in Travemünde. Sie forderte Bürgermeister Jan Lindenau auf, Ferienwohnungen anzumieten, um darin Geflüchtete unterzubringen. Für die GAL ist das eine Win-Win-Situation. Denn damit würde die Situation in den Unterkünften entzerrt. Außerdem hätten die Vermieter der Wohnungen endlich wieder Mieteinnahmen. Dazu könnte Lindenau das Corona-Hilfspaket anzapfen, das die Bürgerschaft auf den Weg gebracht hatte, so die GAL.
Wieder hohe Corona-Inzidenz in Lübeck
Die Corona-Fälle aus der Gemeinschaftsunterkunft in Travemünde fließen mit ein in die Corona-Statistik. Daher stieg der Inzidenzwert für Lübeck sprunghaft an. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut eine Sieben-Tage-Inzidenz von 152,4 für die Hansestadt. Ende vergangener Woche war er bereits auf unter 100 gesunken. Oliver Pries
Foto: Holger Kröger