Theatergastspiele, Lesungen, Filmvorführungen – der Kulturbund Eutin ist seit 75 Jahren eine feste Größe im kulturellen Leben der Kreisstadt. Und mit dem 2012 übernommenen „Binchen“-Kino betreibt der Verein sogar eine eigene Spielstätte – auch wenn dort wegen der Corona-Lage seit Monaten nichts mehr geht. Den runden Geburtstag wollen die ehrenamtlichen Kulturmanager dennoch feiern.
Gut 150 Mitglieder und 80 Abonnenten zählt der Verein
Allein zwei Zahlen unterstreichen die Relevanz, die der Kulturbund noch heute hat: Gut 150 Mitglieder und 80 Abonnenten zählt der Verein. „Wir haben zuletzt sogar Neumitglieder begrüßen dürfen, die in der Corona-Krise ein Zeichen für die Kultur setzen wollten“, freut sich der erste Vorsitzende Dr. Wolfgang Griep. Finanziell wurde der Verein durch die Pandemie aber nicht in die Knie gezwungen. „Unsere Tätigkeit ist jedoch viel arbeitsintensiver geworden. Wir haben in den vergangenen Monaten andauernd Termine absagen und Veranstaltungen verlegen müssen. Mit den Theatern und Künstlern haben wir feste Verträge abgeschlossen, um denen im Zweifelsfall das Ausfallhonorar zu sichern“, betont Griep. Man schiebe nun „einen Berg“ von Events und geldlichen Verpflichtungen vor sich her.
Kulturbund war einst Träger der Volkshochschule
Ob die nächste, für den 25. Februar geplante Theateraufführung stattfinden kann – niemand weiß es. „Wir können nur auf Sicht agieren“, so Griep. Deshalb soll die Jubiläumsfeier auch erst in der zweiten Jahreshälfte über die Bühne gehen. „Wir wollen gemeinsam mit der Volkshochschule zum Saisonstart im September feiern“, kündigt der Vereinschef an. Beide Institutionen gehörten früher einmal zusammen. Denn der Kulturbund wurde einst als Trägerverein der Erwachsenenbildung gegründet.
Gründung auf Betreiben der britischen Militärregierung
Noch im Jahr 1945 sah es die britische Militärregierung als vordringlich an, nicht nur die materielle Not der Eutiner Bevölkerung zu lindern, sondern auch den großen Hunger nach geistiger Nahrung zu stillen. Nach der NS-Diktatur sollte die VHS den Bürgern beim Umlernen und Umdenken helfen. Im Dezember 1945 teilte Landrat Erich Lotz mit: „Im Kreis Eutin möchte ich die geistig und kulturell Tätigen zu einem Verein zusammenschließen, der mir bei den Kulturbestrebungen und der Erwachsenenbildung hilft.“ Die VHS in der Trägerschaft des „Kulturrings“, der bei der Gründungsversammlung 97 Mitglieder zählte, wurde am 24. März 1946 feierlich eröffnet. Als Vereine 1948 wieder zugelassen waren, wurde eine Satzung beschlossen und der Kulturring als gemeinnütziger „Volkskulturbund“ ins Vereinsregister eingetragen. 1955 wurde der Name in „Kulturbund – Volkshochschule Eutin e.V.“ geändert. 1982 wurde schließlich die Stadt Träger der VHS, der Kulturbund ein ehrenamtlich geführter, aber von der Kommune bezuschusster Verein.
Kulturbund wird jetzt institutionell gefördert
Im Herbst machte die Stadt Eutin dem Kulturbund ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk: Beschlossen wurde, den Verein institutionell zu fördern und über die nächsten fünf Jahre gesichert mit jährlich 30?000 zu unterstützen. Hinzu kommt ein Mietkostenzuschuss in Höhe von 10?000 Euro pro Jahr für das „Binchen“. Angesichts des Wegfalls der Schlossterrassen als Spielstätte für Theater und andere Events hat sich die Weiterführung des Filmtheaters als Glücksfall erwiesen.
Der Kulturbund-Vorsitzende Dr. Wolfgang Griep freut sich, dass dem Verein mit dem „Binchen“-Kino eine beliebte Spielstätte zur Verfügung steht – auch wenn dort Corona-bedingt seit Monaten nichts mehr stattfinden kann. (Foto: Graap)