Karstadt in Lübeck bleibt erhalten. Das haben die 170 Beschäftigten des Traditionskaufhauses heute Morgen von der Geschäftsleitung erfahren, bestätigt Betriebsratschefin Karin Kinnert. Der Betreiber hat nach Informationen des NDR einen Mietvertrag über zehn Jahre mit dem neuen Hausbesitzer abgeschlossen.
„Nachricht eingeschlagen wie eine Bombe!“
Wie angefasst sie von der guten Nachricht ist, merkt man der Karstadt-Betriebsratsvorsitzenden Karin Kinnert an. „Die Nachricht hat hier eingeschlagen wie eine Bombe!“ Das sei ein Augenblick gewesen, den man gar nicht beschreiben könne, so Kinnert. „Das war ein hochemotionaler Moment.“
„Ein guter Tag für den Standort Lübeck!“
„Das ist ein guter Tag für die Beschäftigten, den Standort Lübeck und die Innenstadt. Die gemeinsamen Anstrengungen und intensiven Gespräche haben zu diesem Ergebnis geführt“, sagt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau. Lindenau dankt den Verantwortlichen von Galeria Karstadt Kaufhof für die Bereitschaft, ihre ursprüngliche Entscheidung zu überdenken. Der Bürgermeister lobte auch die konstruktiven Gespräche mit dem neuen Eigentümer der Immobilie, der Frankfurter RFR Holding.
Beide Karstadt-Häuser sollten geschlossen werden
Eigentlich sollten sowohl das Karstadt-Haupthaus als auch Sport Karstadt geschlossen werden. Für Karstadt Sport fiel der Vorhang tatsächlich schon am 17. Oktober, das Haupthaus sollte Ende Januar schließen. Beide Häuser standen auf der Sparliste des Betreibers Galeria Karstadt Kaufhof, der insgesamt 62 von 172 Standorten schließen wollte. Doch die Beschäftigten ließen sich nicht unterkriegen, machten mit Aktionen auf ihr Schicksal aufmerksam, banden auch die Politik mit ein. Das hat nun offenbar gefruchtet.
Lübecker sollen lokal einkaufen, nicht online
„Das war ein Kampf, der sich gelohnt hat“, sagt Peter Petereit, der Fraktionsvorsitzende der Lübecker SPD. Die SPD habe immer an den Standort Lübeck geglaubt und die Mitarbeiter immer unterstützt. „Wir gratulieren der Belegschaft und dem Betriebsrat zu diesem großen Erfolg!“ Nun liegt es an den Lübeckern, dass Karstadt am Standort weiterhin erfolgreich wirtschaften kann, so Petereit. Gleichzeitig fordert Petereit die Bürger auf, lokal einzukaufen und nicht online.
Erneuerungsprozess für Karstadt
„Das ist ein schönes Geschenk zum Nikolaustag. Sowohl für die Beschäftigten, als auch für den Standort Lübeck“, sagt Olivia Kempke, Geschäftsführerin des Lübeck Managements. Kempke ist gespannt, wie sich das „neue“ Karstadt entwickelt. „Es wurde ja bereits ein Erneuerungsprozess für die verbleibenden Karstadt-Häuser angekündigt.“ Das Wichtigste sei aber, dass die Lübecker Kunden Karstadt annehmen müssten.
Kein Leerstand
Auch die Lübecker Grünen freuen sich über die Rettung. „Besonders für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das eine tolle Nachricht und genauso für die Altstadt als Ganzes“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Bruno Hönel. „Ein möglicherweise jahrelanger Leerstand hätte eine große Belastung für die Attraktivität der Innenstadt mit sich gebracht.“ Oliver Pries
Foto: Lutz Roeßler
Freies Parken oder Erstattung der Parkgebühren würden viele Leute in die Stadt locken. Aber momentan bleibt man der City eher fern …