Das Land Schleswig-Holstein will Atomschutt des Kernkraftwerkes Brunsbüttel auf der Lübecker Mülldeponie Niemark lagern. Das hat Umweltminister Jan Philipp Albrecht angekündigt. Doch dagegen wächst der Widerstand: Eine Bürgerinitiative befürchtet Folgen für Mensch und Natur. Auch die Politik ist skeptisch.
Bürgerschaft hat Atomschutt abgelehnt
Angeblich ist der Atomschutt, der dringend irgendwo untergebracht werden muss, nur gering verstrahlt. Das Umweltministerium spricht von 10 Mikrosievert. „Dieser Wert liegt weit unterhalb der natürlich in der Umgebung vorkommenden Strahlung und selbst unter der Schwankungsbreite der natürlichen Strahlung innerhalb Schleswig-Holsteins“, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. „Die Lübecker Bürgerschaft hat bereits im November letzten Jahres mit großer Mehrheit die Deponierung von AKW-Schutt in Lübeck aus Umwelt- und Sicherheitsgründen abgelehnt“, sagt Peter Petereit, der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Lübecker Bürgerschaft. Eine neuerliche Beratung über das Thema sei von den Grünen im Schulterschluss mit der AfD verhindert worden, so Petereit.
Lagerung in Brunsbüttel gefordert
„Eine Alternative wäre, die Stoffe am Abrissort sicher zu deponieren. Dadurch würde ein Transport und eine damit einhergehende potentielle Gefährdung vermieden werden“, schlägt Detlev Stolzenberg, der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen in Lübeck vor. Mit anderen Worten: Müll aus Brunsbüttel soll auch in Brunsbüttel bleiben.
Initiative „Lübeck ohne Atomschutt“
Das fordert auch eine Bürgerinitiative, die ebenfalls gegen die Lagerung ist. Sie setzt sich mehrheitlich zusammen aus Anwohnern der Neubaugebiete Rothebek I und II, die an die Deponie Niemark grenzen. „Natürlich möchten wir unsere Kinder nicht in der Nähe von Atomschutt großziehen“, so die Organisatoren. „Da schwingt auch Angst und Sorge mit.“ Die Initiative „Lübeck ohne Atomschutt“ befürchtet auch, dass die Landesregierung nicht mit offenen Karten spielt: „Auch, wenn es sich um „geringfügig belastet Material handelt, bleibt es eben Schutt aus einem Atomkraftwerk und es stellt sich uns die Frage, ob das Material nicht doch belasteter ist, als gesagt wird. Uns fehlt hier die Transparenz“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Online-Petition gestartet
Um zu verhindern, dass der Atomschutt nach Lübeck kommt, hat die Initiative „Lübeck ohne Atomschutt“ nun eine Petition gestartet. Wenn 1900 Menschen die Petition unterstützen, wird das schleswig-holsteinische Parlament um eine Stellungnahme zum Sachverhalt gebeten. Die Initiative ist auch auf Facebook zu finden. Oliver Pries
Foto: honorarfrei / Entsorgungsbetriebe Lübeck