In zwei Lübecker Gemeinden werden weitere Foodsharing-Schränke aufgestellt
Lebensmittel weitergeben, statt wegwerfen, wenn sie übrig oder kurz vor dem Ablaufdatum sind. Das ist Foodsharing und viel mehr als ein neuer Trend. Die Initiativen wirken der Lebensmittelverschwendung entgegen und sorgen für ein anderes Bewusstsein im Umgang mit ihnen. Dankbarkeit für die Schöpfung – darum geht es auch am christlichen Feiertag Erntedank am Sonntag, 4. Oktober. Mehrere Lübecker Kirchengemeinden haben das Thema Foodsharing aufgenommen.
Buntekuh bekommt Fairteiler-Schrank
Mit einem Open-Air-Gottesdienst mit Akkordeonmusik wird am Sonntag in der Bugenhagen-Gemeinde in Lübeck-Buntekuh ein Fairteiler-Schrank eingeweiht. Mit den Erntegaben aus dem Gottesdienst wird der neue Schrank bestückt. „Gerade in den letzten Monaten ploppte das Thema ja auch hier richtig auf“, berichtet Pastorin Anne Mareike Müller, was der Anlass war, einen Food-Sharing-Schrank aufzubauen. Und warum sie als Kirchgemeinde? „Vordergründig weil wir den Platz haben und ich als Pastorin auch den ganzen Tag hier bin, um nach dem Rechten zu schauen. Aber es geht auch darum, unsere Schöpfung pfleglich zu behandeln, wir sind dafür ja verantwortlich.“ Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Foodsharing Lübeck ist dieses Projekt gestartet worden. „Wir sind hier nicht in Konkurrenz zur Tafel: Es geht darum, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Hier dürfen sich alle gern bedienen.“
Gute Erfahrung mit Foodsharing auf Marli
Das habe er erst lernen müssen, sagt Andreas Mahler, Pastor in der St.-Philippus-Gemeinde auf Marli: „Es kann sein, dass hier jemand mit drei großen Beuteln kommt und den Schrank leerräumt. Und das ist so in Ordnung.“ Neben der Kirche steht seit über einem Jahr ein entsprechender Schrank. Seine Erfahrungen sind sehr positiv: „Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen da etwas hineintun und wie schnell das auch wieder leer ist“, so Mahler weiter.
Nicht nur in Buntekuh startet an Erntedank das Retten von Lebensmitteln mit den Schränken. In der Johann-Hinrich-Wichern-Gemeinde in Moisling wird auch zum Erntedank-Gottesdienst ein Fairteiler-Schrank aufgebaut. „Seit ein paar Monaten gibt es die Überlegungen hier im Stadtteil, es sind ganz unterschiedliche Akteure beteiligt“, berichtet Barbara Hoffmann-Fette, Pastorin an der Wichern-Gemeinde. Aufgestellt wird der Schrank aber nicht bei der Kirche, sondern am Gesundheitszentrum: „Da ist er zentral und für viele gut erreichbar.“ Gebaut hat den Schrank – genau wie den in Buntekuh – der Verein Exeo in Lübeck. Bemalt haben ihn die Konfirmanden der Wichern-Gemeinde in den vergangenen Wochen.
Das Erntedankfest ist der Dankbarkeit der Schöpfung gewidmet
Die Lübecker Pröpstin Petra Kallies betont den Zusammenhang von Foodsharing und Erntedank: „Das Erntedankfest ist für uns ein Fest des Dankes an Gott für seinen reichen Segen, seine wunderbare Schöpfung. Ganz eng damit verbunden sind Fragen der Bewahrung und der Gerechtigkeit. Die Initiative des Foodsharings ist für mich ein kleiner, wichtiger Baustein einer großen Aufgabe: die Schöpfung und die buchstäblichen Früchte unserer Arbeit wieder besser zu wertzuschätzen und zu erhalten. Total gut finde ich daran, dass diese Idee des Teilens für alle gedacht ist. Egal ob reich oder arm – in nachbarschaftlicher Gemeinschaft können wir uns und unserer Umwelt Gutes tun. Machen Sie mit.“
Es ist kein Zufall, dass gerade am Erntedankfest die Schränke in Moisling und Buntekuh eingeweiht werden. Zentral ist in den christlichen Kirchen dieses Fest der Dankbarkeit für die Schöpfung gewidmet. Traditionell wird am ersten Sonntag im Oktober Erntedank gefeiert. Zu diesem Brauch wird der Altar in der Kirche für den Gottesdienst mit Obst und Gemüse, Getreidegarben und Brot geschmückt, um Gott für die Ernte zu danken.
Foodsharing in Lübeck: Pastor Andreas Mahler zeigt den Schrank an der Kirche St. Philippus. Foto: KK LL/ Georg Gemander