„Wir konnten sie nicht bergen…“
so lautet die Inschrift des Mahnmals „Die Bergende“ auf dem Campus der Vorwerker Diakonie, das an die Deportation und Ermordung jüdischer Menschen erinnert. Denn: Heute vor 80 Jahren haben die Nationalsozialisten zehn Bewohnerinnen und Bewohner der Vorwerker Diakonie nach Brandenburg deportiert.
Nun hat „Die Bergende“ einen neuen Platz auf dem Campus bekommen. „Wegen unseres Klinik-Neubaus mussten wir das Mahnmal verlegen“, so Johanne Hannemann, Pastorin und Geschäftsführerin der Vorwerker Diakonie, anlässlich der Neueinweihung. „Jetzt haben wir einen neuen, noch präsenteren Standort gefunden.“ Dieser befindet sich direkt vor dem Haupteingang des Verwaltungsgebäudes. „Dort ist sie sehr präsent und nicht zu übersehen“, erläutert Hannemann. „Menschen, die zu uns kommen, gehen meist diesen Weg und kommen so an der „Bergenden“ vorbei.“
Pastor Karsten Wittfoht erinnerte im Rahmen der Neueinweihung an den Tag vor 80 Jahren
„Am 16. September 1940 kamen Transporter vorgefahren. Es war früh am Morgen, denn keiner sollte mitbekommen, was geschah. Die zehn Menschen wurde aus ihren Zimmern geholt und weggebracht.“ Eine Woche später, am 23. September 1940, wurden sie in Brandenburg an der Havel ermordet. „Diese brutale und menschenverachtende Tat steht im Widerspruch zu den Werten, die wir heute leben. Wir müssen aber wachsam bleiben, dass diese Werte nie verloren gehen.“ Hannemann ergänzt: „Wir legen Wert darauf, dass das, was geschehen ist, weder in Vergessenheit gerät, noch durch irgendjemanden umgedeutet wird.“
Schüler der Gisa-Feuerberg-Schule reinigen zum Anlass Stolpersteine
Neben der „Bergenden“ erinnern auch Stolpersteine auf dem Campus an die ermordeten Menschen. Diese wurden im Anschluss an die Feier von Schülerinnen und Schülern der Gisa-Feuerberg-Schule gereinigt. Die Fachschule für Heilerziehungspflege der Vorwerker Diakonie ist nach einer der Ermordeten benannt. „Wir haben immer noch Kontakt zu einer Großnichte Gisa Feuerbergs“, berichtet Lehrerin Ursula Häckermann, die die Aktion begleitete. „Sie lebt heute in Vancouver und hat uns zu dem heutigen Tag Grüße gesendet.“
Die drei Tonnen schwere Skulptur, die aus Naturstein und Bronze besteht, ist eine Arbeit des Lübecker Künstlers Heinrich Brand. Sie ist 1988 entstanden und zeigt ein Kind im Arm ihrer Mutter. Die Inschrift nennt unter anderem die Namen der zehn Ermordeten.
Foto: Vorwerker Diakonie