SPD plädiert in dem geplanten Neubaugebiet für noch größere öffentliche Grünflächen
Verkehrsteilnehmer, die die Meierbrücke passieren, haben die bisherigen Abriss- und Erdarbeiten auf dem Gelände am ehemaligen Güterbahnhof sicher wahrgenommen. Doch viel weiter voran geht es in diesem Jahr auf dem 8,7 Hektar großen Neubaugebiet, einem Areal, das der Wohnkompanie Nord gehört, erst einmal nicht. „Der Baustart verschiebt sich, weil bei diesem umfangreichen Bauvorhaben alles länger gedauert hat als geplant“, sagt Holger Römer von der Wohnkompanie Nord.
Zuerst mussten Vorgaben zum Lärm-, Denkmal- und Naturschutz sowie vorhandener Altlasten geklärt werden. Nach einem derzeitigen Architektenwettbewerb für die Fassaden der Gebäude und Absprachen mit Stadt und Deutscher Bahn sollen im Sommer 2021 die Bagger anrollen können. Ab 2025 sei dann modernes Wohnen auf einer „hervorragend gelegenen Fläche möglich.“
Es soll auch bezahlbarer Wohnraum entstehen
260 Wohnungen – 80 davon als Sozialwohnungen – und 38 Stadthäuser sind geplant, dazu eine Tiefgarage für 230 bis 250 Autos. Der historische Wasserturm sowie die Güterhalle bleiben erhalten und saniert. In Letztere sollen eine Kita, Büros sowie ein Bäcker modernen Raum finden. Die Nutzung des Denkmal geschützten Wasserturms indes sei noch nicht geklärt.
Der SPD Ortsverein Holstentor Süd betrachtet die enge Bebauung auf dem Gelände kritisch. Die Genossen begrüßen zwar das von der Wohnkompanie Nord vorgestellte Konzept, fordern trotzdem jedoch noch deutliche Verbesserungen. Kerstin Metzner, Vorsitzende der SPD Holstentor Süd: „300 neue bezahlbare Wohnungen sind wichtig für Lübeck, aber der Stadtteil hat von allen Lübecker Stadtteilen mit Abstand das wenigste öffentliche Grün.“
Angesichts des Klimanotstands sei dies eine städtebauliche Katastrophe. „Bauverwaltung und Investor sind gefordert, das Gebiet mit deutlich mehr Grün attraktiv zu gestalten. „Der Flächenverbrauch ist zu hoch, die neuen Baukörper sind zu massiv“, sagt sie. Hier müsse abgespeckt werden zugunsten größerer Grünflächen zur Naherholung. „Zudem vermissen wir ein klares Bekenntnis zu einer ökologischen Bauweise mit Dach- und Fassadenbegrünung sowie klimaneutraler Energieversorgung.“
Erhaltung der Grünflächen wird zum kontroversen Thema
Holger Römer ist angesichts der vorliegenden Zahlen erstaunt über diese Kritik: Von 8,7 Hektor Baugrund sollen allein 3,1 Hektar für öffentliche Grünflächen genutzt werden. Nicht enthalten sind die privaten Freiflächen und Straßenverkehrsflächen als weitere Freiraumbestandteile. „Im Vergleich zu anderen Wohngebieten ist dieser Flächenanteil sehr hoch“, unterstreicht er.
Auf gut einem Drittel des Areals soll ein großer Park mit verschiedenen Höhenniveaus entstehen, dazu ein Spiel- und Bolzplatz. „Lübeck braucht Wohnraum“, so Römer weiter. „Wird das über viele Jahre brachliegende Gelände in zentraler Lage nun zu einem beliebten Wohngebiet, ist das eine sehr positive Wendung.“
Auf dem 8,7 Hektar großen Areal sollen 3,1 Hektar öffentliche Grünflächen gestaltet werden. Foto: M. Poppe