Ein Kloster für das Kloster
Geschichte zum Anfassen bietet der Geschichtserlebnisraum Roter Hahn im Stadtteil Kücknitz. In über 20 Jahren hat sich hier aus einem Bauspielplatz heraus über die offene Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil eine stadtteilübergreifende kulturelle und soziale Bildungseinrichtung und gleichzeitig ein für jeden offenstehendes Naherholungsgebiet entwickelt.
Seit 2016 besteht eine Kooperation mit dem Europäischen Hansemuseum. Das Museum ist auf den Geschichtserlebnisraum zugegangen, um sich über die Kinder- und Jugendarbeit und die Entwicklung von Bildungsangeboten auszutauschen.
„Handlungsorientierte Dinge wie beispielsweise Feuer machen können wir hier oft nicht durchführen“, erklärt Timo Knoth vom Hansemuseum. „Die durch uns vermittelte Theorie können wir aber im Geschichtserlebnisraum als praktische Ansätze verfolgen. Das ist für uns die perfekte Ergänzung.“ Besuche vor Ort mit der einmaligen Atmosphäre seien immer wieder eine Inspiration, so Knoth. Gemeinsam entwickle man zurzeit neue Vermittlungsangebote für Schulklassen, die einen Museumsbesuch mit der Praxis verbinden.
Kooperation mit dem Europäischen Hansemuseum auf Augenhöhe
Als einen Ritterschlag bezeichnet Frank Thomas vom Geschichtserlebnisraum die Möglichkeit, jetzt in einer Sonderausstellung die Einrichtung und die Arbeit unter dem Motto „Wir leben Geschichte(n)“ in dem international anerkannten Museum vorstellen zu können. „Das ist für uns eine Anerkennung auf kultureller Ebene“, so Thomas dankbar. „Unsere persönliche Erfahrung als Kooperationspartner ist, dass wir als kleine Einrichtung mit dem großen Museum auf Augenhöhe zusammenarbeiten können.“
In der kleinen Ausstellung in der Langen Halle des Burgklosters, die am gestrigen Freitag offiziell eröffnet wurde, wird nicht nur die Einrichtung vorgestellt. Herzstück ist das Projekt „Klosteranlage 2026“ mit Modellen der geplanten Anlage und einzelnen Modellobjekten.
Interesse von Lübeckern und Touristen gleichermaßen wird erwartet
Gezeigt werden außerdem in Vitrinen verschiedene Reproduktionen von Originalfundstücken, die Mitarbeiter und Ehrenamtler im Geschichtserlebnisraum angefertigt haben. Die werden auch tatsächlich genutzt wie die Nachbildung von Lederschuhen, die bereits seit 20 Jahren getragen werden, oder der getöpferte Topf. Angefertigt nach Scherben, die in Pöppendorf gefunden wurden, werden in dem Topf regelmäßig leckere Suppen gekocht.
„Auf der Klosterbaustelle wird wirklich tolle Arbeit geleistet, und mit dem Modell holen wir dieses in die Altstadt. Sozusagen ein Kloster für das Kloster“, so Knoth. „Das ist sowohl für Einheimische interessant, die vielleicht nicht nach Kücknitz kommen können, als auch für Touristen um zu zeigen, dass Geschichte eben nicht nur in der Altstadt zu finden ist.“
Timo Knoth (l.) vom Europäischen Hansemuseum und Frank Thomas vom Geschichtserlebnisraum Roter Hahn zeigen Exponate der Sonderausstellung: ein Modell der Kirche St. Nicolai und ein nach Originalfundstücken rekonstruierter Tontopf, mit dem schon viele Suppen gekocht wurden. Foto: HÖ