Der Pavillon auf dem Gustav-Radbruch-Platz ist fast so etwas wie ein inoffizielles, ranziges Wahrzeichen der Hansestadt. Doch nun scheint das Schicksal des Gebäudeensembles besiegelt: Es ist einsturzgefährdet und ab sofort geschlossen.
Öffentliche Toilette ist nicht betroffen
„Bei einer baulichen Untersuchung wurden erhebliche Korrosionsschäden im Kellerbereich und die Notwendigkeit einer Komplettsanierung des Daches festgestellt. Um größere Gefahren auszuschließen, wird die Nutzung des Gebäudes aus Sicherheitsgründen mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Die öffentliche Toilette befindet sich in einem anderen Gebäudeteil und ist von der Schließung nicht betroffen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Stadtverkehrs Lübeck.
Betreiber ist geschockt – und skeptisch
Seit 29 Jahren betreibt Refik Gülsen den Kiosk auf dem Gustav-Radbruch-Platz, verkauft dort auch Fahrkahrten für die Busse, hat sogar einen Sparclub gegründet. Über die Kündigung ist er geschockt – und skeptisch: „Ich sehe keine Einsturzgefahr“, sagt Gülsen, der nun einen eigenen Statiker mit der Begutachtung des Gebäudes beauftragen will. Denn mit der Schließung erhielt der Betreiber auch die Kündigung die fristlose Kündigung des Mietvertrages. „Die ordentliche Kündigung haben wir zum Ende September ausgesprochen“, bestätigt Gerlinde Zielke, Pressesprecherin des Stadtverkehrs. „Wir werden dem Betreiber seinen wirtschaftlichen Ausfall bis Ende September bezahlen“, so Zielke weiter. Dem Unternehmen täte der Vorgang außerordentlich leid, allerdings: „Wir mussten handeln und hatten keine andere Wahl.“
Stadtverkehr Lübeck ist Eigentümer
Die Stadtverkehr Lübeck GmbH ist Eigentümerin des 1954 gebauten Gebäudes. Im Pavillion befinden sich der Aufenthaltsraum für das Fahrpersonal und ein Verkaufskiosk. Für die Zeit der Sanierung oder der Fertigstellung eines Neubaus wird ersatzweise über eine Containerlösung nachgedacht. Bezüglich weiterer Planungen für die Sanierungs- oder Neubaumaßnahmen am Gustav-Radbruch-Platz werden Abstimmungsgespräche mit der Hansestadt Lübeck erfolgen.
2014: Pläne für Umgestaltung des Gustav-Radbruch-Platzes
2014 gab es Pläne, den Gustav-Radbruch-Platz komplett neu zu gestalten. Unter anderem sollte ein Parkhaus entstehen, wo jetzt die Fährstraße ist. Das Burgfeld sollte begradigt werden, viel Grün entstehen. „Die Planungen für den Bereich Gustav-Radbruch-Platz mussten zurückgestellt werden, weil in den letzten zwei Jahren prioritär der Rahmenplan Innenstadt mit Verkehrskonzept zu erarbeiten waren“, erklärt Nicole Dorel, Sprecherin der Hansestadt Lübeck. Der Bereich können auch nicht gesondert betrachtet werden, er müsse Teil einer Gesamtplanung sein. Mit dem Verkehrsversuch Beckergrube seien nun erste Maßnahmen für die Umsetzung vorbereitet. PM/Oliver Pries
Foto: Holger Kröger