Entsorgungsbetriebe planen auf Jahrzehnte angelegten „Masterplan Entwässerung“
Es geht um marode Kanalisationsrohre, um Abwasser, das in die Trave schwappt, um Neubaugebiete und sauberes Wasser: Die Entsorgungsbetriebe haben ihren „Masterplan Entwässerung“ vorgestellt. Er ist auf mehrere Jahrzehnte angelegt, insgesamt sollen 1,6 Milliarden Euro investiert werden.
1000 Kilometer lang ist das Kanalisationsnetz unter der Hansestadt. Zum Teil stammen die Rohre noch aus dem 19. Jahrhundert. Und der Zahn der Zeit nagt an ihnen: Viele der Rohre sind sanierungsbedürftig, immer mehr Straßeneinbrüche wie jüngst in der Kronsforder Allee zeugen davon. Und noch ein anderes Problem haben die Entsorgungsbetriebe: Aus dem alten Mischwassersystem, das früher so verbaut wurde, schwappt immer wieder Abwasser in die öffentlichen Gewässer. Jüngst wurde deshalb ein Badeverbot in der Trave ausgesprochen. Das System muss daher umgestellt werden. Außerdem sind viele der Pumpwerke in Lübeck alt. Und weil immer mehr Menschen hier leben möchten, müssen immer mehr Neubaugebiete an das Entwässerungsnetz angeschlossen werden.
Investitionen: 30 Millionen Euro pro Jahr
Viel zu tun also für die Entsorgungsbetriebe. Um das alles wuppen zu können, gibt es nun einen „Masterplan Entwässerung“. Zwei Jahre haben die Ingenieure der Entsorgungsbetriebe daran gebastelt, erklärt der Direktor des Unternehmens, Dr. Jan-Dirk Verwey. Damit Lübeck irgendwann in ferner Zukunft auf dem neuesten Stand in Sachen „Entwässerung“ ist, will die Hansestadt nun kräftig investieren. Mindestens 30 Millionen Euro im Jahr sollen in die Hand genommen werden. Gerechnet auf 50 Jahre kommen so 1,6 Milliarden Euro zusammen. Und das ist auch der Zeitrahmen: Mit einer Fertigstellung bis 2075 rechnen die Entsorgungsbetriebe.
„Moderate Gebührenerhöhungen“
Der Masterplan soll mit Gebührenerhöhungen finanziert werden. „Die werden aber moderat ausfallen“, so Dr. Verwey. Und rechnet vor, wo hoch die Ausgaben für Entsorgung und sauberes Wasser pro Lübecker und Tag derzeit sind: 40 Cent. Um 12 bis 14 Prozent sollen die Abwassergebühren im ersten Schritt bis 2025 steigen, schätzt der Chef-Entsorger. Darüber hinaus wollen die Entsorgungsbetriebe aus der Landesabwasserabgabe des Landes Schleswig-Holstein Zuschüsse ziehen, um den Kraftakt zu stemmen. 22 neue Mitarbeiter sollen dafür eingestellt werden.
Ziel: eine lebenswerte Stadt
„Eine lebenswerte Stadt und ein starker Wirtschaftsstandort sind auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesen“, kommentiert Bürgermeister Jan Lindenau die Pläne. „Obwohl von sehr hoher Bedeutung für das Zusammenleben ist die Entwässerung oftmals erst dann sichtbar, wenn sie einmal nicht funktioniert.“
„Ein großes Umweltprojekt
„Die Hansestadt Lübeck startet damit eines der größten Investionsprogramme der letzten Jahrzehnte“, ergänzt Umweltsenator Ludger Hinsen. „Ich freue mich, dass sich dadurch die Gewässer- und Grundwasserqualität in Lübeck deutlich verbessern wird. Das wird ein großes Umweltprojekt.“
Die Lübecker Bürgerschaft muss den Plänen noch zustimmen. Oliver Pries
Foto: Absackung in der Kronsforder Allee im Frühjahr 2020.