Die bis zum 3. September laufende Ausstellung widmet sich dem „Zyklus des Lebens“
Die Ausstellung „Körperwelten“ in der Kulturwerft Gollan ist eröffnet. Unter dem Titel „Der Zyklus des Lebens“ sind rund 180 anatomische Exponate ausgestellt – vom ganzen Körper bis hin zu einzelnen Körperteilen. Auch drei tierische Ausstellungsstücke, darunter ein riesiger Elefant, sind dabei.
Das Konzept, tote Menschen in den unterschiedlichsten Posen zur Schau zu stellen, spaltet seit der ersten Ausstellung im Jahr 1995 die Gemüter. Auch der Start in Lübeck wurde von kritischen Stimmen begleitet. „Problematisch“ findet etwa Pröpstin Petra Kallies das Timing während der Corona-Pandemie.
Für Bürgermeister Jan Lindenau (SPD), der die Eröffnung begleitete, gebe es jedoch keinen falschen Zeitpunkt, um über Leben und Tod zu nachzudenken. Ähnlich sieht es Dr. Angelina Whalley. Die Kuratorin möchte die Ausstellung nicht als „Leichen-Schau“ verstanden wissen, sondern als Einladung, sich mit dem eigenen Leben zu beschäftigen – sei es beim Anblick der Komplexität von Muskelsträngen oder einer grauen Raucherlunge. „Ich glaube nach dem Besuch werden viele Besucher ihren Körper nicht mehr als selbstverständlich ansehen“, so Whalley.
Das aufwendige Konservierungsverfahren der Plastination hatte Dr. Gunther von Hagens bereits 1977 an der Universität Heidelberg erfunden. Dabei werden Körperflüssigkeiten durch Silikon ersetzt. Rund 1500 Arbeitsstunden dauert die Plastination einer einzelnen Leiche. Sämtliche Exponate stammen von Menschen, die zu Lebzeiten verfügt haben, dass ihr Körper nach dem Tod Teil der Ausstellung sein soll.
Auch Günther Frewer möchte seinen Körper spenden. „Ich gehe einfach nicht gerne auf den Friedhof. Außerdem glaube ich, dass die Seele nach dem Tod bereits im nächsten Körper wohnt“, sagte der 64-Jährige aus Eutin und führt auch ganz pragmatische Gründe für seine Entscheidung an.
Eigentlich habe er seinen Körper zu Forschungszwecken an die Universität Lübeck spenden wollen. „Dort hätte ich allerdings die Einäscherung selbst bezahlen müssen“, so Frewer, der die Kritik an den „Körperwelten“ nicht nachvollziehen kann. Wie sein Körper später einmal dargestellt werde, sei ihm „völlig egal“.
Unter Einhaltung der gängigen Hygiene- und Abstandsregeln können Besucher noch bis zum 3. September den Blick unter die Haut erleben. Es herrscht Maskenpflicht.
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Rund drei Jahre dauerte die aufwendige Plastination des riesigen Elefanten. Fotos: Philipp Aissen