Eutin: Mit Ruhe und Geduld den ersten Honig der Saison geerntet

Angst vor Bienen? Fehlanzeige! Vincent und Leander aus Eutin haben in der Corona-Zeit ein neues Hobby für sich entdeckt. Bei Nachbar und Freizeit-Imker Holger Schröder haben die acht und neun Jahre alten Brüder in die Bienenzucht geschnuppert – und Blut geleckt. „Die beiden haben das ganze erlebnisreiche Bienen-Frühjahr miterlebt bis zur Ernte der Frühtracht“, erzählt der Diplom-Sozialpädagoge, der sich über den wissbegierigen Imker-Nachwuchs freut.

„Ich sage den Kids immer: Bewegt euch wie in Zeitlupe!“

Schröder selbst hatte sich 2011 entschlossen, mit der Bienenzucht Ernst zu machen. „Damals habe ich einen Kurs an der Imkerschule in Bad Segeberg absolviert, um mir das Basiswissen anzueignen. Der Grundkurs gibt einem die Chance, nicht alles falsch zu machen“, schmunzelt der Eutiner. „Ich habe früher einen Kindergarten geleitet, und wir waren mit den Mädchen und Jungen oft beim Imker. Ich fand es einfach toll, wie entspannt der Bienenzüchter mit seinen Tieren umgegangen ist.“ 2012 schaffte sich Schröder die ersten Bienen an, heute besitzt er acht Völker, die unweit von seinem Haus in einem kleinen Wäldchen stehen. Welche Tugenden benötigt ein Imker? „Ruhe und Geduld. Ich sage den Kids immer: Bewegt euch wie in Zeitlupe!“, betont Schröder.

Die jungen Hobby-Imker haben einen Bienenschwarm eingefangen

Die Nachbarsjungen haben so manche Verhaltensregel bereits verinnerlicht, das Erlebte abgespeichert und darüber hinaus haben sie sich jede Menge Faktenwissen zusätzlich angelesen – wie man eine Königin markiert, welche Aufgabe Drohnen haben, wie ein neues Bienenvolk entsteht. „Uns gehört sogar schon ein Schwarmvolk“, erzählen Vincent und Leander. Beide hatten das Glück, das Naturschauspiel live mitzuerleben: „Wenn sich der Sommer langsam nähert, will sich das Bienenvolk teilen. Es geht ans Schwärmen. Wir haben die Bienentraube an einem Ast entdeckt und den Schwarm eingefangen“, erläutert Holger Schröder.

„Von der Frühtracht ernte ich jedes Jahr ungefähr 70 Kilo“

Nicht weniger erlebnisreich war kürzlich die Honigernte. Dazu haben die drei Hobby-Imker ganz früh am Morgen die Honigwaben aus den Bienenstöcken entnommen. In einer Zentrifuge wird der Honig geschleudert und dann in einem großen Eimer aufgefangen, wo er regelmäßig gerührt werden muss. Nach ein paar Tagen wird der Honig dann in Gläser abgefüllt und etikettiert. „Von der Frühtracht ernte ich jedes Jahr ungefähr 70 Kilo, das sind über 200 Gläser Honig“, so Schröder. Das Naturprodukt vermarktet er aber nicht über den Einzelhandel, sondern rein privat. Er hat sich gerade einen Honigverkaufsstand für den eigenen Vorgarten gebastelt.

Bienenstöcke müssen mehrmals gegen Varronamilbe behandelt werden

Wie geht das Bienenjahr nun weiter? Vielleicht noch die Sommertracht ernten und ab August zufütten, damit die Bienen Vorräte für den Winter anlegen können. „Bis Dezember müssen die Bienenstöcke außerdem mehrmals gegen die Varronamilbe behandelt werden. Der Parasit ist der gefährlichste Feind der Biene“, meint Schröder. Dann herrscht bis März, wenn die erste Durchsicht der Bienen ansteht, Ruhe. Anschließend geht der Spaß von vorne los – und vielleicht bleiben auch Vincent und Leander am Ball.     vg

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