Mohammad Negahi hat’s geschafft: Vom Flüchtling zum 1er-Absolventen

Ein Schüler erhält sein Zeugnis über den Mittleren Schulabschluss (MSA) mit der Durchschnittsnote 1,0. So etwas kommt durchaus vor, auf den zweiten Blick hält man jedoch inne: Bei dem Empfänger des handelt es sich um einen geflüchteten jungen Mann aus Afghanistan, der im Frühjahr 2016 zum ersten Mal eine deutsche Schule betrat. „So ein Zeugnis, besonders vor diesem Hintergrund, habe ich als Klassenlehrerin noch nie erlebt“, meint Stefanie Giersch, Pädagogin an der Beruflichen Schule in Eutin.

Mit 15 Jahren ganz allein nach Deutschland geflüchtet

Mohammad Negahi, 20 Jahre alt, geboren in Afghanistan, jüngster Sprössling der Familie, als Einjähriger mit den Eltern in den Iran geflüchtet, im Alter von 15 Jahren ganz auf sich allein gestellt über die Türkei, Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, Slowenien, Ungarn und Österreich nach Deutschland geflüchtet, nimmt seine Fluchtbiografie als Teil seines Erfolges wahr: „Ich hatte den Tod vor Augen. Dir wird klar, man kann nicht mitten in der Flucht aufgeben und sagen: Nee, ich will nicht mehr.“ Er sieht sein neues Leben in Deutschland als Chance: „Du merkst, das Leben ist schwer, es ist endlich und du hast nur wenig Zeit, um deine Ziele zu erreichen. Also musst du dich anstrengen, noch mehr anstrengen.“

In sehr kurzer Zeit die deutsche Sprache gelernt

Um schnell Deutsch zu lernen, setzte sich Mohammad das Ziel, täglich – zusätzlich zum Regelunterricht in einer DaZ-Klasse – 25 neue deutsche Wörter zu erlernen. „Soziale Kontakte? Gab es in der Zeit kaum“, so Mohammad, „ich ging zur Schule, kam nach Hause, aß zu Mittag, habe dann gelernt, aß Abendbrot, habe wieder gelernt und bin dann irgendwann eingeschlafen.“

Mohammad beginnt Ausbildung zum Steuerfachangestellten

Mohammad besuchte die Berufsfachschulklasse (BFS) mit Schwerpunkt Wirtschaft: „Mein Wunsch ist es, selbstständig zu werden und irgendwann Millionär zu sein. Dabei geht es mir nicht um das Geld, sondern allein darum, dass ich zeigen kann, dass ich es geschafft habe.“ Seiner Ausbildung als Steuerfachangestellter in einem Steuerbüro in Plön mit paralleler Abendschule an der Beruflichen Schule Eutin, um den Fachhochschulabschluss nachzuholen, steht somit nichts mehr im Wege.

„Jungen Migranten eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben“

Dieses Beispiel zeigt, dass die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund funktioniert. „Sein schulischer Werdegang soll auch ein Signal an die Arbeitgeber im Land sein, jungen Migranten eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben“, so Thomas Vetter, Abteilungsleiter der Eutiner BFS-Klassen.

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