Nach der Tagespflege „Aichengrün“ bekommt Reinfeld Verstärkung für pflegebedürftige Tagesgäste
Nach der im Dezember 2016 eröffneten Tagespflege „Aichengrün“ in der Paul-von-Schoenaich-Straße 40 nimmt mit der „Fliederstube“ in der Neuhöfer Straße 12 eine Filiale ihren Betrieb auf. Am 2. Juni startet die Einrichtung wegen der Einschränkungen zur Corona-Pandemie mit einer Notgruppe für hochgradig an Demenz erkrankte Menschen.
Wer schon einmal einen pflegebedürftigen Angehörigen betreut hat, wird das Gefühl kennen, wenn der Pflegende selbst zum Arzt oder zum Friseur muss, sich eine Stunde entspannen oder einfach nur in aller Ruhe einkaufen gehen möchte: Die Angst, dass zu Hause etwas passiert, dass der Pflegebedürftige stürzen könnte, die Herdplatte anlässt, oder ohne Orientierung einfach das Haus verlässt, sind ständige Begleiter.
„Meine Mutter hat meinen Vater bislang betreut. Aber sie ist selbst 86 Jahre und kann das nicht mehr. Jetzt hat sie von montags bis freitags Verschnaufpause. Die einzige Alternative wäre, meinen Vater ganz in ein Pflegeheim zu geben. Das jedoch möchte die ganze Familie nicht“, erzählt Marlies Stange. Durch die Tagespflege aber könne ihr Vater (87) abends in seiner gewohnten Umgebung bleiben. „Ganz wichtig ist, dass er gerne in die Tagespflege geht und sich dort wohlfühlt. Mit solchen Einrichtungen wird Angehörigen geholfen. Und gerade das ist ganz wichtig“, ist sie überzeugt.
Notgruppen sollen Entlastung bringen
An pflegende Angehörige wie ihre betagte Mutter aber hatten zu Beginn der Corona-Pandemie offenbar nur wenige gedacht, ist sich Magdalena von Ostrowski, Leiterin der Tagespflege „Aichengrün“, sicher und verweist auf die erste Landesverordnung über Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus/Sars/Kovid 2 in Schleswig-Holstein, nach der ab dem 16. März alle Tagespflegeeinrichtungen schließen mussten. Notgruppen sollte es nur für pflegende Angehörige in systemrelevanten Berufen (Krankenpfleger, Ärzte) geben, zu denen die Mutter von Marlies Stange nicht zählte.
Erst die geänderte Landesverordnung vom 1. Mai 2020 habe Verbesserungen gebracht. „Bis dahin musste ich Tagesgäste aus anderen Einrichtungen ohne Notgruppe ablehnen. Auch aus Lübeck haben uns viele Hilferufe erreicht, weil die Familien einfach am Ende ihrer Kraft waren. Ihre Erleichterung, als wir endlich grünes Licht geben konnten, lässt sich kaum in Worte fassen“, so die Leiterin.
Am 2. Juni eröffnet Magdalena von Ostrowski mit der „Fliederstube“ in der nun wenige hundert Meter entfernten Neuhöfer Straße 12 eine weitere Filiale, die speziell auf Menschen mit hochgradiger Demenz ausgerichtet ist. Auch sie startet wegen Corona zunächst mit einer Notgruppe, die von montags bis sonnabends von 8 –16 Uhr geöffnet hat. Nähere Infos dazu gibt es unter der Telefonnummer 04533-6103161.
Stuhlkreis mit Sitzgymnastik: Franz Lebeck, Renate Resthöft, Horst Huth, Klaus Wilhelm Tidow, Ulrich Dreyer und Erna Rohlf (v. li.). Foto: PD