Die Lübeckerin Regina Kamrath ist 73 und erzählt, wie ihr Yoga in der Krisenzeit hilft
Mit der außergewöhnlichen Situation der Pandemie steigen neben der Angst vor einer Erkrankung auch die Zukunftsängste. Dabei triebt viele auch die Frage um, wie lange die noch nie erlebte weltweite Krise anhalten mag. Was kann da helfen, nicht in zu große Ängste und Sorgen zu verfallen? Renate Kamraht, 73 Jahre alt und Yogalehrerin in Lübeck, helfen Yogaübungen, um den Kopf frei zu bekommen.
„Gesundheit ist unser höchstes Gut“, sagt die Seniorin, die am Mühlentor einen Schrebergarten hat. „Ich nutze jeden Sonnenstrahl, um draußen im Garten zu graben und Sonne zu tanken“, ist sie dankbar über die Möglichkeit, sich in dieser Zeit unproblematisch in der Natur aufzuhalten. „Wenn ich dort in der Erde grabe, komme ich zur Ruhe und erde mich im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt sie.
Struktur behalten um innere Ruhe zu hegen
Die Lübeckerin hat sich mit Anfang 60 zur Yogalehrerin ausbilden lassen. In Kursen hatte sie zuvor erfahren, wie hilfreich Yoga in schwierigen Lebenssituationen sein kann, um wieder mehr innere Ruhe zu erlangen. Kurse gibt sie regelmäßig in der Begegnungsstätte Wilhelmine Possehl, im Stadthaus in St. Lorenz Süd sowie bei der Awo.
„Mein Alltag jetzt hat sich neben Mindestabstand und Mundschutz nicht so wesentlich verändert. Doch meine Yogakurse und die Teilnehmer fehlen mir schon sehr“, sagt die Lübeckerin, die ihren Tag schon morgens früh mit Atemübungen startet. Dann folgen eine 20-minütige Meditation und später das Frühstück. „Nur durch eine gute Struktur bekomme ich den Kopf frei“, sagt sie und meint auch die Sorgen in der Krisenzeit. „Das haben wir so ja noch nie erlebt“, stellt sie fest.
Akzeptanz statt Ablenkung
„Natürlich beschleichen mich auch Ängste, dann spüre ich genauer hin. Ablenkung nützt da gar nichts, die Ängste melden sich doch wieder.“ Immer wieder übt sie sich darin, gute wie auch schlechte Veränderungen im Leben anzunehmen, da sie weiß, dass alles wieder vergeht. „Ich vertraue darauf, dass alles gut wird. Das sage ich mir in unruhigen Zeiten immer wieder und es hilft mir. Auch bei Buddha geht es darum, bestehendes Leid zu verringern.“ Im Yoga werde gelernt, belastende Situationen zuerst zu akzeptieren und dann auch loszulassen.
Das regelmäßige Üben von Achtsamkeit und Gelassenheit könne helfen, uns durch diese Zeit zu tragen in der Hoffnung auf bessere Zeiten. „Neben viel Bewegung am Tag kann es auch hilfreich sein, den Körper für zehn Minuten wohlig durchzustrecken, verbunden mit langsamen Atemzügen. Auch geistige Übungen zur Dankbarkeit fallen Regina Kamrath ein darüber, was gut läuft und uns an jedem Tag gut bekommt. „Auf jeden Fall tut es uns allen gut, sich ab und zu von den Auswirkungen der äußeren Einflüsse zu lösen, um wieder Vertrauen zu fassen“, ist sie sich sicher.
Immer wieder zu mehr Ruhe und Gelassenheit finden: Regina Kamrath bei einer Stilleübung in einem Garten. Foto: Monika Poppe-Albrecht