Seit Montag haben viele Geschäfte in Lübeck und der Region wieder geöffnet. Dieser Umstand und das gute Wetter lockten zum Wochenanfang viele Menschen in die Lübecker City – aber nur wenige in die Läden.
Desinfektionsmittel am Eingang
Sarah Schierer vom Kindermodegeschäft „Hansefratz“ in der Großen Burgstraße ist zwiegespalten, was die Wiedereröffnung ihres Geschäftes betrifft. Auf den Straßen flanieren die Menschen. Fast so, als sei alles wieder normal. Laufkundschaft habe sie an diesem Tag bislang kaum gehabt, sagt die Geschäftsinhaberin. Dabei tut Sarah Schierer alles, um Hygienerichtlinien einzuhalten: Am Eingang des hellen Geschäftes steht eine Flasche Desinfektionsmittel, im Laden werden selbst genähte Atemschutzmasken verkauft. „Wer sich nicht an Hygiene- oder Abstandsregeln hält, der muss mein Geschäft verlassen“, erklärt Schierer.
Als Sarah Schierer ihr Geschäft Mitte März wegen der Corona-Krise schließen musste, habe sie erst einmal „auf dem Sofa gesessen und geheult“, erinnert sie sich. Doch dann hätte sie über das Internet und Whatsapp viele Bestellungen für Atemschutzmasken bekommen, auch von Großkunden. 1500 dieser Masken hat Sarah Schierer in den vergangenen Wochen genäht. Außerdem habe sie viel Unterstützung erhalten: Von Kunden, die ihr Präsente und sogar Geld gebracht hätten. Aber auch von Kollegen aus anderen Geschäften, die sie mit Material versorgt haben und sie anderweitig unterstützten.
Alltag muss neu gelernt werden
Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau ist an diesem Nachmittag persönlich ins Geschäft „Hansefratz“ gekommen. Er bringt ein Plakat, das alle wieder geöffneten Läden aufhängen sollen. Darauf werden die Menschen noch einmal über Hygiene- und Abstandsregeln informiert. „Wir müssen jetzt noch einmal neu lernen, wie der Alltag nach den Schließungen funktioniert“, sagt Lindenau. Denn nur, wenn jetzt alle gemeinsam auf sich achten, würde das Hochfahren der Wirtschaft auch funktionieren.
Die Umsetzung der Landesvorgaben sei ein Gewaltakt, erklärt Jan Lindenau. „Wir haben am Samstagnachmittag erst die Vorgaben bekommen und bis Mitternacht an der Umsetzung gearbeitet.“ Und auch die Kontrolle der Einhaltungen der Vorschriften sei aufwendig. Dennoch: Die Hansestadt Lübeck kontrolliert streng. In der City, aber auch in den Stadtteilen. „Wir haben in den vergangenen Wochen bereits Bußgelder verhängt, und wir werden das auch weiterhin tun.“ Damit rechnen müssen Geschäfte, die geöffnet haben, obwohl sie nicht dürfen, oder die die Vorschriften nicht einhalten. Aber auch Menschen, die die Abstandsregeln nicht einhalten. Denn die gelten noch immer. Oliver Pries
BU: Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau überbringt Sarah Schierer vom Geschäft „Hansefratz“ ein Plakat mit Anti-Corona-Regeln. OP