Sebastian Kunzig von der Dachdeckerfirma Cavier und Sohn blickt von seiner Aluleiter in ein Dachrinnensystem, das beim Bau der Kunsttankstelle an der Wallstraße 3-5 vor 84 Jahren vielleicht modern gewesen sein könnte. Mit der Flex und einer Kunststoffbeschichtung geht er größeren Leckagen zu Leibe und schließt alles mit einem sehr haltbaren Wetterschutzlack ab. Der 19 – Jährige ist bei der Firma Cavier und Sohn im zweiten Lehrjahr und mit Freude bei der Sache. Sein Kollege, der Altgeselle Martin Pompa hält große Stücke auf Ihn und auf die Firma. Die soziale Ader des Firmenchefs, Alexander Kunkel, lässt solche Arbeiten wie an der Kunsttankstelle zu: Auszubildende erhalten den Auftrag, Arbeiten allein zu erledigen. Zwar werden sie kontrolliert durch den Altgesellen, führen jedoch alle Arbeitsschritte eigenverantwortlich durch. In solchen Aufträgen steckt dann ein Teilsponsoring der Firma Cavier und Sohn für die Kunsttankstrelle
Das hilft in diesen schweren Zeiten auch der „ Kunsttankstelle, dem schönsten Kunststandort Lübecks“, so Peter Fischer, der Chef des Kunstvereins Defacto Art. Trotz abgesagter Ausstellungen, ausfallender Veranstaltungen und Leere an den ausstellungsgewohnten Galeriewänden ist es in der Kunsttankstelle lebendig. Seit der Verein im Januar 2020 Eigentümer der Immobilie geworden ist, kann renovieret und ausgebaut werden. Die Firma Mandelkau aus Bad Schwartau elektrifiziert zur Zeit die gesamte Anlage, deren Leitungen zum Teil aus dem Jahre 1951 stammen. Der Tischlermeister M. Krieger setzte drei neue Doppeltüren aus Lärchenholz ein.
Die Künstlerinnen und Künstler des Vereins nutzen die Zwangspause, um in virtuellen Räumen Kunst zu verbreiten, vor allem aber auch Mut zu machen. So entsteht für den Sommer ein Angebot für Jugendliche. Die über 20 % Jugendlichen im Verein –„ das macht uns in Lübeck keiner nach“ , meint Peter Fischer – sollen im Sommer in Gruppen vielfältig von Künstlerinnen und Künstlern betreut werden. Kunst wird wieder jung, freut sich Peter Fischer.
Foto: Cavier und Sohn