Dornbreite: Flüchtlingsunterkunft polarisiert Anwohner

Die Emotionen kochten hoch bei der Informationsversammlung

Eine heftige Diskussion entbrannte im Seniorenheim an der Dornbreite. Anwohner informierten sich auf Einladung der Stadtverwaltung über den Bezug eines Wohnhauses an der Eckhorster Straße durch 40 Flüchtlinge. Ulrich Kewitz, Abteilungsleiter im Fachbereich Soziale Sicherung, und Yonathan Arnold, Bereichsleiter für Betreuungsdienste der Johanniter-Unfallhilfe – die mit Johannitern und DRK die Betreuung der erwarteten Flüchtlinge übernimmt – hatten keinen leichten Stand.

Wohnsituation von Flüchtlingen muss laut Bürgerschaftsbeschluss entzerrt werden

Flüchtlinge aus den Herkunftsländern Syrien, dem Irak, Afghanistan, Armenien, Russland und dem Iran sollen sukzessive die Wohneinheiten beziehen. Bereits in der kommenden Woche werden die ersten sieben Bewohner eintreffen, kündigte Kewitz an. Die Gruppe sei gemischt, sagte er zu einer Anfrage aus der Zuhörerschaft; gerade Angekommene seien ebenso darunter wie Menschen, die bereits seit achtzehn Monaten hier seien. Es handle sich um alleinstehende Männer und Frauen sowie kleine Familien. Die Stadt sei im Zugzwang, begründete der Vertreter der Stadtverwaltung die Unterbringung: Zum einen stünden zwei andere Standorte vor der Schließung, zum anderen müsse der Beschluss der Bürgerschaft umgesetzt werden, die Wohnsituation von Flüchtlingen zu entzerren: „was uns ohnehin schon an Grenzen bringt“ – trotz spürbar sinkender Flüchtlingszahlen.

Trotz wenig Bedenken der Vortragenden sind die Meinungen der Zuhörer zu der Wohnanlage gemischt

Probleme würden nicht erwartet, betonten die Vortragenden einhellig, da es sich in dem Gebäude um 24 abgeschlossene Wohneinheiten handle. Diese Wohnform führe erfahrungsgemäß zu einer entspannten Situation. Eine Wohnung werde für die Betreuer zur Verfügung stehen, zwei Einheiten seien barrierefrei und sollen von körperlich behinderten Flüchtlingen bezogen werden. Befristet ist die Maßnahme bis zum Abriss des Gebäudes in zwei Jahren.

Die Zuhörerschaft reagierte gespalten. Bei Wortmeldungen wurde von Ängsten gesprochen, „abends noch raus zu gehen“, Überfälle würden befürchtet. Die Lage des Wohngebäudes neben der Grundschule wurde thematisiert, nach Betroffenen von posttraumatischen Belastungsstörungen bei den Flüchtlingen gefragt. Auch die Sorge wurde geäußert, dass sich Hotspots bildeten, wo die Flüchtlinge „lungerten“. „Wie können Sie uns ein Sicherheitsgefühl geben?“ fragte Pia Heimberg (55). Sie bange um ihre 14-jährige Tochter: „Das lässt sich nicht wegdiskutieren.“ Wiederholt kam die Aufforderung, solche Bedenken ernst zu nehmen, immer wieder wurde der Ton scharf und deutlich aggressiv.

Bisherige Erfahrung zeigt, dass kaum Grund zur Sorge besteht

Kewitz und Arnold verwiesen auf ihre bisherigen Erfahrungen und stellten klar, dass derartige Beschwerden an anderen Standorten weder von Anwohnern, noch von Eltern oder Lehrern benachbarter Schulen zu verzeichnen seien. Lediglich Kleinigkeiten wie die Mülltrennung oder Grillzeiten, so Arnold, seien bisher thematisiert worden. Zudem seien die Mitarbeiter des Betreuungsdienstes acht bis zehn Stunden am Tag vor Ort, um die neuen Bewohner zu unterstützen.
Es gab auch mäßigende Stimmen unter Beifall, darunter der Vorschlag, ein Willkommensfest auf dem Schafsberg zu feiern. „Eine tolle Idee, kommen Sie gern auf mich zu“, sagte Kewitz. Anwohner Achim Schwalen (63) erinnerte an die gemeinsame Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen und forderte dazu auf, sie wenigstens zunächst kennenzulernen. Eine Replik aus der Runde: „Geh du doch für diese Leute arbeiten.“

Dem Vorwurf, dass die Stadt zu spät informiert habe, gab Ulrich Kewitz statt: „Aber das hat sich alles so schnell ergeben, der Vermieter hat uns überrascht.“ Friedhelm Anderl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Siedlung Dornbreite, kritisierte dazu auch, dass sich die Anwohner nicht beizeiten auf die Situation einstellen konnten: „Man muss sehen, dass Ängste da sind.“ Bisherige interkulturelle Aktionen seien erfolgreich verlaufen, das hätte bei mehr Vorlaufzeit organisiert werden können, „um das Ganze nicht so hoch zu kochen“.

 

Es war eine emotionale Informationsveranstaltung im Seniorenheim an der Dornbreite. Foto: Margitta True

Teile diesen Beitrag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert