„Wer ist Jule?“: Plakat-Aktion der Vorwerker Diakonie

Anlass ist der Neubau von Fachklinik für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen.

Wenn Kinder und Jugendliche am Leben verzweifeln, benötigt es adäquate Hilfe. „Vermehrte Akutfälle spiegeln ein Ansteigen von psychischen Erkrankungen im Alter von 13 bis 15 Jahren in den letzten fünf, sechs Jahren stark wider“, sagt Fred Mente, Geschäftsführer der Vorwerker Diakonie. Bis zu 500 Kinder und Jugendliche nimmt die Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Lübecker Einrichtung im Jahr auf. „Depressionen, Zwangsstörungen oder Traumata stehen dabei meist im Vordergrund“, so Chefarzt Oliver Soyka.

„Neben Lübeck besteht ein Versorgungsauftrag für die Kreise Lauenburg, Stormarn und Ostholstein“, erläutert Fred Mente. Um den immer höher werdenden Anforderungen gewachsen zu sein, werde seit 2017 die neue Fachklinik für Junges Leben (JuLe) auf dem Gelände an der Triftstraße geplant. Das Baufeld ist hergerichtet, Grundsteinlegung soll im Frühjahr 2020 sein. Über 50 Plätze für Kinder und Jugendliche wird die neue Klinik bei Eröffnung 2021 haben. „Dann verfügen wir über deutlich bessere Rahmenbedingungen, um den vielfach schwerwiegenden Krankheitsbildern optimal begegnen zu können“, so Oliver Soyka.

Mit der Plakat-Aktion „Wer ist Jule?“ sollen das Neubauvorhaben und das sensible und oft noch tabuisierte Thema von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mehr in die Öffentlichkeit gerückt werden. Start hierzu war der internationale „Tag der Suizidprävention“, an dem angehende Heilerzieher an circa 100 Standorten in Lübeck knallgelbe Wer-ist-Jule-Plakate aufhängten und zusätzlich 39 Bauzaunbanner mit der gleichen Fragestellung installierten. Bis zum 23. September wird so auf eine „Landingpage“ verwiesen, um Interessierte neugierig zu machen.

Mit Pröpstin Petra Kallies, Schauspieler Andreas Hutzel und Bürgermeister Jan Lindenau gibt es Prominente, die die Aktion und deren Hintergründe unterstützen. Die Bausumme der neuen Fachklinik beträgt 13,5 Millionen Euro. Zu 70 Prozent wird das Vorhaben vom Land Schleswig-Holstein finanziert. Bleiben noch rund vier Millionen, die die Vorwerker Diakonie erbringen muss, um den Erkrankten ein Zuhause auf Zeit in einem modernen Umfeld zu geben. „Einige Spendengelder sind bereits eingegangen. Wir hoffen aber auf weitere Förderer und Unterstützer“, so Mente.

Umgang mit psychischen Problemen

Oliver Soyka, Chefarzt der Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, empfiehlt Eltern und Freunden, die in Sorge um ihren Angehörigen oder Freunde sind:

-Nehmen Sie Warnsignale, wie Interessensverlust und sozialen Rückzug, anhaltende Traurigkeit oder häufiges Weinen ernst und hoffen Sie nicht, dass sich die Dinge „von alleine lösen“

-Spielen Sie Schilderungen von Lust- und Kraftlosigkeit, fehlender Freude oder lebensmüder Gedanken nicht herunter

-Nehmen Sie Selbstmordgedanken oder gar -absichten immer ernst – auch wenn es in der Vergangenheit oft noch „gut gegangen ist“

-Seelische Probleme sind häufig schambesetzt. Vermitteln Sie Ihr Interesse und nehmen Sie sich Zeit

-Hören Sie zu, sprechen Sie Ihre Beobachtungen oder Sorgen an und fragen Sie nach, werden Sie aktiv und bieten Sie Ihre Unterstützung an

Ob eine Selbstmordgefährdung besteht, kann nur eine Fachfrau oder ein Fachmann entscheiden. Hiervon Betroffene brauchen aktive Unterstützung und Zuspruch, um sich bei fachkundigen Ärztinnen oder Ärzten vorzustellen.
Ein direkter Kontakt zur Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und –psychotherapie der Vorwerker Diakonie ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr möglich, Telefon 0451/ 4?00?25?04?00

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