Hilfe zur Selbsthilfe: Austausch von Betroffenen will Lebensqualität verbessern und Informationen bieten
Freizeitaktivitäten, Unterhaltung und Ausflüge in geselliger Runde: Andrea Eißer und Annemaria Benn leiten seit gut einem Jahr die Selbsthilfegruppe Schlaganfall und MS, zu der zwölf Frauen und drei Männer aus Lübeck und Ostholstein im Alter von 30 Jahren aufwärts zählen. Vormals von zwei Sozialarbeiterinnen betreut und angesiedelt bei der Uniklinik Lübeck, „treffen wir uns nun privat und vermitteln bei Bedarf an fachkundige Beratung rund um Hilfsmittel, Rente, arbeitsrechtliche Informationen oder die richtige ärztliche Begleitung“, sagt Andrea Eißer. Sie ist selbst Betroffene, denn sie hat mit Mitte Zwanzig einen Schlaganfall erlitten.
Innerhalb einer Ausbildung zur zertifizierten Schlaganfall-Helferin hat sie erfahren, wie sie Schlaganfall-Betroffene begleiten und ihnen Hilfen vermitteln kann. Zudem ging es in dem Lehrgang auch darum, wie Angehörige entlastet werden können. Alle Grundlagen hierzu hat die Ratekauerin in der 40-stündigen Ausbildung der Deutschen Schlaganfall-Hilfe erworben. Als Betroffene geht sie im Beruf wie im Freundeskreis offen mit der Erkrankung um. „Das nimmt mir einen enormen Druck“, rät sie.
Annemaria Benn zählt zu den MS-Erkrankten in der Selbsthilfegruppe und weiß, wie wichtig Stressreduktion und Achtsamkeit auch bei diesem Krankheitsbild sind. „Ergo- und Manuelle Therapie sowie Besuche beim Logopäden stehen bei vielen MS- und Schlaganfallpatienten auf dem Wochenplan“, sagt sie. Die regelmäßigen und unterhaltsamen Treffen in der Gruppe schätzt sie sehr.
„Wir sprechen über unsere Krankheit, das ist ja verständlich.“ Doch vor allem die unterhaltsamen Runden und die Freude durch gemeinsame Aktivitäten seien es, die die Treffen so positiv für sie machen. „Wir sind inzwischen eine richtig gute Gemeinschaft, auch wenn Mobilität und Aktivität sehr unterschiedlich sind.“
Da sowohl MS als auch Schlaganfall das zentrale Nervensystem betreffen, erleben Betroffene ähnliche Symptome wie Lähmungen, Behinderungen beim Gehen oder Sprechen. „Die Ausfälle sind ähnlich, die Ursache nicht“, so Andrea Eißer. Ganz wichtig sei immer die Akzeptanz der eigenen Erkrankung und die Fähigkeit, „im Moment zu leben und nicht nur in der Bude zu hocken“, sagt sie.
Ideen für Ausflüge und Unternehmungen für die Gruppe sammeln alle gemeinsam. Drei Termine hierzu gibt es im Jahr, zwei weitere Termine sollen hinzukommen. Viele Teilnehmer bringen Angehörige und Freunde mit in die Runde. Treffen sind regelmäßig jeden zweiten Mittwoch von 14 bis 15.30 Uhr im Marlistro in der Königstraße. Interessierte sind jederzeit willkommen.
Kontakt:
Andrea Eißer
E-Mail: ae4490@t-online.de
Gemeinsamkeit mit Krankheit: Andrea Eißer (li.) und Annemaria Benn von der Selbsthilfegruppe Schlaganfall und MS laden Interessierte zum Heinreinschauen ein. Foto: mpa