Ihre Musik definiert die US-amerikanische Singer-Songwriterin Meiko als Acoustic Folk Rock. Ein leichtfüßig, poppiger Sound, an dem auch die Produzenten der Kult-TV-Serie „Grey’s Anatomy“ nicht vorbeikamen. Nach Stationen in Los Angeles und Nashville lebt die 37-Jährige mit ihrer Familie inzwischen in Hamburg. Am nächsten Sonnabend, 14. September, um 20 Uhr gibt die Künstlerin auf Einladung des Kulturbundes Eutin ein Konzert im Eutiner Binchen-Kino. Der Wochenspiegel hat mit ihr gesprochen.
Wie bis Du zur Musik gekommen?
Mein Vater spielt Gitarre, von Kindesbeinen an hörte ich ihm immer zu. Als ich zwölf Jahre alt war, schenkte er mir zu Weihnachten eine Gitarre und brachte mir einige Akkorde bei. Und schon sehr bald danach begann ich, Lieder zu schreiben.
Was war Dein erster eigener Song?
Mein erster Song hieß „Why“. Es ging darum, dass ich mich in der Schule sehr traurig und allein fühlte. Ich habe mich meinen Emotionen gestellt – aus der Perspektive eines Teenagers. Bis heute sind meine Lieder eigentlich ein Spiegel meiner Gefühle. Seit ich zehn bin, schreibe ich Tagebücher. Viele meiner Songs klingen wie eine Art Eintrag ins Tagebuch.
Was bedeutet Dir das Songwriting?
Sehr viel. Es ist eine Möglichkeit, den Geist gesund zu halten. Du hast so viele Gefühle in dir, du kannst sie niederschreiben, verarbeiten und dich dadurch von seelischen Konflikten befreien und das innere Gleichgewicht zurückgewinnen.
Deswegen klingen Deine Songs auch oft sehr persönlich und intim …
Ja, das stimmt. Vieles dreht sich um Beziehungen, aber jetzt da ich verheiratet und Mutter bin, schreibe ich mehr über Dinge in der Welt, die mich aufregen. Auch der Umzug nach Hamburg hat etwas damit zu tun, dass ich die Welt mit etwas anderen Augen betrachte und meinen Horizont erweitere.
Wie hast Du Deinen Durchbruch erlebt?
Musikerin war von Anfang an mein Traumberuf. Mit 19 Jahren ging ich nach der Highschool nach Los Angeles und arbeitete zunächst als Kellnerin in einem Musikcafé. Wenn Bands Auftritte kurzfristig absagen mussten, wurde ich gefragt, ob ich als Ersatz einspringe. In dieser Zeit traf ich die Musikverantwortliche von „Grey’s Anatomy“, die mich fragte, ob sie einen Song von mir in ihrer TV-Show verwenden dürften. So wurde ich über Nacht in den USA bekannt, denn viele Zuschauer sahen die Serie auch deshalb, weil dort neue, gute Musik zu hören war.
Ist es schwierig, im Musikgeschäft Fuß zu fassen?
Als ich angefangen habe, war es einfacher. Es klingt vielleicht ironisch: Aber dadurch, dass heute jeder seine Musik im Internet hochladen und veröffentlichen kann, ist es schwieriger geworden, unter so vielen anderen Künstlern entdeckt zu werden – allein bei Spotify werden täglich 300?000 Songs hochgeladen.
Du hast mal erzählt, Du schreibst lieber Briefe an Leute anstatt Dinge mit ihnen im direkten Gespräch zu klären. Briefe, die Du nicht abschickst, stattdessen aber Songs daraus machst. An wen hast Du Deinen letzten Brief adressiert?
Den Song habe ich letzte Woche geschrieben, es ist ein Brief an meine Schwester. Ein Kommentar über ihren Hang zu komplizierten Liebesbeziehungen, die immer als filmreifes Drama enden …
Was ist zuerst da: Text oder Melodie?
Die Melodie. Und dann improvisiere ich während ich spiele und spreche das aus, was mir gerade durch den Kopf geht. Es überrascht mich oft selbst, was mir so alles auf dem Herz liegt.
Bist Du besonders stolz auf Dein neues Album, weil Du es selbst finanziert und unabhängig produziert hast?
Darauf bin ich sehr stolz. Es fühlt sich gut an, sich nicht auf eine Plattenfirma verlassen zu müssen, sondern meinen eigenen Träumen zu folgen. Als unabhängiger Künstler hast du einfach mehr Freiheiten. Dir sagt keiner, wann du dein nächstes Album herausbringen musst. Ohne Termindruck können die Songs wachsen. Und weil du nicht das große Budget hast, musst du kreativer sein und Lösungen finden. Dadurch lernt man, auch mit schwierigen Situationen umzugehen. Der einzige Nachteil ist, dass die Gefahr besteht, faul zu werden und Dinge auf morgen zu verschieben.
Du bist jetzt rund ein Jahr in Hamburg. Hast Du Dich in der Hansestadt schon eingelebt?
Oh ja. Es fühlt sich wie zu Hause an. Ich mag die Menschen und die Schönheit der Stadt. Ehrlich gesagt, mag ich auch die Sprache – richtig Deutsch zu lernen, wird mein nächster Schritt.
Welche neuen Erfahrungen hast Du hier in Deutschland gemacht?
Ich habe das Gefühl, Deutsche scheuen sich nicht, über ihre Ansichten und Meinungen zu sprechen. Das hilft mir beim Songwriting, denn Deutsche reden offener über Probleme wie etwa die Ungerechtigkeiten in der Welt. Sicherlich nicht jeder, aber man macht sich mehr Gedanken um die Welt. Und ich denke, dass in Deutschland im Vergleich zur USA eine bessere gesellschaftliche Fürsorge herrscht – vom gesünderen Essen bis zum Gesundheitssystem. Das ist beruhigend.
Für die Menschen, die Deine Musik nicht kennen: Warum sollte man Dein Konzert besuchen?
Die Leute mögen es vielleicht, fröhliche, mit Herzblut gemachte Musik zu hören – denn ich liebe es, zu singen. Musik, bei der man entspannen kann. Und außerdem mag ich auch die Idee, Menschen durch Musik zu helfen. Musik heilt.
-> Karten für 12 Euro (ermäßigt 10 Euro) gibt es im Vorverkauf bei der Tourist-Info Eutin, Telefon 04521 709734. Reservierungen sind per E-Mail an kultur@kulturbund-eutin.de möglich.
Singer-Songwriterin Meiko fühlt sich ein Jahr nach ihrem Umzug in Hamburg wie zu Hause. (Foto: Graap)