Arbeitsgruppe will armen Kindern helfen
Kinderarmut hat viele Gesichter, erkennen kann man sie in der Regel aber nicht. Allein in Reinfeld leben 338 von 1529 Kindern in sogenannten Bedarfsgemeinschaften von Hartz IV oder beziehen sonstige Sozialleistungen. Das Geld in den Familien ist knapp. So knapp, dass neue Stifte oder Hefte für die Schule ein Problem sind. Diesen Kindern und solchen, die aus Schusseligkeit etwas vergessen haben, möchte die Reinfelder „Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Kinderarmut“ mit „Aus-der-Klemme-Kisten“ unter die Arme greifen. Gefüllt sind sie mit Schulmaterialien wie Buntstiften, Heften, Anspitzern und vielem mehr, was die Schüler kurzfristig ausleihen und später zurückgeben können.
„Kinderarmut ist versteckt. Man sieht sie nicht. Ihrer habhaft zu werden, ist schwer. Überall stößt man an die Grenzen des Datenschutzes“, bedauert Gerd Hermann, der zusammen mit Rolf-Jürgen Hanf, Ulrike Reichle und Heike Sobik zum „harten Kern“ der parteiübergreifenden Arbeitsgruppe gehört.
Die Kisten enthalten Schulmaterialien
Die AG habe lange überlegt und viele Gespräche mit den Reinfelder Schulen und Kindertagesstätten geführt und kam zu dem Schluss, eine „Aus-der-Klemme-Kiste“ zunächst für die ersten Klassen der Grundschule, die 5. Klassen der Immanuel-Kant-Schule und zwei für die Erich-Kästner-Schule auf den Weg bringen wollen. Mit 13 bis 15 „Aus-der-Klemme-Kisten“ wollen die Initiatoren anfangen.
Die Holzkisten, deren Prototyp Jürgen Rabeneck, Vorsitzender des Handelsvereins Reinfeld (HVR), gebaut hat, enthalten Schulmaterial vom Bleistift bis zum Zirkel, vom Schreibheft bis zum Geodreieck. „So etwas wird aus Schusseligkeit ganz gerne vergessen. Bei manchen Schülern aber fehlt auch das Geld, diese Dinge kaufen zu können. Bei Bedarf können alle Schüler für die jeweilige Unterrichtsstunde etwas aus der Kiste ausleihen, was niemandem peinlich sein muss. Ein Outing findet dadurch nicht statt“, so Rolf-Jürgen Hanf.
Es werden noch Spender gesucht
Beim Handelsverein Reinfeld, der Arbeiterwohlfahrt und beim Bürgerverein fand die Idee sofort großen Anklang. Nur bei den möglichen Sponsoren, die die „Aus-der-Klemme-Kisten“ mit Schulmaterialien füllen sollten, hatten die Initiatoren bislang weniger Glück. Angesprochen waren die großen Hersteller für Schulbedarf. Lediglich die Ahrensburger Firma „Edding“ sagte sofort zu, die von ihr hergestellten Schreibgeräte zur Verfügung stellen zu wollen.
Jetzt hoffen die Initiatoren auf Spenden von Firmen der Umgebung. Auch Privatpersonen, die zu Hause noch auf einem Vorrat an Heften und Bleistiften sitzen, können das Projekt in Form von Sachspenden unterstützen und im Sozialkaufhaus, Friedrich-Ebert-Straße 14, oder an einem Infostand abgeben. Infostände gibt es an den Sonnabenden, 3. und 10. August vor der Buchhandlung Michaels, sowie am Freitag, 9. August, ab jeweils 10 Uhr auf dem Wochenmarkt.
Foto: Mit einer „Aus-der-Klemme-Kiste“ wollen Gerd Herrmann, Sabine Siebler und Rolf-Jürgen Hanf (v. li.) Schülern unter die Arme greifen, die Schulmaterial entweder vergessen haben oder es aus Geldmangel nicht rechtzeitig beschaffen konnten. Foto: Petra Dreu