Museum ja, mit Kindern jedoch zu anstrengend, das war gestern: Während das Museum für Natur und Umwelt und das Museumsquartier St. Annen sich bereits auch auf kleine Museumsbesucher eingestellt haben, zieht das Günter Grass-Haus nach und hat seine Räumlichkeiten kindgerecht und spannend umgestaltet.
Da gibt es Käpt’n Olok Schnarock, eine Schnecke mit großem Schnauzbart, Pfeife und Kapitänsmütze, der mit seiner bunten Mannschaft im Günter Grass-Haus zu finden ist und Kinder bis zehn Jahren auf das Holzschiff „Tulla“ einlädt. Vorher ist jedoch die Aufgabe zu erfüllen, den Schiffsjungen Stanko Ratzke, Kommandant Hermann Haubenkamm, Steuermann Bruno Matuschek und die restlichen Mitglieder der Seemannstruppe im gesamten Haus zu finden. „Alle an Bord“ heißt die Rallye. Die Tiermotive dazu hat sich Nadia Budde in Anlehnung an die Werke von Grass ausgedacht. Ihre Illustrationen fließen ein in einen Ausstellungsguide für Kinder und auch die Geschichte dazu stammt von ihr.
„Kinder und Jugendliche sind die Besucher von morgen“, sagt Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen. „Wer als Kind Museumsbesuche spielerisch erfährt, kann diese später als Erwachsener noch mehr genießen“, bestätigt Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Günter Grass-Hauses. Auch als Vater weiß er, wie das Interesse von Kindern geweckt werden kann. Mit den Neuerungen in der Glockengießerstraße, die Dank der finanziellen Unterstützung der Wessel-Stiftung und des Arbeitskreises selbstständiger Kulturinstitute möglich wurde, möchte Thomsa den Grundstock für kulturelles Interesse bei den Kleinsten legen.
Schon im Museumsshop geht es fröhlich maritim los: Neben dem Museumsguide für Kinder gibt es Karten und Aufkleber mit der Tiermannschaft. Um über den Tresen zu schauen, steigen die Kinder auf eine für sie angefertigte Kinder-Landungsbrücke. Danach geht es in die Garderobe, wo nun auch die Kleinen ihre Jacken in kindgerechter Höhe an bunte Haken hängen. Selbst Babys werden auf Grass-Werke eingestimmt, wenn sie vom neuen Wickeltisch aus auf ein Mobile mit kleinsten Blechtrommeln blicken. Im nächsten Raum treffen große und kleine Besucher auf einen begehbaren Kaufmannsladen, der nachempfunden ist aus dem Danzig der 30er Jahre. Achtung: Anfassen ausdrücklich erlaubt! Und so viel darf verraten werden: Irgendwo dort sind die beiden Schiffsköche Ida und Jan Stoffel zu finden! Der Verkaufstresen darf geöffnet werden, damit die Kinder sich dort verstecken oder hindurch kriechen können. Um eine weitere Ecke herum gibt es einen kleinen Kaufmannsladen in Kindergröße,der ebenfalls zum Spielen einlädt, während Eltern oder Großeltern sich abwechselnd den Themen des Hauses widmen.
„Günter Grass hätte sich sehr gefreut über unsere Neuausrichtung für Familien mit Kinder“, vermutet Thomsa. Schon mit seinen ersten Kinderfesten im Haus fand er Unterstützung von Grass, der Großvater von 18 Enkelkinder war. Neben weiteren Kinder-Workshops und Aktionen sind auch Kindergeburtstage mit vielen Überraschungen künftig zu buchen. mpa
Foto: Jörg-Philipp Thomsa (l.) und Hans-Jochen Arndt mit den lustigen Illustrationen von Nadia Budde vor dem Holzschiff „Tulla“. mpa